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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman
Autoren: Jeffery Deaver
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»Wir bleiben bei unserem Plan.«
    » Da .«
    Der Ire ließ den Motor an. Schaltete die Scheinwerfer ein.
    Bond vergewisserte sich, dass seine Walther fest in ihrem Lederholster steckte, und stieg hinten in den Polizeiwagen ein. Auf dem Fahrzeugboden lag eine leere Getränkedose. Während Bond auf Beobachtungsposten gewesen war, hatte einer seiner Genossen sich ein Jelen Pivo gegönnt, das Bier mit dem Hirschkopf. Die Insubordination ärgerte ihn mehr als die Sorglosigkeit. Der Ire könnte Verdacht schöpfen, wenn er von einem Polizisten angehalten wurde, dessen Atem nach Bier roch. Das Ego und die Gier eines Mannes kann man sich zunutze machen, glaubte Bond, doch Inkompetenz stellt lediglich eine unentschuldbare Gefahr dar.
    Die Serben nahmen auf den Vordersitzen Platz. Der Motor erwachte zum Leben. Bond klopfte gegen den Ohrhörer seines SRAC , des Short-Range Agent Communication Device, mit dem im Verlauf taktischer Operationen ein verschlüsselter Funkverkehr möglich war. »Kanal zwei«, erinnerte er sie.
    » Da, da «. Der ältere Mann klang gelangweilt. Die beiden steckten sich die Knöpfe ins Ohr.
    Und James Bond fragte sich erneut: Hatte er das hier gründlich genug bedacht? Trotz aller Eile, mit der dieser Einsatz veranlasst worden war, hatte Bond vier Stunden auf die Planung verwandt. Er glaubte, alle denkbaren Möglichkeiten in Erwägung gezogen zu haben.
    Außer einer, wie es schien.
    Der Ire tat nicht, was er unbedingt tun musste.
    Er fuhr nicht weg.
    Der Mercedes bog nicht etwa in die Auffahrt ein, sondern rollte vom Parkplatz auf den Rasen neben dem Restaurant, verdeckt durch eine hohe Hecke, sodass Personal und Gäste ihn nicht sehen konnten. Er steuerte auf ein mit Unkraut bewachsenes Feld im Osten zu.
    » Govno! «, rief der jüngere Agent. »Was macht er denn da?« Die drei Männer stiegen aus, um besser sehen zu können. Der Ältere zog seine Pistole und wollte dem Wagen hinterherlaufen.
    Bond hielt ihn zurück. »Nein! Warten Sie.«
    »Er entkommt. Er hat uns bemerkt!«
    »Nein – das hat einen anderen Grund.« Der Ire fuhr nicht, als würde er verfolgt, sondern ließ den Mercedes langsam voranrollen, wie ein Boot in der sanften Morgendünung. Außerdem gab es nichts, wohin er hätte fliehen können. Das Gelände wurde eingerahmt durch die Klippen oberhalb der Donau, den Bahndamm und den Wald auf den Hängen der Fruška Gora.
    Bond beobachtete, wie der Mercedes in etwa hundert Metern Entfernung die Schienen erreichte. Der Wagen bremste, machte eine Kehrtwende und hielt an. Die Haube zeigte nun wieder in Richtung des Restaurants. In der Nähe stand ein Schuppen der Bahn, und es gab eine Weiche, an der ein zweites Gleis vom Hauptstrang abzweigte. Die beiden Männer stiegen aus, und der Ire holte etwas aus dem Kofferraum.
    Du musst auf Handlungen des Gegners angemessen reagieren – Bond rezitierte in Gedanken eine weitere Grundregel aus dem Ausbildungszentrum von Fort Monckton bei Gosport. Du musst die Absicht des anderen ergründen.
    Doch was hatte der Ire vor?
    Bond nahm abermals das Fernrohr zur Hand, schaltete den Restlichtverstärker ein und stellte das Bild scharf. Der Partner öffnete soeben die Klappe eines der Signale neben den Schienen und fing an, im Innern herumzufummeln. Bond sah, dass das abzweigende Gleis verrostet und stillgelegt war. Es endete auf einem Hügel an einer Barriere.
    Demnach ging es um Sabotage. Sie wollten den Zug umleiten und entgleisen lassen. Die Waggons würden den Hügel hinunterstürzen und in einem Bach landen, der in die Donau mündete.
    Aber warum?
    Bond richtete das Fernrohr auf die Diesellok und ihre Waggons und sah die Antwort. Die ersten beiden Wagen hatten bloß Altmetall geladen, doch hinter ihnen stand auf der Plane eines Tiefladers Opasnost! geschrieben. Gefahr! Außerdem prangte dort das international gültige diamantförmige Symbol für Gefahrgut, das im Notfall den Rettern Aufschluss über den genauen Inhalt einer Ladung gab. Beunruhigenderweise hatte dieser Diamant hier hohe Werte in allen drei Kategorien: Gesundheitsrisiko, Instabilität und Entzündlichkeit. Das W darunter bedeutete, dass die Substanz auf kritische Weise mit Wasser reagieren würde. Was auch immer auf diesem Waggon verladen war, es zählte zur tödlichsten Gefahrenstufe, abgesehen von nuklearem Material.
    Der Zug befand sich nur noch etwas mehr als einen Kilometer von der Weiche entfernt und legte vor der Steigung zur Brücke an Tempo zu.
    Du musst auf Handlungen des Gegners
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