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Bullet Catcher 3: Johnny

Bullet Catcher 3: Johnny

Titel: Bullet Catcher 3: Johnny
Autoren: Roxanne St. Claire
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splitterte und er vor Schmerz aufstöhnte.
    Wild fluchend versuchte er sie zu packen, doch sie drehte sich in die Gegenrichtung weg. Ihre Finger versanken tief in der feuchten Erde am Rand des Kliffs, aber sie wusste genau, dass sie jeden Moment den Halt verlieren konnte. Mit einem zornigen Schrei bäumte sie sich auf und rammte ihm erneut das Knie gegen den Kopf. Er heulte auf und ließ ihr Bein los.
    »Mieses Schwein !« Beim nächsten Tritt würde sie womöglich ihren Halt verlieren, und das würde ihren Tod bedeuten.
    »Sage !«
    Die Stimme war kaum wahrnehmbar, aber sie hörte sie. Und sie versetzte ihr den notwendigen Adrenalinschub. Vor Wut aufschluchzend, ließ sie ihr Knie ein letztes Mal in Alonzos Gesicht fahren, woraufhin er endgültig von ihr abließ. Sein Schrei hallte durch die Nacht, als er im freien Fall dem Wasser entgegenstürzte, um schließlich in einer berstenden Welle zu verschwinden.
    Ihre Arme brannten, ihre Hände schmerzten, ihr Körper fühlte sich bleischwer an in dieser feuchten Erde, die ihr wie durch ein Wunder noch immer Halt bot. Ob jemand seinen letzten Schrei gehört hatte?
    »Sage !«
    »Johnny !« Ihre Stimme verlor sich fast im Wind und dem Tosen der Wellen. Wenn sie sich nur hochziehen könnte, würde sie ihn festhalten und drücken und nie wieder loslassen. »Johnny !«
    Ihre Finger glitten ein paar Zentimeter ab, und unter gequältem Stöhnen presste sie die Augen zu. Sie zog und trat, während tief unter ihr tödlich die Gischt am Felsen leckte.
    Sie hatte keine Kraft mehr. Es war vorbei. »Johnny !« Seinen Namen auf den Lippen, würde sie sterben. Sie konnte die Schmerzen nicht mehr ertragen. Sie … musste … loslassen …
    Zwei starke Hände schlossen sich um ihre Unterarme und drückten entschlossen zu. »Ich bin da, Baby. Halte durch !«
    Mit einem geschickten Ruck zog er sie hoch auf das Gras, so schwungvoll, dass sie auf ihm landete. Seine Arme schlossen sich um sie, stark und sicher und voller Leben und Wärme.
    »Sage, Sage … « Er presste seine Lippen in ihr Haar, auf ihre Schläfen, ihr Gesicht. »Ich dachte schon, ich hätte dich verloren .«
    Ein Wimmern war alles, was sie herausbrachte. Sie konnte nicht sprechen, nicht atmen und bebte am ganzen Körper. Er küsste ihr Haar, ihr Gesicht, ihre Tränen, gurrte ihren Namen und drückte sie an sein pochendes Herz. »Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, Baby. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was du durchgemacht hast .«
    »Sie gibt alles, wenn es sein muss. Genau wie ihre Mutter « , sagte eine weibliche Stimme hinter ihnen.
    Sage hob ihre Augen, als helle Scheinwerfer die Szenerie erhellten. Eine über ein Meter achtzig große Frau stand vor ihr, breitbeinig wie ein Kämpfer, eine bedrohliche Waffe in der Hand. Ihr taillenlanges schwarzes Haar wehte im stürmischen Wind des Nordatlantik, nur eine dünne silberne Strähne leuchtete darin wie ein weißes Banner.
    Johnny küsste sie immer wieder, bis Sage endlich jeden Kampf aufgab und ihren Kopf gegen seine Schulter sinken ließ.

22
     
    Beim Anblick des Fotos von Lydia Sharpe, die ihren Arm um ein kleines Mädchen mit Zahnlücke gelegt hatte, blieb Lucy kurz die Luft weg. Sie hatte das Bild in einem gesprungenen Porzellanrahmen entdeckt, in einem Umzugskarton voller Kleinkram aus Sages Bücherregal. Sie wollte nicht neugierig sein, aber Sage ließ sie ganz schön lange warten, und als ehemalige Geheimagentin konnte sie nicht anders, als in dem halb ausgeräumten Zimmer nach Dingen zu suchen, die ihr verrieten, was für ein Mensch ihre Nichte geworden war.
    Sie hörte, wie ein Mann leise lachte, und Sages hellere Stimme, die mit einstimmte.
    In den Wochen, die vergangen waren, seit sie das Haus in Marblehead Neck gestürmt hatten, war Lucy klar geworden, dass Johnnys vorübergehende Auszeit nichts mit mangelnder Motivation oder fehlender Leidenschaft für seine Arbeit zu tun hatte, sondern ausschließlich mit Sage. Sie hatte die beiden in Ruhe gelassen und sich mit dem kurzen Gespräch begnügt, das sie mit ihrer Nichte geführt hatte, nachdem sie alle mit Detective Cervaris gesprochen hatten. Sage hatte ihr mit knappen Worten gedankt, dass sie ihr das Leben gerettet hatte, ohne die kühle Distanz aufzuheben, die seit dreizehn Jahren zwischen ihnen herrschte.
    Eine Distanz, die Lucy sehnlichst überwinden wollte. Sie schloss die Hände um die zwei Umschläge, die sie in der Hand hielt, und betete, dass sie das Richtige tat. Als sie Sages Schritte hinter sich
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