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Callista 02 - Der Todesstern

Callista 02 - Der Todesstern

Titel: Callista 02 - Der Todesstern
Autoren: Kevin J. Anderson
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gezackten Schnörkeln bemalt, bei denen es sich um primitive Schriftzeichen handeln mußte. Totems, Symbole, die kein Außenstehender je erblicken durfte.
    Ein junger, drahtiger Räuber setzte sich neben den Geschichtenerzähler. Andere holten Trophäen aus ihren Satteltaschen, sichtbare Stichworte für die Geschichte, die nun erzählt werden sollte: Fetzen groben Tuchs, ein blutverschmiertes Banner; Han sah sogar zerbeulte und geborstene Sturmtruppenhelme, die an die Schädel erschlagener Feinde erinnerten, und einen milchig leuchtenden faustgroßen Edelstein. Eine Kraytdrachenperle, erkannte Han tief beeindruckt, eine der größten Kostbarkeiten, die es auf Tatooine gab.
    Der alte Mann hob seine bandagierten Hände und sprach. Die anderen Räuber lauschten gebannt den unartikulierten Lauten, bei denen es sich dennoch um verständliche Worte handelte.
    Luke übersetzte für Han. »Er erzählt von ihren Heldentaten, wie sie vor vielen Jahren ein ganzes Regiment Sturmtruppen besiegten; wie sie einen Kraytdrachen erschlugen und ihm die Perlen aus seinem Schlund rissen; wie sie einen anderen Tusken-Clan bezwangen, alle Erwachsenen abschlachteten, ihre Kinder aufnahmen und so ihren eigenen Clan vergrößerten.«
    Der Geschichtenerzähler beendete seine Erzählung, sackte in sich zusammen und gab dem jungen Räuber an seiner Seite, seinem Schüler, einen Wink. Er blickte auf. Zwei Tusken-Räuber bauten sich rechts und links von dem Jungen auf und hielten ihre Gaffi-Stöcke so, daß die Axtseite auf den Kopf des Schülers gerichtet war. Der Geschichtenerzähler hob eine zitternde Hand und drehte sie wie eine Messerklinge mit der Kante nach unten. Der Schüler zögerte einen Moment und begann dann langsam zu sprechen.
    »Was jetzt?« wollte Han wissen.
    Luke entgegnete: »Dieser Junge wird zum nächsten Geschichtenerzähler ausgebildet. Die Tusken legen größten Wert auf strenge Traditionen. Die mündlich überlieferten Geschichten dürfen niemals geändert werden. Der Junge hat die Geschichten auswendig gelernt – jetzt erzählt er von einem Überfall auf einen Feuchtfarmer, der versucht hat, zwischen den Menschen, den Jawas und den Sandleuten Frieden zu stiften.«
    »Aber warum die Waffen?« fragte Han. »Sieht aus, als wollten sie den armen Jungen massakrieren.«
    »Das werden sie auch, wenn er einen Fehler macht. Wenn der Junge auch nur ein einziges Wort ändert, wird der Geschichtenerzähler die Hand senken, und die Reiter werden den Schüler auf der Stelle töten. Es gilt als große Blasphemie, wenn die Geschichten in irgendeinem Punkt von der mündlichen Überlieferung abweichen.«
    »Da bleibt nicht viel Raum für Improvisation, was?« brummte Han.
    Luke schüttelte den Kopf. Die anderen Tusken waren ganz auf die Geschichte des Jungen konzentriert. »Die Wüste ist ein feindlicher Ort, Han. Sie verzeiht keine Fehler, und die Sandleute sind ein Produkt dieser Umgebung. Ihre Sitten sind grausam, aber die Umstände zwingen sie zu dieser Grausamkeit.«
    Der Junge verstummte, und der alte Geschichtenerzähler hob lobend die andere Hand. Der Schüler sank, vor Erleichterung an allen Gliedern zitternd, in sich zusammen, und die Sandleute murmelten ihre Anerkennung.
    Bald darauf war das Feuer heruntergebrannt. Die Tusken-Räuber legten sich schlafen.
    »Ich lege mich auch aufs Ohr«, sagte Han. »Du hast seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen, Luke. Kannst du nicht abwarten, bis alle eingeschlafen sind, und dann ein Nickerchen machen?«
    Luke schüttelte den Kopf. »Ich wage es nicht. Wenn ich ihre Gedanken nicht mehr überwache, wenn ich meinen Griff um ihr Bewußtsein lockere, könnten sie bemerken, daß wir nicht zu ihnen gehören. Wenn jemand Alarm schlägt, sind wir verloren. Außerdem kann ein Jedi lange Zeit ohne Schlaf auskommen.«
    »Wie du meinst, Alter.«
    »Wir müßten Jabbas Palast morgen erreichen«, fügte Luke hoffnungsvoll hinzu.
    »Ich kann es kaum erwarten«, erwiderte Han. »Schließlich hatten wir bei unserem letzten Besuch jede Menge Spaß.«

2
     
    Noch ehe die erste von Tatooines Sonnen am Horizont erschien, erhoben sich die Sandleute in der eisigen Dunkelheit von ihrem Nachtlager. Han fröstelte, denn seine Tuchbandagen schützten nicht vor der Kälte. Luke bewegte sich noch langsamer als am Vortag.
    Han machte sich Sorgen um seinen Freund. Luke litt nicht nur an Erschöpfung, sondern an tiefer Enttäuschung über seine Unfähigkeit, Callista – der Jedi-Frau, die er liebte – zu helfen, ihre
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