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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern
Autoren: B Leix
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anderen Mieter von Herrn Berghoff halten. Es ist manchmal doch sehr aufschlussreich, wie jemand von seinen Mitmenschen gesehen wird. Ich selbst fahre hoch in den Wald bei Leopoldshafen und schaue mir den Fundort der Leiche noch mal an. Vielleicht haben wir damals dort eine Kleinigkeit übersehen, oder mir kommt irgendeine Idee.“

Der Fundort
    Oskar Lindt verließ das Büro, um zu seinem Wagen zu gehen, fasste aber auf der ersten Treppenstufe an seine Jackentaschen, wie er es immer tat, um zu prüfen, ob er alles dabei hatte. ›Ach, der Tabak‹, ging ihm durch den Kopf und er machte kehrt, um aus der Vorratsdose in der Schreibtischschublade noch nachzufüllen. Als er auf die angelehnte Tür zutrat, konnte er noch einen Gesprächsfetzen von Jan Sternberg aufschnappen: „... geht im Wald spazieren und wir können Klinken putzen.“
    „Na, na, was höre ich da?“, sagte Lindt beim Betreten des Büros und es war Sternberg sichtlich peinlich, dass sein Chef die flapsige Bemerkung mitgehört hatte. Aber der lenkte gleich ein: „Treffen wir uns um fünf drüben beim Italiener, da kann man unter den alten Linden noch schön draußen sitzen, dann habt ihr auch etwas frische Luft.“
    Einen Citroen XM – Break mit Dreiliter-Sechszylindermotor, Automatikgetriebe und Klimaanlage hatte sich der Kommissar als Dienstwagen ausgesucht. Im Zusammenhang mit einem Drogendelikt beschlagnahmt, war der Kombi vom Referat Technik den anderen Abteilungen im Polizeipräsidium gerade aktuell angeboten worden, als in Lindt’s Team ein Fahrzeug mit Totalschaden auf der Strecke blieb. Paul Wellmann hatte seine BMW-Fünfer-Limousine bei einer Verfolgungsjagd als Straßensperre quergestellt. Die Sperre tat ihre Wirkung, der Verfolgte wurde gefasst, aber der BMW war Schrott.
    Oskar Lindts Schwäche war, dass er gerne häufiger das Auto wechselte. Privat war das mit seinem schmalen Beamteneinkommen finanziell nicht drin, aber den Dienstwagen tauschte er öfter gegen ein anderes Modell aus. Zu diesem Zweck pflegte er immer gute Beziehungen zu den Kollegen in der Technik. Als der BMW ausfiel, gab er den Volvo, den er immerhin schon über ein Jahr in Benutzung hatte, flugs an Wellmann ab und holte sich den bequemen französischen Wagen. Besonders vom sänftengleichen Federungskomfort war er begeistert. Der kantige Volvo, den er abgegeben hatte, war zwar in engen Parkhäusern wesentlich wendiger und übersichtlicher gewesen war, aber das gallische Dickschiff kam auch Lindts frankophilen Neigungen sehr entgegen.
    Nicht nur seine Pfeife wusste er zu genießen, auch für französischen Rotwein und vor allem für die unermessliche Vielfalt der Käsesorten des Nachbarlandes hatten seine Frau Carla und er ein großes Faible. Im Elsass und in den Vogesen waren die beiden am Wochenende häufig zu finden – von Karlsruhe aus nur ein Katzensprung. Die beste Erholung, so war er sich mit Carla einig, fanden sie schon seit vielen Jahren an der frischen Meeresluft des Atlantiks. Die Strände der französischen Westküste waren im Juni vor dem Ansturm in den ›Grandes Vacances‹ meist noch leer und mit dem Wetter hatten sie bisher fast immer Glück gehabt. Die salzhaltige Gischt der Brandung bei Spaziergängen entlang des Flutsaumes war ein wohltuender Gegensatz zur abgasbelasteten und häufig drückend schwülen Stadtluft von Karlsruhe.
    So ganz zufrieden mit sich und seinem komfortablen Fahrzeug, glitt Lindt über die breite Ausfallstraße nach Norden, um nochmals die Fundstelle der Leiche zu inspizieren.
     
    Ein gutes Stück außerhalb von Leopoldshafen musste der Kommissar von der Bundesstraße erst auf einen asphaltierten Feldweg und dann auf einen staubigen Sandweg abbiegen. Den Platz fand er auf Anhieb wieder, obwohl die Geschehnisse bereits einige Monate zurücklagen.
    Nach mehreren Jahrzehnten Kiesabbau im Trockenbaggerungsverfahren war die Fläche wieder aufgeforstet worden. Um die Baustoffe Sand und Kies zu gewinnen, hatte man das Erdreich hier einfach einige Meter tief abgegraben. Nach Beendigung des Abbaus wurde auf dem mageren Boden dann die anspruchslose Baumart Kiefer gepflanzt, um so die Kiesgrube wie der zu rekultivieren.
    „Ein ideales Versteck“, dachte er bei sich, als er vor der zimmerhohen Dickung stand. Die Äste der kleinen Bäume reichten fast bis zum Boden. „Der Täter muss sich jedenfalls ausgekannt haben.“
    In einiger Entfernung waren wohl Holzfäller bei der Arbeit. Der Lärm von Kettensägen war zu hören, auch das
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