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Cash

Cash

Titel: Cash
Autoren: Richard Price
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umgekehrten Hamstertour fest und hatte keinen Schimmer, wo sie hin waren. Und sein Ex-Stiefvater erlaubte ihm kein Handy.
    »Ja, die Siedlungen sind jetzt total offen«, sagte Little Dap wieder.
    »Und dein Bruder?«
    Tristan wusste Bescheid über Big Dap, alle wussten Bescheid über den einzigen Nigger in der Geschichte, der jemals in einem Fahrstuhl mit einem Polizisten aneinandergerempelt war, dem Typen mit dessen Knarre ins Bein geschossen hatte und aus der Nummer rausgekommen war.
    »Dap? Pfff ... Nigger ist zu faul. Ich meine, der könnte die Lemlichs schmeißen, wenn er wollte jedenfalls, die machen sich ja alle vor ihm ins Hemd, also, wenn er sich ins Zeug legen würde, okay? Aber Scheiße, der will nur so pillepalle wie möglich an die Kohle. Ran an die Ecke, >Yo, Shorty, dealst du? Hundert die Woche<. Einsammeln, zurück zu Shyannes Bude, Hirn rauspaffen, Glotze. Das ist kein Leben.«
    »Mal zehn Ecken?«
    Tristan kriegte bloß 25, 30 Dollar pro Lieferung für Smoov, und Smoov haute ihn nur an, wenn sonst keiner da war.
    »Weit offen ...« Little Dap schüttelte den Kopf, als handelte es sich um eine Tragödie.
    »Und jetzt? Machst du da drüben den King, oder was?«
    »Bin ich bescheuert? Und dann in irgendeinem unterirdischen Supermax landen? Alter Knochen hier aus dem Kiez hat erzählt, in so einem Bau wirst du in einem Jahr zehn Jahre älter, und die armen Schweine liegen rund um die Uhr da und träumen, wie sie sich am besten umbringen.«
    »Echt?«
    »Da geh ich doch lieber wieder zur Gladiatorenschule.«
    «Echt.«
    Tristan hatte weder im Jugendknast noch, seit er siebzehn geworden war letztes Jahr, in den Katakomben gesessen, er war nur wie alle ein paar Mal unter Auflagen freigelassen worden wegen der üblichen Scheiße: Drogenbesitz, unbefugtes Betreten - alias nach der Sperrstunde im Park rumhängen -, eine Klopperei und Pissen aus dem Schlafzimmerfenster.
    »Ich sag dir aber mal, was ich mache«, sagte Little Dap. »Ein Pack reindröhnen heute Abend, drauf sein, morgen ausschlafen und Party.«
    »Deinem eigenen Bruder Eckenmiete zahlen?«
    »Von mir nimmt der nichts.«
    »Du hast die Kohle für ein Pack?«, fragte Tristan.
    Dap machte das Gleiche wie Tristan, Botengänge, vielleicht öfter, weil er beliebter war, aber er bekam auch noch Geld von seiner Großmutter und machte hin und wieder Kollekte für seinen Bruder.
    »Nicht jetzt aktuell, aber heute Abend - komm ich wieder hier hoch, zieh einen Zombie ab und bin präpariert.«
    »Alles klar.« Tristan konnte nicht recht folgen.
    »Es gibt da diesen Friseurladen in Washington Heights, okay? Wenn du ein hermano dominicano bist, verkaufen sie dir ein Gramm für zwanzig Dollar, ich überleg jetzt also, lass uns hier einen Zombie abziehen, mit dem Kies oben hoch, du besorgst das Zeug, wir kommen wieder runter um Tompkins Park rum, verticken das G den weißen Jungs, die aus den Bars kommen, für hundert, kapierst du? Wir gehen da oben hoch mit, sagen wir, zweihundert für zehn Gramm, kommen zurück, verkaufen für tausend, kannst dir ausrechnen.«
    Wir ...
    »Echt, oder?«
    »Scheiße mal echt.«
    Aber Washington Heights. Oder auch nur hierher zurück. Sie waren bloß fünf oder sechs Blocks von den Lemlichs entfernt, aber Tristan konnte die Male, die er von Botengängen abgesehen so weit von zu Hause weg gewesen war, fast an seinen Fingern abzählen. Er ging nicht gern nördlich über die Houston Street hinaus oder westlich über die Essex, und ganz und gar nicht gern lieferte er Stoff an die Ärzte und Schwestern oben im Bellevue oder der Gelenkeklinik an der NYU, beides so weit oben in der Stadt, das könnte genauso gut Ausland sein. Eigentlich war die einzige problemlose Lieferadresse das Anwaltsbüro in der Hester Street, ziemlich in der Nähe, wobei dieser rothaarige Anwalt Danny, wenn es ihn packte, Tristan plötzlich »Che« nannte wegen seinem Ziegenbärtchen, und Tristan hatte keine Ahnung, wie er ihm das abgewöhnen sollte.
    Es war ihm ein Rätsel, wie Smoov, der nur ein Jahr älter war als er, so abgeklärt in all diese Uptown-Bars bei den Krankenhäusern marschieren und die Ärzte, Schwestern, Anwälte und sonst wen anquatschen konnte, um seinen Kundenstamm zu erweitern. Scheiße, er wäre nicht mal hier auf dieser Müllhalde, wenn Little Dap nicht gesagt hätte, Komm mit.
    »Und, machst du mit?«
    »Ich weiß nicht.« Sein Ex-Stiefvater, die Fäuste. »Muss vielleicht auf die Kleinen aufpassen.«
    »Siehst du?« Little Dap sprach mit
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