Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick
Autoren: Joe Schreiber
Vom Netzwerk:
wie ich, dass es im vergangenen Schuljahr nicht so für Gobi gelaufen ist, wie wir uns das erhofft hatten. Da wäre es doch schön, wenn es wenigstens am Ende noch ein Highlight für sie gäbe.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte ich.
    Mit einem Kopfnicken gab Dad mir zu verstehen, dass er mir das Recht zu dieser Konfrontationstaktik einräumte – damit stärkte ich die Fähigkeiten des wortgewandten Kämpfers vor Gericht und knallharten Anwalts, der ich zweifellos in Zukunft sein würde.
    »Wenn ich das recht verstanden habe«, sagte Dad, »dann hat Gobi deine Mutter darauf angesprochen.«
    »Warte mal. Willst du damit sagen, dass sie tatsächlich mit mir zum Abschlussball gehen
will
?« Das war gelinde gesagt unwahrscheinlich. Doch als ich es meinen Dad jetzt beim Surren des Kopiergeräts hinter mir laut aussprechen hörte, klang es wahr. »In der Schule würdigt sie mich kaum eines Blickes, und zu Hause erst recht nicht.«
    »Du aber. Du lächelst ihr zu und grüßt sie. Du hast ihr bei den Hausaufgaben geholfen. Kurz gesagt behandelst du sie miteinem Mindestmaß an Höflichkeit und Anstand, was deine Klassenkameraden nicht zustande zu bringen scheinen. Wen sollte sie denn sonst bitten, mit ihr zum Ball zu gehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hör zu, Dad, wenn es an irgendeinem anderen Abend wäre …«
    »Ist es aber nicht. Es ist an dem Samstagabend.« Er machte eine Pause, aber nicht, weil er eine Antwort hören wollte. Er wartete nur ab, bis ich seine Worte begriffen hatte. »Morgen fährst du mit deiner Mutter zum Einkaufen und probierst einen Smoking an. Ich weiß, dass es ein gewisses Opfer für dich bedeutet. Und deswegen, um die Sache ein bisschen zu versüßen …«, klimpernd zog er einen Autoschlüssel aus der Tasche und ließ den stilisierten Jaguar-Anhänger, der im grünlichen Schein des Kopiergeräts glänzte, vor meinen Augen baumeln, »… stelle ich das Transportmittel zur Verfügung.«
    Ich würdigte den Schlüssel keines Blickes. Er hatte mich den Jaguar erst zweimal in meinem Leben fahren lassen, und das war aus der Einfahrt zur Waschstraße gewesen. Außerdem durfte ich manchmal in die Garage gehen und mich reinsetzen, während ich für meinen Collegetest büffelte. Ich hörte schon an seiner Stimme, dass es nicht um ein zu verhandelndes Angebot ging. Er warf mir einen Knochen zu, weil er am längeren Hebel saß, nichts weiter. Für ihn hatte sich die Sache damit erledigt. Alles Weitere waren nur noch Detailfragen.
    »Ich will aber nicht, Dad.«
    »Jeder Mensch hat gewisse Verpflichtungen, Perry.«
    »Und das heißt, ich habe keine Wahl.«
    »Nein, das heißt nur, dass du ausnahmsweise mal an andere denken sollst und nicht nur an deine eigenen egoistischen Interessen.«
    Ausnahmsweise.
Das ging zu weit. Wahrscheinlich hätte ich zu allem Ja und Amen gesagt, wenn er das nicht gebracht hätte. Aber er brachte es. Und ich rastete aus. Bevor ich wusste, wie mir geschah, nahm ich den Autoschlüssel vom Kopiergerät und pfefferte ihn durch den Raum, wo er von einem Aktenschrank prallte und neben mehreren Kartons mit weißem Kopierpapier auf dem Boden landete.
    »
Meine
egoistischen Interessen? Ich muss andauernd Sachen für andere Leute tun!«
    Der Gesichtsausdruck meines Vaters verwandelte sich in Sekundenschnelle von Überraschung über Zorn bis schließlich zu einer Art Flüssigkristall-Coolness. Mir wurde mal wieder klar, vermutlich zum hundertsten Mal, wie er es in einer der renommiertesten Anwaltskanzleien New Yorks bis ganz nach oben gebracht hatte – der Kerl hatte die Nerven eines Testpiloten und war kaltblütig wie ein Komodowaran. Wenn die Apparaturen im Cockpit durchdrehten, dann wollte man jemanden wie ihn am Steuerknüppel haben.
    Ich zückte die einzige Waffe in meinem Arsenal: Geschrei.
    »Du hast mich gezwungen, aus dem Schwimmteam auszutreten, weil ich mich auf meine Noten konzentrieren soll«, schrie ich, »und ich hab’s gemacht! Du hast mich gezwungen, mich bei der Columbia zu bewerben und mir hier für ein blödes Empfehlungsschreiben den Arsch aufzureißen, und ich mach es. Ich habe nichts mehr außer meiner Band und diesem Auftritt! Das kannst du mir nicht auch noch wegnehmen, das nicht, diese eine Sache nicht, verstanden?«
    Er wartete, bis ich mich ausgeschrien hatte, so wie man einen peinlichen Straßenpantomimen gewähren lässt, und fragte dann milde: »Bist du fertig?«
    »Ja.«
    »Gut. Deine Mutter geht morgen mit dir den Smoking anprobieren.«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher