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Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)

Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)

Titel: Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
Autoren: Richard Castle
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hineinwollte, und vor allem das zu bemerken, was sie bemerkte.
    Ihrem ersten Eindruck zufolge war das Opfer keine Person, die sich körperlich betätigte. Eine beachtliche Speckrolle an seinem Bauch deutete darauf hin, dass er zu Lebzeiten viel gesessen hatte oder zumindest einen Beruf ausübte, der nichts mit Bewegung oder Kraft zu tun hatte, wie Sport, Bauarbeiten oder andere handwerkliche Tätigkeiten. Wie bei den meisten Leuten war die Haut seiner Oberarme im Vergleich zu der der Unterarme blass, aber der Kontrast war nicht besonders stark. Das verriet ihr nicht nur, dass er sich viel im Haus aufhielt, sondern auch, dass er entweder häufig langärmlige Kleidung trug oder nicht gern im Garten arbeitete oder Golf spielte. Andernfalls wäre selbst so lange nach dem Sommer noch ein wenig Bräune zu sehen gewesen. Sie trat näher, um seine Hände zu betrachten und achtete darauf, nicht auf sie zu atmen. Sie waren sauber und weich, was ihre Annahme bezüglich des Lebens im Haus bestärkte. Die Fingernägel waren ordentlich aber nicht manikürt. So etwas sah man normalerweise bei wohlhabenden Männern mittleren Alters oder jungen Yuppies, die besser in Form waren. Das Kopfhaar war in der Mitte ausgedünnt, was zu dem Alter passte, auf das Lauren ihn geschätzt hatte. Das Gleiche galt für die weißen Strähnen, die sich ins dunkelgraue Haar mischten. Die Augenbrauen waren buschig, was manchmal auf einen Junggesellen oder einen Witwer hindeuten konnte, und sein grauweißer Spitzbart verlieh ihm das Aussehen eines Akademikers oder Gelehrten. Nikki sah erneut auf seine Fingerspitzen und bemerkte die bläuliche Verfärbung, die sich in der Haut selbst zu befinden schien und nicht darauf, wie es bei Ölfarbe oder Tintenflecken der Fall gewesen wäre.
    Überall waren Blutergüsse, Quaddeln und Hautabschürfungen zu sehen – vorne, hinten und auch an den Seiten des Körpers, sowohl am Rumpf, an den Beinen und an den Armen. Detective Heat blieb bei ihrer unvoreingenommenen Herangehensweise und versuchte, diese Male nicht einer Nacht voller sadomasochistischer Aktivitäten zuzuschreiben. Es war möglich, in Anbetracht der Umgebung sogar wahrscheinlich, aber keinesfalls sicher. Es gab keine offensichtlichen Schnitte, Stichwunden oder Einschüsse, und sie konnte auch kein Blut entdecken.
    Der Rest des Raums war makellos, zumindest für einen Folterkeller. Die Suche der Spurensicherung nach Fingerabdrücken und Fasern mochte Beweise erbringen, doch es gab keinen sichtbaren Abfall, keine Zigarettenstummel und auch sonst keine Hinweise wie zum Beispiel ein praktischerweise fallen gelassenes Streichholzheftchen aus einem Hotel, auf dem die Zimmernummer des Mörders stand, wie man es in den alten Filmen sah.
    Wieder erinnerte sich Nikki daran, für alles offen zu sein, und weigerte sich, zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass es überhaupt einen Mörder im klassischen Sinn gab. Ein Tötungsdelikt? Möglicherweise. Mord? Ebenfalls nur eine Möglichkeit. Die Option, dass es sich um einen Unfalltod im Zuge einer Foltersitzung handelte, die in beiderseitigem Einvernehmen stattfand, durfte nicht ausgeschlossen werden. Womöglich geriet die Sache außer Kontrolle und die dominante Person in der Beziehung ergriff daraufhin panisch die Flucht.
    Heat entwarf gerade ihr eigenes Diagramm des Raumaufbaus, was sie immer tat, um zusätzlich zu dem, das die Spurensicherung anfertigte, noch ein persönliches Bild zu haben, als Detective Ochoa von der Befragung der Reinigungskräfte zurückkehrte. Er begrüßte Nikki recht nüchtern, doch seine Miene hellte sich sofort auf, sobald sein Blick auf die Gerichtsmedizinerin fiel.
    „Detective“, sagte Lauren ein wenig zu formell.
    „Doktor“, erwiderte er in ebenso zurückhaltendem Ton. Dann sah Nikki, wie Lauren etwas aus der Tasche ihres Anzugs nahm und es ihm zusteckte. Detective Ochoa warf keinen Blick darauf, sagte nur „Ja, danke“ und trat quer durch den Raum, wo er ihnen den Rücken zuwandte und seine Armbanduhr an seinem Handgelenk befestigte. Nikki konnte sich leicht ausrechnen, wo Oach gewesen war, als man ihn zum Einsatz gerufen hatte.
    Zu sehen, wie die beiden diese Scharade veranstalteten, um ihre Intimität zu verbergen, versetzte ihr einen Stich. Sie hob ihren Stift über das Diagramm und hielt inne, da sie sich daran erinnerte, dass sie und Rook sich vor gar nicht langer Zeit ähnlich verhalten hatten, um ihre Affäre geheim zu halten – und damit ebenfalls niemandem etwas
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