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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern
Autoren: B Leix
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Beamte hätten da größere Geschenke angenommen.“
    „War wohl noch vor meiner Zeit“, meinte Jan Sternberg, „aber soweit ich weiß, haben die in der Produktion bei ›Blanco‹ momentan ganz gut zu tun. Stand das nicht letzte Woche in der Zeitung. Ich glaube im Wirtschaftsteil. Die bearbeiten doch Metallteile für einen großen Autozulieferer.“
    „Ach, ein Zulieferer für den Zulieferer“, kalauerte Wellmann, „ja, in der Autobranche scheint es momentan wirklich nicht schlecht zu laufen. Aber mit unserem Fall hat das wohl kaum zu tun. Nehmen wir uns morgen lieber den Großvater Berghoff und dann die Schrebergärten vor.“
    „Richtig“, überlegt Lindt weiter, „zudem müsste bis Mittag auch die KTU soweit sein. Der Rucksack, diese Tüte mit Erde, die Spuren auf dem Dachboden und dann noch das »Gauloises«-Päckchen, das ich vorhin im Wald beim Fundort der Leiche aufgelesen habe.“
     
    Auf seinem Heimweg fuhr Lindt extra einen Umweg, um sich die Kleingartenanlage samt Umgebung einmal kurz anzusehen. Nach einem Bahnübergang bog er von der Durchgangsstraße ab und erreichte sein Ziel nach wenigen hundert Metern.
    Die Anlage war nicht sehr groß, Lindt schätzte sie auf weniger als zwanzig Gartenteile, machte aber einen durchaus gepflegten Eindruck. Was am Gesamteindruck störte, war eher die Lage des Geländes zwischen vielbefahrener Ausfallstraße und den Industriebauten, von denen die Gartenanlage nur durch einen trockenen Graben und ein schmales Wiesenstück getrennt war.
    „Das muss wohl dieses ›Blanco‹–Werk sein“, sagte sich der Kommissar, als er beim Parkplatz der Kleingärtner ausstieg und einmal rundum blickte. Auf dem Fabrikgelände stand im Anschluss an die Werkseinfahrt ein großer Komplex von fünf doppelstöckigen Produktionshallen. Ihre hellgrauen Metallfassaden schimmerten noch leicht im schwindenden Licht des Tages. Im Innern der Gebäude war die Beleuchtung eingeschaltet und auch etwas Maschinenlärm drang zu Lindt herüber, als sich eines der Hallentore öffnete und ein Gabelstapler herausfuhr.
    Einen krassen Gegensatz zu diesen hellen glattflächigen Zweckbauten bildete der im Hintergrund liegende Bereich des ›Blanco‹-Areals. Lindt konnte von seinem Standort aus nur einen kleinen Bereich dieses anscheinend wesentlich älteren Betriebsteiles einsehen. Er erkannte mehrere rötliche Backsteinhallen mit grauen Dächern. Die völlig verdreckten Rückfronten der bestimmt aus der Vorkriegszeit stammenden Gebäude waren kein schöner Anblick, aber die Besitzer der gegenüberliegenden Kleingärten hatten ihre Grundstücke mit hohen Hecken umgeben, um sich gegen die ziemlich heruntergekommen wirkende Fabrikanlage abzuschotten.
    „Hier wollte ich meine Freizeit eigentlich nicht verbringen“ dachte Lindt. „Aber vielleicht gewöhnt man sich im Lauf der Zeit an einen derartigen Anblick.“
    Da er niemanden erblickte, mit dem er hätte reden können, setzte er sich wieder in seinen Wagen und fuhr heimwärts Richtung Waldstadt, wohin er mit seiner Frau vor einigen Jahren in eine eigene Wohnung gezogen war. Nachdem alle drei Kinder auf eigenen Beinen standen, war die zentral gelegene Altbauwohnung, in der die Familie zur Miete wohnte, für zwei einfach zu groß geworden. Außerdem staute sich im Sommer die Hitze selbst nachts noch in der Karlsruher Innenstadt und nach einem Tag im Präsidium empfand Lindt die abendliche Kühle in Waldnähe immer als sehr angenehm.

Der Großvater
    Albert Berghoff traf am nächsten Morgen gegen halb zehn im Büro der Ermittlungsgruppe ein. In der ersten Zeit, als der tote Junge gefunden worden war, hatten sich die Ermittlungen auf den Zeitraum von Patricks Heimweg konzentriert. Sein Opa war anscheinend der Letzte gewesen, der ihn noch lebend gesehen hatte.
    „Nachdem wir den Schulrucksack aber vor dem Haus, in dem Sie wohnen, oben im Baum gefunden haben“, bat Lindt um Verständnis für die nochmalige Befragung, „müssen wir einfach auch bei Ihnen noch genauer nachhaken.“
    Der alte Mann nickte verständnisvoll und erzählte von der schweren Zeit, als seine Frau plötzlich erkrankte und innerhalb weniger Monate starb und wie sehr ihm die Aufgabe, gelegentlich seinen Enkel zu betreuen, wieder neuen Mut gab. Er war stolz, dass der Junge auch am Angeln Interesse zeigte und einmal hatte Patrick ein wahres Prachtexemplar von Zander am Haken, den sie gleich anschließend zu Hause gemeinsam zubereiteten und verspeisten.
    „Ab und zu“, sagte
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