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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic
Autoren: Richard Montanari
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obwohl die Trunkenheit die schrecklichen Ereignisse des Abends vielleicht eine Zeitlang ausgeblendet hätte.
    Vor gerade einmal vierundzwanzig Stunden hatte er auf der kalten, aber gemütlichen Veranda einer Hütte in den Poconos gesessen, die Füße hoch, einen halben Plastikbecher mit Old Forester in der Hand. Jetzt waren zwei Menschen tot. Es sah so aus, als würde er den Tod anziehen.
    Der Mann hieß Matthew Clarke, Versicherungsvertreter, einundvierzig Jahre alt. Er hatte drei Töchter – Felicity, Tammy und Michele. Er war mit seiner Frau in die Stadt gekommen, um ihre älteste Tochter zu besuchen, die an der Temple University mit dem Studium begonnen hatte. Sie hatten das Crystal Diner aufgesucht, um Kaffee zu trinken und Zitronenpudding zu essen, das Lieblingsdessert seiner Frau, die auf dem Boden des Coffee Shops verblutet war.
    Sie hieß Laura.
    Sie hatte braune Augen.
    Kevin Byrne hatte das Gefühl, als würde er diese Augen sehr lange Zeit nicht vergessen.

3.
    Zwei Tage später
    D as Buch lag auf dem Tisch. Es bestand aus harmloser Pappe, unschuldigem Papier und ungiftiger Tinte. Es steckte in einem Schutzumschlag, war mit einer ISBN-Nummer, einem Klappentext auf der Rückseite und einem Titel auf dem Buchrücken versehen. Es ähnelte in jeder Beziehung jedem anderen Buch auf der Welt.
    Dennoch gab es einen Unterschied.
    Detective Jessica Balzano, die seit zehn Jahren dem Philadelphia Police Department angehörte, nippte von ihrem Kaffee und starrte auf das furchterregende Objekt. In ihrem Job hatte sie es mit Mördern, Räubern, Vergewaltigern, Spannern, Einbrechern und anderen Musterbürgern zu tun gehabt. Sie hatte sich mit Fieslingen, Verrückten, Punkern und Gangstern geprügelt, hatte Psychopathen in dunklen Gassen gejagt, war von einem Irren mit einer schnurlosen Bohrmaschine bedroht worden und hatte in die Mündung einer 9-mm-Pistole geblickt, die auf ihre Stirn gerichtet war.
    Und doch erschreckte sie das Buch auf dem Esstisch mehr als das alles zusammen.
    Jessica hatte nichts gegen Bücher. Im Gegenteil. Normalerweise liebte sie Bücher. Meist steckte in ihrer Handtasche ein Taschenbuch, damit sie etwas zu lesen hatte, falls es im Job mal Leerlauf gab. Bücher waren eine großartige Sache.
    Aber nicht dieses Buch, dieses glänzende, fröhliche gelb-rote Buch auf ihrem Esstisch, das Buch mit einem kleinen Zoo grinsender Papptiere auf dem Cover.
    Das Buch gehörte ihrer Tochter Sophie.
    Und das bedeutete, dass Sophie bald zur Schule gehen würde.
    Nicht in die Vorschule, was Jessica so sehr begeistert hätte wie der Gedanke an die Kindertagesstätte oder den Kindergarten. Nein, in eine ganz normale Schule. Sicher, es war nur ein Einführungstag, um auf den Ernst des Lebens vorzubereiten, der im nächsten Herbst begann, doch alle Utensilien lagen dort. Auf dem Tisch. Vor ihren Augen. Buch, Frühstücksbox, Mantel, Fäustlinge, Federmäppchen.
    Schule.
    Fertig angezogen und für ihren ersten offiziellen Tag in der akademischen Welt gerüstet, kam Sophie aus ihrem Kinderzimmer. Sie trug einen marineblauen Faltenrock und einen Pullover mit rundem Halsausschnitt, ein Paar Schnürschuhe, eine Baskenmütze aus Wolle und einen dazu passenden Schal. Sie sah aus wie eine Miniaturausgabe von Audrey Hepburn.
    Jessica klopfte das Herz bis zum Hals.
    »Ist was, Mom?«, fragte Sophie, als sie auf ihren Stuhl rutschte.
    »Alles klar, mein Schatz«, log Jessica. »Warum sollte etwas sein?«
    Sophie zuckte mit den Schultern. »Du bist schon die ganze Woche so traurig.«
    »Traurig? Warum sollte ich traurig sein?«
    »Weil ich bald zur Schule gehe.«
    Mein Gott, dachte Jessica. In meinem Haus lebt eine fünf Jahre alte Psychologin. »Ich bin nicht traurig, mein Schatz.«
    »Alle Kinder gehen zur Schule, Mom. Wir haben doch darüber gesprochen.«
    Ja, das haben wir, mein Schatz. Aber ich habe es nicht verstanden. Ich habe es nicht verstanden, weil du noch ein Baby bist. Mein Baby. Ein winziges, hilfloses kleines Wesen mit rosigen Fingern, das für alles die Hilfe seiner Mom braucht.
    Sophie schüttete sich Müsli in eine Schale, goss Milch darüber und rührte alles mit dem Löffel um.
    »Guten Morgen, meine Süßen«, sagte Vincent, als er in die Küche kam und seine Krawatte band. Er gab Jessica einen Kuss auf die Wange und streichelte Sophie über die Mütze.
    Jessicas Ehemann war morgens immer gut gelaunt. Den Rest des Tages grübelte er meistens, aber morgens war er ein richtiger Sonnenschein. Genau das
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