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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition)
Autoren: Harald Friesenhahn
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Pulsfrequenz.
    „Marc, wir haben Klein“, rief Martin aufgeregt. „Aber er war es nicht.“
    „Was heißt, wir haben ihn und er war es nicht? Kannst du dich vielleicht präziser ausdrücken?“, blaffte Marc. In seiner Stimme schwangen Verärgerung und Enttäuschung mit, denn die Worte von Martin verhießen nichts Gutes.
    „Na ja, alles hat so gut zusammengepasst. Wir haben Klein erwischt, als er neben einer gefesselten und geknebelten Frau saß. Die Frau war allerdings nicht Katharina Bär, sondern eine neue Gespielin, die er vor einigen Wochen bei einem Kongress in Linz kennengelernt hat. Da ihn der Rummel um seine Person genervt hat, war er Freitag zeitig in der Früh mit dem Jaguar zum Vereinshaus gefahren und hat den Wagen gegen den Kastenwagen getauscht. Dann fuhr er nach Linz, um seine neue Freundin abzuholen. Von dort hat er sich telefonisch vom Dienst abgemeldet und dann das Handy abgeschaltet. Der Doktor und seine Flamme fuhren nach Baden und nisteten sich im Vereinshaus ein. Und dort haben sie seit Freitag praktisch durchgevögelt. Morgen früh wollte er sie wieder nach Linz bringen. Die beiden sind ziemlich fertig. Der Schock unseres Zugriffs sitzt ihnen tief in den Gliedern.“ Martin war die Enttäuschung über den Fehlschlag anzuhören.
    „Dieses arrogante Arschloch tut mir nicht leid“, sagte Marc. „Räumt auf und kommt dann in den War Room.“ Marc beendete das Gespräch und blies laut aus. Sein Kopf war leer. Enttäuscht nahm er den Fehlschlag zur Kenntnis.
    „Dieser Fall bringt mich noch um den Verstand“, sagte er zu Johannes, der alles mitgehört hatte. Wortlos warf er Marc einen fragenden Blick zu. Marc saß einige Minuten mit gesenktem Kopf hinter dem Steuer und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Schnell schob er die Gedanken an den Fehlschlag beiseite. Vorbei und bereits Geschichte, dachte er. Wie machen wir weiter? Das Gespräch mit Fritz Stainer kam ihm wieder in den Sinn. Und plötzlich wurde ihm klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. In der Euphorie, Klein aufgespürt zu haben, hatte er vergessen, auch das zweite alte Gebäude überprüfen zu lassen. Er rief Paul Valek an.
    „Paul, fahr bitte sofort in den 21. Bezirk, in die Viehtriftgasse. Dort befindet sich ein leer stehendes Gebäude. Und beordere einige Streifenwagen hin. Geh nicht allein hinein. Warte auf Verstärkung und dann überprüft die Garage. Passt auf, es könnte sein, dass sich der Täter dort aufhält.“ Marc gab ihm die genaue Adresse.
    „Alles klar, Marc. Ich bin schon unterwegs.“
    Marc überlegte, wog ab, rang mit sich selbst und traf dann eine Entscheidung.
    „Scheiß drauf, Johannes, wir gehen da rein!“, sagte er entschlossen. „Außer unserem guten Ruf haben wir nichts zu verlieren. Und in Schande zu leben ist bloß eine Frage der Würde.“
    Sie stiegen aus dem Wagen und vergewisserten sich, dass sie vom Gebäude aus nicht gesehen werden konnten. Aus dem Kofferraum nahmen sie die Schutzwesten. Marc überprüfte seine Waffe und forderte Johannes auf, es ihm gleichzutun.
    „So wild wird es doch nicht werden“, sagte Johannes und checkte Magazin und Verschluss seiner Waffe, bevor er sie ins Schulterhalfter steckte. „Wart noch einen Moment, Marc.“ Er holte seinen Koffer aus dem Wageninneren und legte ihn auf die Motorhaube. Er öffnete ihn, klappte sein Notebook auf und fuhr das Gerät hoch. Er öffnete mehrere Dateien und sprang zwischen diesen hin und her. Marc sah ihm über die Schulter und bewunderte die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der der Kollege das Gerät bearbeitete. Listen mit Zahlen tauchten auf. Johannes scrollte nach unten, markierte und kopierte eine Zeile und fügte sie an anderer Stelle wieder ein. Marc zuckte verständnislos mit den Achseln. Er sagte kein Wort, denn was Johannes machte, sah kompetent aus.
    „So, jetzt können wir gehen“, sagte der Computerspezialist und klappte erst das Notebook und dann den Koffer zu. „Die Überwachungskameras arbeiten mit Funkübertragung. Ich habe eine Endlosschleife eingegeben. Jetzt zeigen sie nur Standbilder.“
    „Und das geht so einfach?“
    Johannes grinste nur. Sie schalteten ihre Handys aus und setzten sich in Bewegung. An der Grundstücksgrenze hielten sie kurz an und sahen sich um. Um diese Zeit gab es kaum Verkehr. Marc und Johannes liefen durch die offene Einfahrt und wandten sich sofort nach rechts. Der Schatten der angrenzenden Lagerhalle bot ihnen ausreichenden Sichtschutz. Marc beobachtete das Gebäude.
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