Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
Giustinian gelandet, einer mit gebrochenem Arm, aber da beide Schiffe am Nachmittag wieder ausliefen, war keine Strafanzeige gestellt worden; am Campo Manin hatte jemand das Schaufenster eines Reisebüros mit einem Stein eingeschlagen, aber niemand war festgenommen worden, und Zeugen gab es nicht; außerdem war an einer Apotheke in Cannaregio der Kondomautomat geknackt worden, wahrscheinlich mit einem Schraubenzieher, und nach den Berechnungen des Apothekers waren siebzehntausend Lire und sechzehn Päckchen Kondome abhanden gekommen.
    Als die Sitzung dann endlich stattfand, brachte sie keine Überraschungen. Zu Beginn der zweiten Stunde verkündete Vice-Questore Patta, daß man die gemeinnützigen Organisationen in der Stadt, um auszuschließen, daß sie zur Geldwäsche mißbraucht würden, auffordern müsse, ihre Bücher für die Polizeicomputer zu »accessen«. An dieser Stelle hob Signorina Elettra kurz die Hand, lächelte, sah zu Vianello hinüber und sagte, allerdings sehr leise: »Bingo.«
    »Ja, bitte, Signorina?« Vice-Questore Patta hatte schon seit einiger Zeit den Eindruck, daß irgend etwas vorging, aber er wußte nicht, was.
    Sie sah den Vice-Questore an, lächelte erneut und sagte: »Dingo, Signore.«
    »Dingo?« Er sah über den Rand der Lesebrille, die er bei diesen Sitzungen gern trug, fragend zu ihr hinüber.
    »Die Tierschützer, Vice-Questore, die ihre Sammelbüchsen in die Geschäfte stellen und sich um entlaufene Tiere kümmern. Das ist so eine gemeinnützige Organisation. Die sollten wir also auch ansprechen.«
    »Ach ja?« fragte Patta, nicht ganz sicher, ob er richtig gehört oder diese Antwort erwartet hatte.
    »Man sollte sie auf keinen Fall vergessen«, erklärte Signorina Elettra.
    Patta wandte sich wieder den vor ihm liegenden Papieren zu, und die Sitzung ging weiter. Brunetti, das Kinn auf die Hand gestützt, beobachtete, wie sechs andere Leute kleine Münzstapel vor sich aufbauten. Auch Tenente Scarpa beobachtete sie aufmerksam, aber die zuvor durch Hände, Notizblöcke und Kaffeetassen verdeckten Kärtchen waren allesamt verschwunden. Es blieben nur die Münzen - und die Sitzung, die sich lahm noch eine weitere halbe Stunde dahinschleppte.
    Genau im letzten Moment vor Ausbruch einer Meuterei - und die meisten Anwesenden trugen Waffen - nahm Patta seine Brille ab und legte sie müde auf den Stapel Papiere vor sich. »Hat noch jemand etwas zu sagen?« fragte er.
    Wer noch etwas zu sagen gehabt haben mochte, verzichtete lieber darauf - zweifellos eingedenk der vielen Waffen -, und die Sitzung war beendet. Patta ging, gefolgt von Scarpa. Kleine Münzhäufchen wurden auf beiden Seiten über den Tisch geschoben, bis sie vor oder gegenüber Signorina Elettra lagen. Mit der Eleganz eines Croupiers fegte sie die Stapel in ihre hohle Hand und stand auf, das Zeichen, daß die Sitzung nun wirklich beendet war.
    Brunetti ging mit ihr zusammen nach oben, seltsam erheitert vom Klang der Münzen, die in der Tasche ihres grauen Seidenjacketts klimperten. »Accessen?« wiederholte er Pattas Wort, nur daß er es englisch aussprach.
    »Computerspeak, Commissario«, sagte sie.
    »Accessen?« fragte er. »Kann man access jetzt als Verb benutzen?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Das ist mir neu«, sagte Brunetti, der das Wort als Substantiv in Erinnerung hatte.
    »Die Amerikaner können so etwas mit ihren Wörtern machen, Commissario.«
    »Aus Substantiven Verben, aus Verben Adjektive, ganz wie es ihnen beliebt. Aber wir?«
    »Auch, seit neuestem.«
    »Aha«, sagte Brunetti.
    Auf dem ersten Treppenabsatz nickte er ihr zu, und sie ging zu ihrem Vorzimmer, das an der Vorderseite des Gebäudes lag, gleich neben Pattas Dienstzimmer. Er selbst ging weiter hinauf in sein eigenes Zimmer, mit den Gedanken bei den Freiheiten, die manche Leute sich mit der Sprache herausnehmen zu dürfen glaubten. Genau wie die Freiheiten, die Paola sich gegenüber dem Gesetz herausnehmen zu dürfen glaubte.
    Brunetti ging in sein Zimmer und schloß die Tür. Während er die Papiere auf seinem Schreibtisch zu lesen versuchte, merkte er, wie alles, was er tat, ihn immer wieder auf Paola und die Ereignisse der vergangenen Nacht zurückbrachte. Es gab keine Lösung, und sie würden sich nie davon freimachen können, bevor sie darüber geredet hätten, aber der bloße Gedanke an das, was sie sich da herausgenommen hatte, machte ihn so wütend, daß er sich noch immer außerstande sah, sich in Ruhe mit ihr darüber zu unterhalten.
    Er schaute
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher