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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar
Autoren: Gisbert Haefs
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war fahl.
    »Bewaffnete«, flüsterte sie. »Was werden?«
    »Ich glaube, ich bin hier nicht mehr vonnöten - wenn ich es denn je war.«
    Ciceros Stimme kam nicht mehr aus der Küche, sondern aus dem Durchgang; Aurelius wandte sich um. Der reiche und berühmte Mann nickte ihm zu, mit leutseliger Miene. »Wo ist der Betrunkene? Ach, unwichtig. Ich wünsche dir einen erfreulichen Tag, Aurelius. Und ich rate dir gut, die Verträge zu unterzeichnen, die Volturcius dir gleich zeigen wird. Vale.«
    Er ging durch den Speiseraum und verschwand im Ausgang zum Atrium.
    Volturcius saß immer noch auf dem Schemel. »Hast du noch einen Schluck von diesem Morgentrank für mich?« sagte er, als Aurelius wieder die Küche betrat.
    »Wenn du mir sagst, was das alles werden soll.«
    Volturcius hob die Schultern. »Wir haben Verträge vorbereitet. Da du nicht frohen Herzens bereit bist, unsere gallischen Wünsche zu erfüllen, erscheinen uns die vorhin angebotenen Summen als viel zu hoch.«
    »Was…«
    Volturcius schüttelte den Kopf. »Warte, laß mich ausreden. Ferner ist uns durch kluges Denken klargeworden, daß wir ja nichts gegen dich in der Hand haben, wenn du verkaufst. Familie? Du hast gar keine, außer vielleicht irgendwo in Hispanien. Und sobald alles verkauft ist, werden deine, eh, Freunde hier verschwinden, so daß wir dich nicht an ihr Wohlergehen erinnern können. Es bleibt also nur Geld.«
     
    Die Bewaffneten kamen: Gladiatoren, die zu den von Annius Milo aufgestellten Trupps gehörten. Sie schauten Aurelius freundlich über die Schulter, während er mit Händen, die vor ohnmächtiger Wut zitterten, die Verträge unterschrieb und die anderen herbeiholte, damit sie ebenfalls unterzeichneten.
    Aufgesetzt worden waren sie wahrscheinlich von Ciceros Leuten, rechtlich einwandfrei und nach der Unterschrift nicht mehr anzufechten. Wenn man die Umstände nicht bedachte, die Bewaffneten und die unausgesprochenen Drohungen. Ferner mochte man ein wenig Bewunderung für Cicero aufbringen, der sich entfernt hatte, ehe Waffen und Drohungen ins Spiel kamen, untadeliger Politiker und Gerichtsredner ohne Makel. In den Verträgen waren keine Summen in Denaren aufgeführt, sondern in Sesterzen, insgesamt weniger als ein Viertel dessen, was Cicero und Volturcius zunächst mit ihm erörtert hatten. Weit weniger, als sie alle in Land und Gebäude gesteckt hatten. Die anderen alten Soldaten, die Gefährten, erhielten je zehntausend Sesterze statt der besprochenen Denare, und auch der alte Centurio hatte sich damit zu begnügen.
    Wirklich bluten mußte Aurelius. Er sollte sich - gegen Vorlage des Vertrags - bei Ciceros Mitarbeiter Tiro in Rom zehntausend Sesterze abholen, außerdem Reiseempfehlungen; in den folgenden vier Jahren würde er jeweils die gleiche Summe erhalten, »falls seine Arbeit den Auftraggeber zufriedenstellt«. Das hieß, falls es ihm gelang, Caesar zu bespitzeln, und falls Cicero oder Volturcius oder beide die Berichte billigten. Wenn sie keine Lust zu zahlen hätten, würden sie einfach behaupten, die Berichte seien nicht ausreichend für die in Aussicht gestellte Entlohnung. Fünfundzwanzigtausend Denare - hunderttausend Sesterze waren genannt worden; vermutlich würde er von Tiro zehntausend erhalten und vom Rest bis ans Lebensende träumen dürfen. Und dabei mußten sie beinahe noch dankbar sein, daß Cicero bei dem Geschäft mitgewirkt hatte; Milo und Volturcius allein hätten statt der Verträge vielleicht nur Gladiatoren aufgeboten.
    Nun begriff er auch, reichlich spät, wie er sich sagen mußte, weshalb die beiden ihm diese schlechte Komödie vorgespielt hatten. Cicero gehörte nicht zu den Raubtieren; er galt als redlicher Mann und legte sicherlich Wert darauf, den Anschein der Gesetzlichkeit zu wahren. Und sei es auch nur, damit ihm niemand später etwas vorwerfen konnte. Und sie hatten so lange reden und mit Wörtern gaukeln müssen, weil die Gladiatoren offenbar etwas später eingetroffen waren als vorgesehen.
    »Wann sollen wir gehen?« sagte Aurelius schließlich. Er hatte Mühe, die Stimme zu beherrschen.
    Volturcius leerte den Becher, den er sich selbst nachgefüllt hatte. »Ach, keine große Eile.« Dabei lächelte er beinahe freundlich. »Es muß nicht sofort sein. Heute mittag reicht.« Dann setzte er hinzu: »Aber nehmt nichts mit, was hier noch gebraucht wird. Ich sehe mich um, und einer meiner Leute wird euch beaufsichtigen, damit nicht zuviel verschwindet.«
    »Du hast keine Möglichkeit,
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