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Bullet Catcher: Wade (German Edition)

Bullet Catcher: Wade (German Edition)

Titel: Bullet Catcher: Wade (German Edition)
Autoren: Roxanne St. Claire
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einen Lidschlag, geschweige denn ein Lächeln. Seine Augen verschwanden hinter schmalen Schlitzen über seinen feisten, fettig glänzenden Wangen. Wenn er Zähne besaß, so zeigte er sie jedenfalls nicht. Vanessa ließ die Hand sinken.
    »Was wollen Sie?«, wiederholte er.
    Sie hielt ihm das Foto hin, doch auch darauf reagierte er nicht. »Ich suche einen Freund.«
    Er maß sie mit drohendem Blick. Zu hören war nur das rhythmische Klicken des weitgehend wirkungslosen Deckenventilators über ihnen.
    »Soweit ich weiß, war er kürzlich hier.«
    Seine Nasenflügel blähten sich auf, und sie dachte unwillkürlich an einen Drachen. Hoffentlich fing er nicht an, Feuer zu spucken. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Bitte gehen Sie jetzt.«
    »Sie wissen doch noch gar nicht, was ich will«, gab sie zurück und straffte empört den Rücken. »Ich versuche, einen Freund zu finden. Diesen Mann hier.« Sie hielt ihm das Foto vor die Augen. »Vor etwa einem Monat kam er auf die Insel, um Urlaub zu – «
    »Gehen Sie.«
    »Wollen Sie sich denn das Foto nicht wenigstens einmal ansehen?«, hakte sie nach, mit vor Anspannung schon leicht gehobener Stimme. Genau das hatte sie nicht gewollt. Sie räusperte sich und sah ihm direkt in seine undurchdringlichen schwarzen Augen. Bei Übernahmeverhandlungen hatte sie es schon mit ganz anderen Gegnern zu tun gehabt, und keiner hatte sie jemals kleingekriegt. Auch dieser Freak hier würde das nicht schaffen. »Sein Name ist Clive Easter … «
    »Nein.«
    »…brook«, fuhr sie entschlossen fort. »Clive Easterbrook. Er ist ein Freund von mir. Schauen Sie sich doch bitte dieses Foto an, M r Bones.«
    »Nein.«
    Sie ließ ihre Hand klatschend auf ihrem Oberschenkel landen. »Hören Sie, ich habe nichts mit der Presse oder der Polizei oder so was zu tun. Clive ist ein enger Freund von mir, der – «
    »Nein.«
    Shit . »Der vor einem Monat hierherkam, um Urlaub zu machen, und dann beschloss, nicht mehr nach Hause zu fahren. Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Die Augen des monströsen Kerls waren wieder zu schwarzen Schlitzen geworden. »Warum?«
    »Weil er … « Musste sie Clive verraten, damit ihr jemand half? Es war nicht ihre Art, die Geheimnisse anderer auszuplaudern.
    »Schwul ist?«, ergänzte er ihren Satz und hob provozierend die Brauen.
    »Das ist er, ja, aber das ist nicht der Grund, warum ich mir Sorgen mache. Clive ist mein engster Freund, und wir sind Kollegen. Er leidet unter gewissen … Stimmungsschwankungen.« Bipolare Störung nannte man so etwas auch. »Er könnte in einer Depression stecken.«
    Und obendrein betrunken sein, ganz zu schweigen von Drogen und Selbstmordgedanken.
    »Nein.«
    Diese Einsilbigkeit nervte allmählich. »Nein was? Nein, er ist nicht depressiv, oder nein, Sie wollen mir nicht helfen, oder nein, Sie kennen ihn nicht?« In ihrer Stimme schwang Verzweiflung mit. »Nein was , M r Bones?«
    »Nein, ich spreche grundsätzlich nicht über Kunden meines Etablissements. Sie können jetzt gehen.«
    Vanessa seufzte entnervt. So ging das schon, seit sie in der Karibik angekommen war.
    »Ich verstehe Ihre Haltung, M r Bones. Ich arbeite auch mit Kunden und lege großen Wert auf Diskretion. Aber ich mache mir Sorgen, dass mein Freund krank ist oder einen Unfall hatte oder auf einer Depression hängen geblieben ist, das passiert ihm nämlich häufiger, und – «
    Sie erstarrte, als sich etwas Kaltes, Hartes in ihren Rücken drückte. Wer auch immer hinter ihr stand, war hereingekommen, ohne dass eine einzige Diele geknarrt hatte. Trotz der Höllenhitze überlief sie ein eiskalter Schauer.
    Bones fixierte sie, weiterhin regungslos.
    »Sie reden zu viel«, sagte er.
    Sie war vom Scheitel bis zu den Zehen wie gelähmt. Es gab nicht viele Dinge, die ihr Angst machten … aber Waffen gehörten dazu.
    Waffen waren tödlich. Davon wusste sie ein Lied zu singen.
    »Gehen Sie, Miss Porter.«
    »Okay.« Sie hob mechanisch die Hände, als müsste sie beweisen, dass sie unbewaffnet war – die Geste war in etwa so absurd wie ein Schneesturm in der Karibik. »Ich gehe dann jetzt, okay?« Bitte nicht schießen .
    Sie blickte starr geradeaus, um auf keinen Fall dem Blick desjenigen zu begegnen, der ihr die Waffe in den Rücken hielt.
    »Ich, äh, ich habe das Taxi fahren lassen.« Besser gesagt, es war davongerast und hatte sie mutterseelenallein vor diesem Schwulenbordell zurückgelassen, im allerletzten Schmuddelviertel der Stadt, an einer gottverlassenen, nicht einmal mehr
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