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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic
Autoren: Richard Montanari
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Gegenteil von seiner Frau.
    Vincent Balzano war ebenfalls Kriminalbeamter und arbeitete im Drogendezernat Nord. Er war schlank und kräftig; Jessica hatte niemals einen Mann kennen gelernt, der so umwerfend sexy war wie Vincent – dunkles Haar, hellbraune Augen, lange Wimpern. Heute Morgen war sein Haar noch feucht, und er hatte es nach hinten aus der breiten Stirn gekämmt. Er trug einen dunkelblauen Anzug.
    In den sechs Jahren ihrer Ehe hatten sie schon einige steile Klippen umschiffen müssen – fast sechs Monate waren sie getrennt gewesen –, aber nun waren sie wieder zusammen, und es funktionierte gut. Es war immer schwierig, wenn beide Partner bei der Polizei arbeiteten. Oft waren diese Ehen von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    Vincent goss sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich an den Tisch. »Lass dich anschauen«, sagte er zu Sophie.
    Sophie sprang vom Stuhl und stellte sich wie ein winziger Soldat beim Appell vor ihren Vater hin.
    »Dreh dich um«, sagte er.
    Sophie drehte sich im Kreis, posierte wie eine kleine Dame, kicherte und stemmte eine Hand in die Hüfte.
    »Da-da-dum, dreh dich im Kreis herum«, sagte Vincent.
    »Da-da-dum«, wiederholte Sophie und drehte sich im Kreis.
    »Du musst mir etwas erklären, kleine Lady.«
    »Was?«
    »Warum bist du so hübsch?«
    »Meine Mom ist hübsch.« Beide schauten Jessica an. Es war ein eingeübter Dialog, um Jessica aufzumuntern, wenn sie betrübt war.
    Mein Gott, dachte Jessica. Sie hatte das Gefühl, ihr Brustkorb würde gleich zerspringen. Ihre Unterlippe bebte.
    »Ja, das ist sie«, sagte Vincent. »Eines der beiden hübschesten Mädchen auf der Welt.«
    »Wer ist das andere?«, fragte Sophie.
    Vincent zwinkerte ihr zu.
    »Dad!«, sagte Sophie vorwurfsvoll.
    »Komm, lass uns frühstücken.«
    Sophie setzte sich wieder an den Tisch.
    Vincent nippte von seinem Kaffee. »Freust du dich auf die Schule?«
    »Ja, sehr.« Sophie löffelte sich das Müsli in den Mund.
    »Wo ist dein Rucksack?«
    Sophie hörte auf zu kauen. Der Rucksack! Wie sollte sie den Tag ohne Rucksack überstehen? Erst der Rucksack machte einen richtigen Menschen aus ihr. Vor zwei Wochen hatte sie mehr als ein Dutzend ausprobiert und sich schließlich für einen Strawberry Shortcake entschieden. Jessica hatte das Gefühl gehabt, Paris Hilton beim Auswählen einer Handtasche in einer Boutique von Jean Paul Gaultier zu erleben.
    Eine Minute später war Sophie mit dem Essen fertig. Sie stellte ihre Schale ins Spülbecken und rannte in ihr Zimmer.
    Vincent wandte sich seiner Frau zu, die mit einem Mal so zart besaitet war – dieselbe Frau, die einmal einen angesäuselten Trucker in einer Kneipe in Port Richmond mit einem Kinnhaken niedergestreckt hatte, weil der Bursche zudringlich geworden war; die Frau, die einmal live auf ESPN2 gegen ein Mannweib aus Cleveland, Ohio, geboxt hatte, ein neunzehnjähriges Muskelpaket mit dem Kampfnamen »Betonklotz« Jackson. Jessica hatte den Betonklotz nach vier Runden auf die Bretter geschickt.
    »Komm her, mein großes Baby«, sagte Vincent.
    Jessica kam durch die Küche zu ihm. Vincent klopfte auf seine Oberschenkel.
    »Du kommst nicht besonders gut damit klar, stimmt’s?«
    »Stimmt.« Jessica spürte, dass ihre Gefühle wieder in ihr aufloderten – ein heißes Brennen hinter dem Brustbein. Sie war Detective bei der Mordkommission in Philadelphia, doch bei dem Gedanken an die Einschulung ihrer Tochter bekam sie weiche Knie.
    »Es ist doch nur ein Einführungstag«, sagte Vincent.
    »Ja. Aber eine Einführung für die Schule .«
    »Ja, und?«
    »Sie ist noch nicht reif genug, um zur Schule zu gehen.«
    »Ich sag dir was, Jess.«
    »Und was?«
    »Sie ist reif genug.«
    »Aber ... aber das heißt, dass es nicht mehr lange dauert, bis sie Make-up auflegt, ihren Führerschein macht und sich mit Jungen trifft ...«
    »Im ersten Schuljahr?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Jessica wusste genau, was los war. Gott stehe ihr bei und rette die Republik – sie wünschte sich ein zweites Kind. Seitdem der Zeiger ihrer biologischen Uhr auf die magische Dreißig zutickte, dachte sie darüber nach. Die meisten ihrer Freundinnen waren schon beim dritten Nachwuchs angelangt. Immer, wenn sie ein Baby in einem Kinderwagen oder in einem Tragegestell oder auf einem Kindersitz oder sogar im Fernsehen in einem Werbespot für Pampers sah, versetzte es ihr einen Stich.
    »Halt mich fest«, sagte sie.
    Vincent drückte sie an sich. Auch wenn Jessica sich für eine
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