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Cache! Wir Finden Ihn!

Cache! Wir Finden Ihn!

Titel: Cache! Wir Finden Ihn!
Autoren: Manuel Andrack
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quengelte Clara, „du hast mir am Arm weh getan.“
    „Sei still“, schnauzte Sven.
    Versteckt zwischen den hohen Maisstauden hörten die drei Schritte. Dann kam ein riesiger Mann in ihr Blickfeld. Er blieb stehen, versuchte, sich die Schuhe zuzubinden und fluchte dabei leise. Der Mann war bestimmt über zwei Meter groß. Sein dickes Gesicht wirkte durch einen Vollbart noch breiter. Er war ein Koloss mit mächtigen Pranken und tellergroßen Händen. Mit diesen Händen hätte er eher Schiffstaue als Schnürsenkel an den Schuhen haben müssen, um sie binden zu können. Mit den dünnen Schnürsenkeln an seinen Arbeitsstiefeln hatte er daher große Mühe. Schließlich hatte er wohl genug von der Fummelei, rappelte sich wieder hoch und ging brummend weiter. Die Schnürsenkel waren immer noch offen.

    „Wer war denn dieser Riese?“, wollte Victor wissen.
    „Das war Klaus, der Schreiner“, erklärte Sven. „Oder auch Klaus, der Dachdecker. Oder auch Klaus, der Maurer. Klaus macht alles im Dorf, was man nicht selber schafft. Alle kennen ihn, dabei redet er eigentlich kaum etwas.“
    Clara kicherte. „Klaus sah aus wie der Weihnachtsmann im Sommerurlaub. Eher harmlos als bedrohlich.“
    Sven verzog das Gesicht. „Bei Klaus weiß man nie. Ich wäre da vorsichtig.“

    Als Klaus weg war, kehrten die drei Geocacher zurück auf den Feldweg, gingen diesen bis zum Waldrand entlang und tauchten zwischen die dicht stehenden Fichten ein. Bei der Höhle angekommen, krochen sie hinein und knieten sich vor die Box. Dann endlich konnten sie die Kassette in Svens Rekorder einlegen und gespannt der kurzen Geschichte lauschen:
    ----
In Manderscheid in der Eifel lebte einmal der ehrenwerte Herr Wackeldackel. Herr Wackeldackel war allseits beliebt. Wenn er durch das kleine Städtchen ging, grüßte er rechts und er grüßte links. Herr Wackeldackel lebte allein, und es gab keinen Manderscheider, der ihn jemals besucht hätte. Aber Herr Wackeldackel sang sogar im Kirchenchor. Und war im Wanderverein. Das Merkwürdige war nur: Er trug immer einen großen, grauen Mantel. Auch im Sommer, wenn es 35 Grad warm war und alle Menschen schwitzten. Da wunderten sich alle, aber er sagte dann nur achselzuckend: „Ich mag meinen Mantel.“ Das Geheimnis von Herrn Wackeldackel war: Er hatte Flügel. Richtig große Flügel mit Federn daran. Aber er konnte nicht fliegen. Das machte ihn sehr traurig. Denn er war der letzte Engel, der auf der Erde geblieben war. Und weil er ein Engel war, konnte er, wenn er wollte, den Menschen jeden Tag einen Wunsch erfüllen. Damit das Wünschen auch klappte, durften die Menschen aber nicht wissen, dass er ein Engel war. Herr Wackeldackel musste seine Flügel daher verstecken und immer höllisch aufpassen, dass er keinen Fehler machte. Neulich war ihm, als er beim Bäcker zahlen wollte, ein Flügel herausgerutscht. Der Bäcker hatte aber gerade nicht hingeguckt. Und als Herr Wackeldackel beim Metzger war, fielen plötzlich schrecklich viele Federn aus seinem Mantel. Das hatte aber zum Glück ebenfalls keiner gemerkt. Alle waren nämlich ganz aufgeregt, weil der Metzgergeselle sich gerade mit dem Fleischerbeil einen Finger abgehackt hatte. Aua! Die Leute liefen umher und riefen nach Hilfe. Aber der Metzgergeselle hat sich natürlich ganz fest gewünscht, dass der Finger wieder drankommt. Und dann hat Herr Wackeldackel ihm diesen Wunsch erfüllt, ist doch klar! Wenn du auch einen Wunsch hast, ruf doch einfach Herrn Wackeldackel in Manderscheid an. Keine Scheu, er freut sich, deinen Wunsch zu erfüllen.

    Die drei schauten sich ratlos an, legten jedoch die Kassette zurück in die Box und verstauten den Cache wieder an seinem ursprünglichen Platz.
    „Was für eine uncoole Geschichte“, motzte Sven, als sich die drei vor der Höhle zu einem Kriegsrat zusammensetzten.
    Doch Clara antwortete: „Ich habe mich zu Tode erschreckt, als sich der Metzgergeselle den Finger abgehackt hat. Das hat doch bestimmt unglaublich wehgetan.“
    „Ich habe mal gelesen“, merkte Victor an, „dass man bei solchen Unfällen wegen des Schocks überhaupt keine Schmerzen hat. Und dank Herrn Wackeldackel hat er seinen Finger doch ganz schnell wiedergehabt.“
    „Dank Herrn Wackeldackel“, äffte Sven Victor nach. „Wackeldackel, was ist das denn für ein Name, den gibt es doch gar nicht. Das war doch nur ein Märchen für Kleinkinder wie euch, die noch an den Weihnachtsmann glauben.“
    „Lasst uns doch einfach mal bei Herrn
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