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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig
Autoren: Donna Leon
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Transportunternehmen ist Anfang der Woche dort gewesen. Das ganze Gelände wurde gesäubert, alles weggeschafft und Erde darüber festgewalzt.«
    »Baustelle?«
    »Ja, die Armee hat beschlossen, in dieser Gegend Untersuchungen über Radon-Emissionen anzustellen. Sie wird das ganze Gebiet absperren und irgendwelche Testanlagen dort aufstellen. Natürlich unbemannt.«
    »Wessen Armee, ihre oder unsere?«
    »Nun, unsere natürlich.«
    »Wohin ist das Zeug gebracht worden?«
    »Ich glaube, die Transporter sind nach Genua gefahren. Aber der Freund, von dem ich das weiß, hat sich nicht sehr präzise ausgedrückt.«
    »Du wußtest, daß Viscardi damit zu tun hatte, ja?«
    »Guido, ich mag deinen anklagenden Ton nicht«, sagte der Conte scharf. Brunetti entschuldigte sich nicht, und der Conte fuhr fort: »Ich wußte viel über Signor Viscardi, Guido, aber er war - jenseits meiner Macht.«
    »Jetzt ist er jenseits jeder Macht«, sagte Brunetti, aber es befriedigte ihn nicht, das sagen zu können.
    »Ich hatte dir das beizubringen versucht.«
    »Mir war nicht klar, daß er so mächtig war.«
    »Er war es. Und sein Onkel«, der Conte nannte ein Kabinettsmitglied, »ist und bleibt noch mächtiger. Verstehst du?«
    Brunetti verstand mehr, als er zu verstehen wünschte. »Ich wollte dich um noch einen Gefallen bitten.«
    »Ich habe diese Woche schon viel für dich getan, Guido. Vieles gegen meine eigenen Interessen.«
    »Es ist nicht für mich.«
    »Guido, Gefallen sind immer für einen selbst. Besonders wenn man etwas für andere will.« Als Brunetti schwieg, fragte der Conte: »Worum geht es denn?«
    »Um einen Carabinieri-Offizier, Ambrogiani. Er ist gerade nach Sizilien versetzt worden. Kannst du dafür sorgen, daß ihm nichts zustößt, solange er dort ist?«
    »Ambrogiani?« fragte der Conte, als interessierte ihn nichts weiter als der Name.
    »Ja.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann, Guido.«
    »Ich wäre dir wirklich sehr dankbar.«
    »Und Maggior Ambrogiani auch, nehme ich an.«
    »Danke.«
    »Schon gut, Guido. Nächste Woche sind wir wieder da.«
    »Gut. Einen schönen Urlaub noch.«
    »Ja, danke. Gute Nacht, Guido.«
    »Gute Nacht.« Als er den Hörer auflegte, schoß Brunetti eine kleine Einzelheit aus ihrem Gespräch durch den Kopf, und er stand wie erstarrt und blickte auf seine Hand, unfähig, sie vom Hörer zu lösen. Der Conte hatte Ambrogianis Rang gekannt. Er hatte nur von einem Offizier gesprochen, aber der Conte hatte: »Maggior Ambrogiani« gesagt. Der Conte wußte von Gamberetto. Er hatte Geschäftsbeziehungen mit Viscardi. Und jetzt kannte er Ambrogianis Dienstgrad. Was wußte der Conte noch alles? Und in was war er sonst noch verwickelt?
    Paola hatte seinen Platz auf der Terrasse eingenommen. Er machte die Tür auf, trat hinaus, stellte sich neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. Der Himmel im Westen verströmte sein letztes Tageslicht. »Die Tage werden schon kürzer, nicht?« sagte sie.
    Er zog sie fester an sich und nickte.
    So standen sie, als die Glocken zu läuten begannen, zuerst die hellen von San Polo, und dann schollen über die Stadt, die Kanäle, die Jahrhunderte hinweg die gebieterischen, tiefen Töne von San Marco.
    »Guido, ich glaube, Raffi ist verliebt«, sagte sie in der Hoffnung, es wäre der rechte Augenblick, es ihm mitzuteilen.
    Brunetti stand neben der Mutter seines einzigen Sohnes und dachte an Eltern und wie sie ihre Kinder lieben. Er sagte so lange nichts, daß sie endlich den Kopf wandte und zu ihm aufsah. »Warum weinst du, Guido?«
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