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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern
Autoren: B Leix
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Ruhestand trat und die Ablenkung durch die Arbeit als Fahrer bei der Stadtbahn fehlte, war es der Kontakt zu seinem Enkel, der ihm half, mit der Situation etwas besser fertig zu werden. Dass sich der Junge nach und nach auch fürs Angeln interessierte und ihn häufig begleitete, hatte dem Großvater besonders gut gefallen. Auch Patricks Eltern freuten sich über das enge Verhältnis von Enkel und Opa. Sie wussten das Kind gut aufgehoben und waren dankbar für die Entlastung.

Der Dachboden
    Die alte Holztüre zum Dachbodenaufgang ließ sich nur schwer öffnen und gab für Lindt und Berghoff den Zugang zu einer schmalen steilen Treppe frei. „Fast wie eine Hühnerleiter“, dachte der Kriminalist laut, als er nach oben kletterte und der alte Mann pflichtete ihm bei: „Eigentlich sollte der Boden zum Wäschetrocknen da sein, aber über diese steile Stiege trägt wohl kaum jemand einen gefüllten Korb nach oben. Hier kommt eher selten einer hoch. Nur die Luise hat einige Sachen in den Schränken dort verstaut – in den Keller ist es ihr oftmals zu weit.“
    Der Geruch von Taubenkot und Federschuppen stach ihm in die Nase, als sich Lindt umblickte. Ein weitläufiger Raum, in dem ein paar alte Schränke und Kartons standen. Quer gespannte brüchige Wäscheleinen, da und dort ein Lichtstrahl, der durch schadhafte Stellen der Dachziegel und des Mauerwerks eindrang – das war der erste Eindruck, den der Kommissar gewann. ›Wenn die steile Treppe nicht wäre‹, sinnierte Lindt, ›könnte man hier oben schön ausbauen und mit ein paar zusätzlichen Fenstern eine ganz interessante Wohnung schaffen.“
    Jan Sternberg, der an den beiden straßenseitigen Mansardenfenstern stand, unterbrach die Gedanken seines Vorgesetzten: „Chef, die Theorie könnte stimmen, dass der Schulrucksack von hier oben in den Baum geworfen wurde. Jetzt, wo das Laub abfällt, kann man auch einige abgebrochene Zweige in der Baumkrone erkennen. Könnten von einem fallenden Rucksack geknickt worden sein.“ Lindt überzeugte sich selbst und nickte: „Wahrscheinlich war es so, aber warum fliegt eine Tasche hier oben aus dem Fenster?“
    Der Kommissar zündete seine Pfeife wieder an, die beim Treppensteigen ausgegangen war und blies einige dicke Rauchwolken in den Raum. Der Weg der Lichtstrahlen zeichnete sich im Rauch deutlich ab.
    „Habt ihr noch irgendwelche Spuren gefunden?“, wandte er sich an Paul Wellmann, der mit einer großen Stablampe hinter und unter die herumstehenden Schränke leuchtete. „Bis jetzt noch nichts Konkretes, aber die Spurensicherung muss auf jeden Fall den Fleck hier neben dem Stützbalken mal genauer unter die Lupe nehmen.“
    Wellmann leuchtete mit seiner Lampe weiter nach hinten in einen dunkleren Bereich des Bodens. „Könnte möglicherweise Blut sein.“
    Eine etwa handtellergroße Fläche auf dem Holz war dort zu erkennen, die etwas dunkler als das Grau der Dielen zu sein schien.
     
    Mittlerweile waren auch zwei Beamte der Spurensicherung auf den Dachboden gekommen und öffneten ihre großen Aluminiumkoffer, um verschiedene Gerätschaften auszupacken. Sie stellten erst einen Halogenstrahler und dann eine Markierung mit Nummer auf, um den Fleck zu fotografieren.
    Lindts Blick schweifte weiter durch das Halbdunkel des Dachbodens und blieb an einem Metallrohr hängen, das weit hinten unter der Schräge lag. „Schaut euch das Teil dort mal genauer an“, beauftragte er die Spurensicherung, „vielleicht ist das unser gesuchter stumpfer Gegenstand.“
    „Das ist der Rest von der abgebauten Dachantenne“, warf Albert Berghoff ein. „Als das Haus vor ein paar Jahren ans Kabelnetz angeschlossen wurde, brauchte man sie ja nicht mehr. Weiter da drüben liegen die anderen Teile.“ Er zeigte in eine Ecke neben dem Treppenaufgang, wo die restlichen Metallstäbe und Rohre lagen. „Das hätte längst auf den Sperrmüll gehört, aber die Hausverwaltung tut auch nur das Allernötigste.“
    Der Kommissar hatte sich angewöhnt, die für ein Verbrechen wichtigen Orte sehr intensiv und konzentriert zu betrachten. „Wenn ihr die Umgebung ruhig auf euch einwirken lasst“, hatte er schon häufig zu seinen Mitarbeitern gesagt, „dann erzählt sie euch, was hier geschehen ist.“
    Das gleichmäßige Ziehen an der Pfeife half ihm ungemein, die Stimmungen und Eigenheiten des Raumes wahrzunehmen und sie zu durchdringen.
    „Falls die Schultasche tatsächlich von hier oben aus dem Fenster flog, wofür einiges spricht“, überlegte
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