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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt
Autoren: Mary Janice Davidson
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mit Cadence. Ihre Aufgabe, Shiro, ist es, zu beobachten und zu lauschen. Cadence wird also in fünf Sekunden wieder zum Vorschein kommen. Aber ich danke Ihnen. Danke, dass Sie Cadence einen Blick in Ihre früheste Erinnerung gestattet haben.«
    »Nein.«
    »Aber Cadence ist jetzt dran, Shiro. Sie kommen alle dran, jeweils eine zur Zeit.«
    »Schicken Sie mich nicht fort. Die Dunkelheit und die Schreie hören doch niemals auf, niemals.«
    »Hier sind Sie aber vollkommen sicher, Shiro. Passen Sie auf: Fünf. Vier. Drei. Zwei. Eins.«

83
    Ich lag auf den Knien. Ich lag auf den Knien und mein Gesicht war nass. Meine Finger waren nass. Ich … ich hatte geweint. Weinte immer noch. Aber Dr. Nessman war bei mir. Er kniete neben mir und strahlte wie eine Sonnenblume.
    »Sie war nicht böse!«, schluchzte ich. Dann drehte ich meine Hände um und registrierte ohne Überraschung die vier blutigen Halbmonde, die Shiros Nägel hinterlassen hatten, als sie die Fäuste geballt hatte. »Das war sie nicht! Sie wollte mir doch nur einen Kuchen schenken. Wollte nur versuchen, eine gute Mom zu sein. Auch als sie ihn mit dem Traktor überfuhr.«
    »Ja, Cadence.« Dr. Nessman reichte mir ein Tempotaschentuch. »Das stimmt haargenau. Ihre Mutter hat getan, was in ihrer Macht stand, aber in gewisser Weise haben die Ereignisse jenes Septembers Ihre Familie eben doch zerstört. Sie ist nie mehr das geworden, was sie vorher einmal gewesen sein mag, niemals heil. Und Sie auch nicht. Aber gerade ist Ihnen doch wieder etwas eingefallen, nicht wahr?«
    Ich gab keine Antwort. Nessman blieb auf seine sanfte Art jedoch unerbittlich. »Cadence?«
    Ich atmete tief durch und rieb mir die Augen. »Es war nicht meine Schuld. Was er getan hat und was sie getan hat … das war nicht meine Schuld. Ich war nur ein kleines Kind.«
    »Ja, ein sehr kleines Kind, und Ihr dritter Geburtstag ist Ihre erste bewusste Erinnerung. Doch diese Erinnerung hat Ihre Psyche zerfallen lassen, und nun sind Sie mehr als zwanzig Jahre später immer noch damit beschäftigt, die Teile zusammenzusetzen.«
    Ich lag weiterhin auf den Knien. Ich putzte mir die Nase und nahm dumpf wahr, dass meine Hände zitterten. »Sie hat rotes Haar gehabt. Meine Mutter. Sie hatte rotes Haar.«
    »Ja. Sie haben es Ihrer Mutter auf eine Art gedankt, wie es Ihnen zum damaligen Zeitpunkt möglich war: Indem Sie Adrienne mit dem verrückten Draufgängertum Ihrer Mutter, ihrem Aussehen und sogar mit Teilen ihrer Persönlichkeit ausstatteten. Adrienne ist das Denkmal, das Sie errichtet haben, um das Andenken Ihrer Mutter zu ehren.«
    Jetzt heulte ich noch mehr. Ich schien gar nicht mehr aufhören zu können. Vielleicht sollte dies mein neuer Job sein. Dauerweinen.
    Oh, Mama .

84
    Als ich am nächsten Tag an meinen Arbeitsplatz kam, schien es mir so, als seien die Menschen netter geworden. Pam, in einem neuen Pyjama mit radfahrenden Einhörnern, hatte vorsorglich sämtliche Termine für den Tag abgesagt. Beth schaute mit einem Dutzend Rezepte für Kuchen und Brownies vorbei – sie konnte ja nicht wissen, dass ich zurzeit mit einem Konditor-Millionär ausging. Und Frick und Frack waren zum Glück nicht zu sehen.
    Michaela führte mich zum Lunch in ein Sushi-Restaurant und funkelte den japanischen Koch, der hinter der Theke Thunfisch-Röllchen und Lachs schnitt, wütend an.
    »George ist zur landesweiten Fahndung ausgeschrieben«, teilte sie mir mit. »Wir haben auch die kanadische und die mexikanische Grenzpolizei auf seine Gefährlichkeit hingewiesen. Sogar die TSA ******** ist informiert, allerdings glauben wir nicht, dass er versuchen wird, per Flieger irgendwohin zu gelangen.«
    »Es sei denn, er darf den Vogel selbst steuern«, pflichtete ich ihr bei. Sorgfältig kreuzte ich meine Wünsche auf der Karte an: zwei Portionen Nigiri Hamachi und zwei Sashimi Sake. Zusammen mit einer Misosuppe war das absolut genug für mich.
    »Die Polizei hat sein Haus in Wayzata sorgfältig durchsucht. Er ist nicht wieder dort gewesen. Ich wünschte, wir wüssten, wo er steckt.«
    Ich zuckte die Achseln. »Er hält sich ja immer was darauf zugute, dass man ihn nicht einschätzen kann. Abgesehen davon weiß er auch noch, wie wir arbeiten. Ich schätze, er hält sich im benachbarten Bundesstaat auf oder zwei Staaten weiter, und zwar in einem Vororthotel, wo die Angestellten nicht so genau hinsehen. Er bezahlt nur mit Bargeld, damit wir ihn nicht über Kreditkartenbuchungen erwischen. Barzahlungen sind ja immer noch so
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