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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic
Autoren: Richard Montanari
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Drogen den Verstand geraubt hatten. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz hatte Gretchen sich nicht unterkriegen lassen. Kevin Byrne bewunderte allein erziehende Mütter. Es war unbestritten der härteste Job auf Erden.
    »Und wie geht es Colleen?«, fragte Gretchen.
    Byrnes Tochter war das Licht seines Lebens. »Sie ist toll. Einfach toll. Jeden Tag eine neue Welt.«
    »Das kenne ich.« Gretchen lächelte.
    »Ich hab mich eine Woche lang von zweitklassigen Sandwiches ernährt«, sagte Byrne. »Was habt ihr an warmen, süßen Sachen zu bieten?«
    »Anwesende ausgeschlossen?«
    »Niemals.«
    Gretchen lachte. »Ich gehe mal gucken, was wir haben.«
    Sie verschwand in der Küche. Byrne schaute ihr nach. In ihrer engen pinkfarbenen Trikot-Uniform sah sie schnuckelig aus.
    Byrne warf einen Blick auf die Uhr, eine große Multifunktions-Armbanduhr, auf der man alles Mögliche ablesen konnte, nach einigem Suchen sogar die Zeit. Die Uhr war ein Geschenk von Victoria.
    Er kannte Victoria Lindstrom seit mehr als fünfzehn Jahren, seitdem sie sich bei einer Razzia der Sitte in einem Massagesalon, Victorias damaliger Arbeitsstätte, zum ersten Mal gesehen hatten. Damals war sie ein unsicheres, bildhübsches Mädchen von siebzehn Jahren gewesen, das kurz zuvor aus Meadville, Pennsylvania, in die Stadt gekommen war. Später hatte Victoria sich ein neues Leben aufgebaut – bis sie von einem Mann angegriffen worden war, der ihr Gesicht mit einem Cuttermesser brutal zerschnitten hatte. Es waren zahlreiche schmerzhafte Operationen erforderlich gewesen, um die Funktionen von Muskeln und Nervengewebe wiederherzustellen. Die Verletzung ihrer Seele war durch keine Operation zu heilen.
    Sie waren einander erst kürzlich wieder begegnet. Victoria hielt sich zurzeit bei ihrer kränklichen Mutter in Meadville auf. Byrne hatte sich vorgenommen, sie anzurufen. Er vermisste sie.
    Er rührte seinen Kaffee um und dachte an den morgigen Dienstbeginn. Er fragte sich, mit welchen neuen Fällen die Abteilung es wohl zu tun hatte, welche Fortschritte es in den laufenden Ermittlungen gab und welche Verhaftungen vorgenommen worden waren, falls überhaupt. Im Grunde hatte Byrne während des ganzen Urlaubs an seinen Job gedacht – einer der Gründe, weshalb er sein Handy nicht mitgenommen hatte: Er hätte mindestens zweimal täglich die Kollegen angerufen.
    Byrne nippte von seinem Kaffee und ließ den Blick durch das Lokal schweifen. Nur eine Hand voll Gäste waren da: Ein Paar mittleren Alters, das in einer Nische saß. Zwei junge Frauen, die mit ihren Handys telefonierten. Ein Mann in der Nähe der Tür, der Zeitung las ...
    Es traf Byrne wie ein Schlag.
    Er kannte den Mann. Er hieß Anton Krotz. Ein paar Jahre gealtert, seitdem Byrne ihn das letzte Mal gesehen hatte, ein paar Pfund zugenommen, ein wenig muskulöser. Doch es gab nicht den geringsten Zweifel, dass es Krotz war. Byrne erkannte das kunstvolle Skarabäus-Tattoo auf der rechten Hand des Mannes. Er erkannte die verrückten Hundeaugen.
    Anton Krotz war ein kaltblütiger Killer. Sein erster aktenkundiger Mord war das Ergebnis eines stümperhaften Raubüberfalls auf ein kleines Kaufhaus in South Philly gewesen. Für eine Beute von siebenunddreißig Dollar hatte er die Kassiererin aus nächster Nähe erschossen. Er wurde zum Verhör aufs Revier gebracht, doch sie mussten ihn wieder laufen lassen. Zwei Tage später raubte er ein Juweliergeschäft in Center City aus. Die Erschießung der Inhaber, eines Mannes und einer Frau, glich einer regelrechten Hinrichtung. Die Überwachungskamera hatte die Morde aufgenommen – und den Täter. Ein riesiges Polizeiaufgebot legte die Stadt an jenem Tag beinahe lahm, aber Krotz gelang es irgendwie, durch die Maschen zu schlüpfen.
    Als Gretchen nun mit einem großen Holländischen Apfelkuchen aus der Küche zurückkehrte, griff Byrne langsam nach seinem Dufflecoat auf dem Nachbarhocker, zog bedächtig den Reißverschluss auf und beobachtete Krotz aus dem Augenwinkel. Langsam zog er seine Waffe und legte sie sich auf den Schoß. Er hatte kein Handy dabei, kein Funkgerät; im Augenblick war er ganz auf sich allein gestellt. Und einen Mann wie Anton Krotz nahm niemand gerne allein hoch.
    »Hast du hinten im Lokal ein Telefon, Gretchen?«, fragte Byrne leise.
    Gretchen, die gerade den Apfelkuchen in Stücke schnitt, hob den Blick. »Ja, sicher. Im Büro.«
    Byrne nahm seinen Kugelschreiber und schrieb auf ihren Block:
    Ruf 911 an. Sag, dass ich hier Unterstützung
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