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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön
Autoren: Marcus Imbisweiler
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in gebotener Lautstärke, damit man mich von der Terrasse bis zur Küche verstand. »Aus Sicht eines Außenstehenden kommt mir keines der genannten Motive für den Anschlag auf Anhieb überzeugend vor, aber ausschließen würde ich auch keines. Eine Überprüfung wäre es wert.«
    »Also nehmen Sie den Auftrag an?«, freute sich Deininger und kehrte zur Sitzecke zurück.
    »Was sagt denn die Polizei zu dem Brand?«
    »Ja, was sagt die? Nichts, würde ich meinen. Oder hat sich jemand diesbezüglich geäußert, Knödelchen?«
    Immer noch gießend, schüttelte Knödelchen den Kopf.
    »Die sahen nicht so aus, als wären sie an den Hintergründen des Anschlags interessiert«, fuhr ihr Mann fort. »Es gab dann auch noch einen Einsatz am Neckar, Massenschlägerei oder so was, und schwupp, war ein Großteil der Mannschaft wieder fort. Für die war das bloß eine eingeworfene Scheibe und ein Zimmerbrand, mehr nicht.«
    »Mehr nicht«, echote Evelyn aus dem Hintergrund. »Und wer wollte der Polizei da widersprechen?«
    Ich grinste.

     

     

     

     

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

4

    Auf dem Heimweg meldete sich mein Handy. Im Fahren zog ich die Handschuhe aus, nestelte den Störenfried aus der Brusttasche und nahm das Gespräch entgegen. Klar und deutlich drang Marc Covets Stimme an mein Ohr.
    »Wie lief es gestern Abend?«, rief er. »Haben sie dir die Bude eingerannt?«
    »Gleich. Sag mir vorher, wie viel Grad ihr da unten habt.«
    »Bloß kein Neid. Auch in Ägypten naht der Winter mit Riesenschritten.«
    »Wie viel?«
    »25 Grad. Höchstens! Hätte ich doch nur lange Hosen mitgenommen.«
    »Ich hasse dich.«
    »Für nächste Woche haben sie sogar Regen gemeldet. Aber da bin ich ja längst wieder im schönen, herbstlichen Heidelberg. Und nun raus mit der Sprache: Wie war die Lesung?«
    »Keine Ahnung. Frag das Publikum.« Aber damit gab sich Covet natürlich nicht zufrieden. Entspannt auf eine Liege am Hotelpool gefläzt   –   ab und zu hörte ich es im Hintergrund platschen und plantschen –, lauschte er meinem Bericht. Er wollte alles wissen, bis auf die letzte Kommastelle: die Zahl der Hörer, ihre Reaktionen, ihre Fragen, Christines Eindrücke und die Meinung der Buchhändlerin. Ob auch nach ihm gefragt worden sei. Wie viele Bücher ich signiert hätte. Und welche seiner Kollegen da gewesen seien.
    »Hat jemand Anmerkungen zum Stil gemacht? Ich meine, wie das Ganze erzählt ist. Mensch, Max, da muss es doch Kommentare gegeben haben!«
    »Die Buchhändlerin fand deine Erzählweise etwas weitschweifig. Und eine Frau meinte, so dämlich, wie ich in dem Buch rüberkomme, sei ich in Wahrheit gar nicht. Eine ziemlich hübsche Frau. Das hat mir gefallen.«
    »Bitte? Natürlich bist du das. Du bist genau so dämlich wie beschrieben. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Verbindlichsten Dank.« Ich wechselte das Telefon in die linke Hand, um einen Fußgänger von der Straße zu klingeln.
    »Weitschweifig, wenn ich das schon höre!«, lamentierte es vom Nil herüber. »Die Leute haben keine Ahnung von Literatur. War bestimmt einer meiner Kollegen, der diesen Mist abgesondert hat. Einer vom Feuilleton, wetten wir?«
    »Nein, es war die Buchhändlerin. Die meisten Zuhörer wollten wissen, ob ich all die Sachen wirklich so erlebt hätte.«
    »Und? Was hast du geantwortet?«
    »Dass wir hin und wieder was verändern mussten. Nicht nur die Namen.«
    »Spinnst du? Die Leute lechzen nach Authentizität, und du sagst, es sei alles nur erfunden?«
    »Wonach bitte?«
    »Authentizität!«
    »Nie gehört, dieses Wort. Hat außerdem ein paar T zu viel.«
    »Wenn man es in jeden zweiten Satz einbaut, kann man es irgendwann auch unfallfrei aussprechen. Hör zu, als Autor musst du deinen Lesern und Hörern jederzeit vermitteln, dass sie an einem realen Geschehen teilhaben. Regel Nummer eins!«
    »Soll ich vielleicht flunkern?«
    Covet stöhnte, den ganzen Weg von Alexandria in die Kurpfalz hinüber. »Du hast wirklich keine Ahnung von Literatur, mein Lieber. Dafür hast du mich. Ich sorge dafür, dass dein Buch ein Bestseller wird. Und von den Tantiemen kaufen wir uns eine kleine Brennerei in Schottland.«
    Ich brummte etwas Unverfängliches, während ich in eine der Handschuhsheimer Nebenstraßen abbog. Dort ließ ich den Lenker los und fuhr freihändig weiter.
    »Also, bei der nächsten Lesung bin ich dabei«, beschied mir mein Journalistenfreund. »Sobald ich zurück bin, kümmere ich mich
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