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Candy

Candy

Titel: Candy
Autoren: Kevin Brooks
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fragte sie. »Du hast doch gesagt, er ist Arzt   …«
    »Er ist nicht
so
ein Arzt.«
    »Was für einer ist er denn?«
    Ich wurde rot wie immer, wenn diese Frage aufkommt. »Er ist   … äh   … er ist Gynäkologe.«
    Sie lachte nicht, grinste nicht und machte auch keine Witze. Sie zerkaute nur einen Eiswürfel und sah mich an. »Gynäkologe?«
    »Ja   … dieser andere Arzt, der, zu dem ich gleich hinmuss, der ist Spezialist.«
    »Beulenspezialist?«
    »Genau«, sagte ich lächelnd.
    |26| Ihr Gesicht veränderte sich, als ich lächelte. Ich hätte das nicht für möglich gehalten, aber es war beinahe so, als ob sich eine Hautschicht gelöst und ein anderes, noch schöneres Gesicht unter der Maske freigelegt hätte. »Das ist das erste Mal, dass ich dich lächeln sehe«, sagte sie und schaute mir in die Augen. »Du solltest öfter lachen. Steht dir echt gut.«
    Mein Kopf zog sich unter dem Druck des Kompliments zusammen und ich musste nach unten auf die Tischplatte gucken. Meine Haut glühte so sehr, dass ich sie zischen hören konnte.
    »Tut mir Leid«, sagte sie leise. »Ich wollte dich nicht verlegen machen. Es war keine Anmache oder so was, ich hab nur gesagt, du weißt schon   … dass du ein hübsches Lächeln hast. Das ist alles. Und es stimmt.« Sie unterbrach sich. »Willst du lieber, dass ich sage, du bist hässlich?«
    Ich blickte auf und verzog den Mund zu einem hässlichen Lachen.
    »So ist es schon besser«, sagte sie. »Ich heiße übrigens Candy.«
    »Joe«, sagte ich zu ihr. »Joe Beck.«
    Sie nickte. »Danke für den Donut, verbeulter Joe.«
    »Gern geschehen.«
    Wir sahen uns an, grinsten wie die Idioten, dann machten mir wieder meine Nerven zu schaffen und ich vergrub meinen Kopf in der Kaffeetasse.
    Candy lachte.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Du.«
    »Was?«
    »Nichts   …«
    Sie kicherte immer noch, als sie in eine kleine schwarze Handtasche |27| griff und ein Päckchen Zigaretten herausholte. Sie schnippte eine heraus und zündete sie mit einem Einwegfeuerzeug an.
    Die Überraschung muss mir im Gesicht gestanden haben.
    »Entschuldigung«, sagte sie und griff nach dem Päckchen. »Wolltest du auch eine?«
    »Nein   … nein, danke. Ich rauch nicht.« Ängstlich sah ich mich in dem Raum um. »Bist du sicher, dass man hier rauchen darf?«
    Sie sagte nichts, zuckte nur die Schultern, blies den Rauch aus und schnippte die Asche in die Donut-Verpackung. Sie sah sich um, warf einen Blick auf die schwarzen Typen, dann hinaus aus dem Fenster, die Straße auf und ab, hinüber zum Bahnhof, dann nahm sie einen zweiten Zug von der Zigarette und sah mich wieder an. Ihre Augen lächelten und sie nickte in die Richtung meiner Mütze. »Hast du die die ganze Zeit auf?«
    »Nicht immer   …«
    »Ist schön.«
    »Danke.«
    »Warum nimmst du sie nicht ab?«
    »Was?«
    »Nimm sie ab   … Ich will wissen, ob alle deine Haare so hübsch zerzaust sind wie der Teil, den ich sehe.«
    Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich wieder unwohl. »Also   …«, sagte ich, »weißt du, ich muss gleich wieder los   … bin schon spät dran.«
    Sie sah mich nur an.
    Ich seufzte und nahm die Mütze ab.
    Ihre Augen weiteten sich bei dem Anblick meiner Haare. »Wow! Wie kriegst du die so hin? Wie bringst du die derart perfekt |28| durcheinander?«
    »Ist nicht einfach   … braucht jahrelange sorgfältige Pflege.«
    Sie lachte.
    »Das ist kein Witz«, sagte ich. »Der Trick bei zerzausten Haaren liegt darin, dass sie zerzaust aussehen müssen, ohne dass es so wirkt, als
sollten
sie zerzaust aussehen.«
    »Hast du ziemlich gut hingekriegt.« »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.«
    Diesmal schaute ich nicht weg. Ich grinste und schob meinen Hamburger zur Seite. Er war inzwischen kalt. Kalt und vergessen. Das war mir egal. Wer braucht schon einen kalten Hamburger, wenn er mit einem schönen Mädchen spricht. Und ich
sprach
mit ihr, stellte ich fest. Ich saß nicht bloß da, murmelte vor mich hin und schaute verlegen, ich
sprach
richtig mit ihr. Und nicht nur das, es gefiel mir auch langsam. Was mich wirklich überraschte, weil ich mich noch nie wohl gefühlt hatte, wenn ich mit Mädchen sprach. Immer war ich nervös und flatterig, unsicher   … besonders bei Mädchen, die ich mochte. Und ich mochte Candy. Ich mochte sie sehr. Ich mochte, wie sie aussah – ihr Gesicht, ihre Augen, ihre Lippen, ihre Beine, ihre Haut   –, und ich mochte, wie sie roch – nach Seife und Körperpuder. Alles an ihr erregte mich. Sie
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