Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caroline

Caroline

Titel: Caroline
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
ein kleines Küchenmesser aus einer Schublade. Ich zog meine Handgelenke auseinander und sie schnitt die Handschellen durch.
    »Verdammt nochmal, Nel!«
    Ihr tränten die Augen und sie hustete. »Ist schon vorbei«, sagte sie. »Ich weiß jetzt, was da so geknallt hat, das war dein Bildschirm, den sie kaputtgeschlagen haben. Und danach haben sie die Säure drübergekippt.«
    »Warum?« Ich konnte nicht klar denken, die Säuredämpfe hatten auch die Elektronik in meinem Schädel angegriffen. »Sie hätten ihn doch einfach mitnehmen können.«
    »Aber so war die Drohung eindrucksvoller. Ich gucke mir das mal an.« Nel hielt sich ein Geschirrhandtuch vor die Nase und verließ die Küche. Ich folgte ihr und begutachtete über ihre Schulter hinweg das Chaos von Schaum, Glas und geschmolzenem Plastik auf meinem Schreibtisch. Es erinnerte mich an ein von Lasergewehren zerfetztes Weltraummonster aus einem Sciencefictionfilm.
    »Dein Computer, dein Schreibtisch und alles, was drin war, sind völlig zerstört.«
    »Das sind doch nur Dinge.«
    Wir gingen zurück in die Küche. Frische Luft, offene Fenster. Mir wurde klar, dass unsere Heizung größte Anstrengungen unternahm, den gesamten Weltraum zu erwärmen, und ich drehte den Thermostat auf Null. Ich wusch mir die Hände und das Gesicht.
    Wir warteten eine Weile, um sicherzugehen, dass kein Feuer ausbrach. Wir tranken ein Glas Cognac. Keiner von uns machte den Vorschlag, die Polizei anzurufen.
    »Das kommt davon, wenn du herumposaunst, dass du Carolines Buch hast beziehungsweise hattest.«
    »Ich hoffe, dass sie Letzteres denken. Aber sie hatten dieses Zeug und Gasmasken dabei, also hatten sie sowieso vor, den Computer aufzulösen.« Ich trank einen Schluck Cognac. »Was hat die Larue ihrem Agenten vorgelogen? Da steckt doch er dahinter.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Larue über diese Art von Kontakten verfügt. Aber Drisman könnte sie haben. Du weißt doch, wie einfach das geht, wenn man erst mal den Kontakt geknüpft hat. Die beiden Kerle haben natürlich keine Ahnung, wer ihr Auftraggeber ist. Man bekommt die Nummer einer Referenzperson, ruft an, ohne seinen Namen zu nennen. Dann bekommt man eine Adresse, an die man das Geld liefern muss, plus ein paar Hunderter zusätzlich für den Mittelsmann, der das Geld überbringt. Das Einzige, was man braucht, ist diese Referenzperson, damit ist man vertrauenswürdig.«
    »Hast du vor, von Drisman Schadensersatz zu fordern?«
    »Erst mal lasse ich ihn im eigenen Saft schmoren.«
    Nel grinste. »Vom Heuschober wussten sie nichts.«
    Ich nickte. »Die Larue hat ein Verhältnis mit Drisman, aber trotzdem. Ob sie ihm auf die Nase binden würde, dass das erste Meisterwerk auch nicht von ihr stammt?«
    Nel dachte nach. Dann sagte sie: »Sie könnte ihn erpressen, indem sie droht, zu beschwören, dass er davon gewusst hat. Als Mitwisser würde er alles verlieren. Wenn es ihr gelungen ist, ihm weiszumachen, dass bei Ein kleines Geschenk lediglich das Risiko besteht, dass du die Kopie einer alten Version besitzt, dann könnte er so dumm sein zu versuchen, ihrer habhaft zu werden. Ohne das Original lässt sich nichts beweisen.«
    »Aber vor einem Mord würde er doch wohl zurückschrecken?«
    »Glaube ich auch, deshalb lebst du noch. Sie hoffen, dass die Datei auf deiner Festplatte war, und wenn sie zerstört wäre, könntest du behaupten, was du wolltest. Sie könnte dich sogar wegen übler Nachrede drankriegen.«
    »Ich meinte Caroline«, sagte ich.
    Nel schaute mich an. »Davon wusste der Mann nichts. So dumm ist sie nicht.«
    Valerie Romein sah verfroren aus in ihrer wenig raffinierten Winterkombination aus Wolljacke, blauer Trainingshose und Stricksocken in Pantoffeln. Der Thermostat im Haus stand auf mindestens 25 Grad. »Du bist spät dran«, sagte sie vorwurfsvoll, als sie mich hereinließ. »Ich warte schon seit einer halben Stunde auf dich.«
    »Tut mir Leid. Ich musste noch ein paar Abbrucharbeiten erledigen.« Ich zog ein Buch aus meiner Innentasche, bevor ich meine Jacke aufhängte und ihr ins Wohnzimmer folgte. Kaltes Licht fiel durch die Vorhänge auf der Vorderseite und durch das Milchglas über dem Bettsofa auf der anderen Seite. Ich sah schmutziges Geschirr auf der Küchentheke stehen und eine angebrochene Flasche Cognac sowie einen vollen Aschenbecher auf dem Wohnzimmertisch. »Bist du krank?«
    »Ich fühle mich elend, das ist alles. Ich habe eine Show in Antwerpen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher