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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern
Autoren: B Leix
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könnte, einem Waldarbeiter etwa, schätzte er als eher gering ein. In dem Dickicht hatte er keine Spuren von durchgeführten Arbeiten bemerkt. Von einem Pilzsammler vielleicht ..., aber lange war das Päckchen jedenfalls noch nicht dort gelegen, darauf konnte man schon vom äußeren Zustand her schließen. Der abgedroschene Spruch vom Verbrecher, der immer zurückkehrt, ging ihm durch den Kopf.
    Er hatte eigentlich nur nochmals einen Eindruck vom Fundort des toten Jungen und der Umgebung gewinnen wollen – was für die ihm eigene Art von Ermittlungsarbeit sehr wichtig war und wofür er sich auch immer ausreichend Zeit nahm. Ob ihm der Zufall da möglicherweise ein neues Indiz zugespielt hatte, würde sich noch zeigen.
    „Die KTU muss es auf jeden Fall genau inspizieren“, war im Präsidium dann seine Anweisung an den Boten, den er mit der Tüte zum Labor schickte.
     
    Es war schon nach fünf, als Oskar Lindt bei Wellmann und Sternberg eintraf, die unter den schattenspendenden Linden vor ihrer Stamm-Pizzeria unweit des Polizeipräsidiums saßen und gerade in einer lebhaften Diskussion waren.
    Lindt setzte sich zu ihnen.
    „Also“, berichtete Paul Wellmann, „vier Nachbarn haben wir angetroffen und alle kannten den Patrick – zumindest vom Sehen. Mindestens zweimal in der Woche war der Junge nach der Schule bei seinem Großvater und die beiden haben auch oft etwas gemeinsam unternommen.“
    „Ja“, unterbrach ihn Lindt, „Angeln am Rhein, das hat mir schon die Frau Becker erzählt. Die, die den Rucksack im Baum entdeckt hat.“
    „Genau“, machte Jan Sternberg weiter, „das Fischen war wohl das gemeinsame Hobby von Großvater und Enkel, aber sie waren auch manchmal mit dem Fahrrad unterwegs zu einer Kleingartenanlage irgendwo Richtung Oberwald. Ein Kollege von Albert Berghoff, auch ein Straßenbahnfahrer im Ruhestand, hat dort einen Schrebergarten. Patrick hatte wohl auch ein paar gleichaltrige Freunde in der Anlage gefunden.
    Das hat uns die direkte Nachbarin von Berghoff erzählt, die auch im zweiten Stock, also quasi Tür an Tür mit ihm wohnt. Sie verkauft vormittags in einer Bäckereifiliale und ist nachmittags wegen ihren Kindern fast immer zu Hause.“
    „Und gerade eben haben wir noch diskutiert, dass wir unbedingt den Großvater, den Berghoff also, noch mal genau befragen müssten“, fuhr Paul Wellmann fort. „Er war nur nicht daheim, sonst hätten wir das schon gleich erledigt.“
    „Richtig“, bestätigte ihn Oskar Lindt, „das ganze Umfeld des Jungen müssen wir erneut ganz intensiv abklopfen. Seine Gewohnheiten, Freunde, wenn es gar nicht anders geht, auch die Eltern – wir müssen einfach jeder Spur nachgehen, sei sie auch noch so klein. Ich rufe nachher bei dem Großvater an, vielleicht kann er morgen zu uns ins Präsidium kommen und etwas genauer über die Aktivitäten mit seinem Enkel berichten.“
    Zwischenzeitlich war auch Lindts bestellter Milchkaffee gebracht worden, worüber sich seine beiden Mitarbeiter auch nach Jahren ab und zu noch lustig machten. Die beiden fanden zum Feierabend eher Gefallen an einem kühlen Weizenbier, aber für Lindt war Café-au-lait das richtige Getränk, die Gehirnaktivitäten anzukurbeln. Pfeiferauchend wartete er immer so lange, bis der Inhalt der großen, nach französischer Art fast schüsselförmigen Tasse ziemlich abgekühlt war und trank sie dann schnell in großen Zügen leer.
    Auf Lindts Stirn traten zwei tiefe, senkrechte Falten über der Nasenwurzel auf, wie immer, wenn er konzentriert nachdachte. „Eine Kleingartenanlage irgendwo Richtung Oberwald, so hat sich diese Nachbarin von Berghoff euch gegenüber doch ausgedrückt, nicht wahr? Da fällt mir eigentlich nur der Bereich dort zwischen Wald und Industriegebiet ein. Was war denn da noch ...?“ Er kratzte sich am Ohr. „Wollte da nicht vor Jahren die Stadt die Gärten für die Erweiterung einer Fabrik opfern?“
    Wellmann pflichtete ihm bei: „Genau, das weiß ich auch noch – muss so ungefähr ... na, vielleicht knapp zwanzig Jahre her sein. Damals haben wir in Rüppurr gewohnt und wir hatten Nachbarn, die einen Garten in der Anlage bewirtschafteten. Das hat zu der Zeit hohe Wellen geschlagen, aber nach starken Protesten aus der Bevölkerung hat der Stadtrat die Planung schließlich doch abgelehnt. Die Firma muss anschließend ihre Pläne wohl geändert und innerbetrieblich umgebaut haben. Allerdings, in den Zeitungen tauchten immer wieder Vermutungen auf, leitende städtische
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