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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf
Autoren: Alexander Kent
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ein paar Männer zusammen.« Dann hörte er jemanden schluchzen und sah, daß Neale an der Leereling kniete. Fähnrich Maynard lag auf dem Rücken, ein Arm, in die Signalleine verwickelt, zeigte nach oben. Seine Augen waren weit geöffnet, blicklos und merkwürdig friedlich.
    Neale hielt Maynards Hand und achtete weder auf die Abschüsse der Kanonen noch auf die Musketenkugeln, denen sein Freund schon zum Opfer gefallen war.
    Bolitho zog Neale hoch. Der Junge schien dicht vor dem Zusammenbruch. Mit einem wilden Aufschrei barg er das Gesicht am Rock des Kapitäns. Er zitterte am ganzen Körper vor Kummer. Bolitho schob ihn ein Stück zurück und hob sein Kinn leicht mit dem Degengriff. Er sah ihn eine Sekunde lang fest an und sagte dann eindringlich: »Nehmen Sie sich zusammen, Mr. Neale.« Er sah den leeren Blick in Neales Augen und verdrängte die Tatsache, daß er mit einem angstgeschüttelten Dreizehnjährigen sprach, der eben seinen besten Freund verloren hatte. »Sie sind Offizier des Königs, Neale.« Und weicher: »Denken Sie daran, was ich vorhin gesagt habe. Unsere Leute beobachten Sie heute. Glauben Sie, daß Sie mir jetzt helfen können?«
    Neale wischte sich die Augen mit dem Ärmel und sah zu dem am Schanzkleid liegenden Maynard hinab, dessen Arm ruckte, als der Wind an der Falleine rüttelte. Danach blickte er Bolitho an und stammelte: »Ja, Sir.«
    Bolitho sah ihm nach, als er zu den schreienden Kanonieren zurückging: klein und kaum zu erkennen in Rauch und Flammen dieser furchtbaren Schlacht.
    Rennie tauchte wieder auf. Über dem Auge klaffte eine Wunde. »Alles klar, Sir.« Er schwang seinen Degen. »Soll ich jetzt mit den Leuten entern?«
    Bolitho blickte über das zerschlagene Achterdeck. Scheint mehr Tote als Lebende zu geben, dachte er müde. Er taumelte, denn eine Kugel krachte in den Niedergang des Achterdecks und riß die Planken auf wie ein Pflug. Er sah ungläubig, wie Proby die Hand ans Gesicht hob und mit den Fingern einen Blutstrom zu stillen versuchte. Der Steuermann torkelte gegen das Rad. Als Strachan hinzusprang, um ihn zu stützen, schlug er wimmernd hin. Seine Hände hämmerten auf die Planken.
    Bolitho sah, daß ihm ein Schuß das Gesicht weggerissen hatte.
    »Wir müssen die Ondine nehmen«, stieß Bolitho hervor.
    »Wenn die Franzosen sehen, daß ihr Flaggschiff die Flagge streicht, werden sie. . .« Er verstummte und blickte wieder auf Probys Leichnam hinab. Ich habe sie alle hineingerissen, dachte er, und sein Schmerz schlug in hilflose Wut um. Dafür habe ich das Schiff und jeden Mann an Bord geopfert.
    Rennie sah ihn ruhig an. »Es war die richtige Entscheidung, Sir.« Er rückte seinen Hut gerade und sagte zu seinem Sergeanten: »Na, Garwood, wie wär's mit einem kleinen Spaziergang?«
    Bolitho starrte ihn an. Es war, als hätte Rennie seine Gedanken gelesen. Er sagte: »Die Cassius wird uns Schützenhilfe geben.« Er musterte die Seesoldaten, die sich jenseits von Furcht oder Angst wie wilde Tiere zum Sprung geduckt hatten. »Sie oder wir, Jungs, so steht es.«
    Als die Männer mit einem Hurra antworteten, sprang er auf den umgestürzten Mast der Ondine und begann hinüberzukriechen.
    Einmal sah er ins Wasser hinunter, auf dem Holzteile und Leichen trieben, sowohl französische wie britische.
    Unter äußerster Anstrengung erreichte er das Heck der Ondine. Kugeln pfiffen an ihm vorüber. Hinter sich hörte er Schreie. Einige seiner Leute stürzten hinab zu den treibenden Toten. Bolitho hackte die Reste der französischen Enternetze weg und sprang auf das Deck hinüber. Überall lagen Tote und Sterbende. Sein Blick flog zur anderen Schiffsseite und erstarrte. Die Cassius lag nicht mehr längsseits, sondern trieb ab, in den Rauch ihrer eigenen Wunden gehüllt: ein entmasteter Rumpf, bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen. Aus jedem Speigatt flossen Ströme von Blut die Bordwand hinab und färbten das Wasser rot. Es sah aus, als verblute das Schiff. Doch vom Stumpf des Besan wehte, wenn auch durchlöchert und zerfetzt, noch immer trotzig die Flagge, und während Rennies Seesoldaten brüllend über das Heck der Ondine ausschwärmten, ertönten auf dem Deck der Cassius Hurrarufe. Nicht sehr laut, denn allzuviele konnten nicht mehr mit einstimmen, Aber auf Bolitho wirkten die Rufe anspornend.
    Er stürmte über das Deck und hieb, durch die Hurrarufe und die kampfwütigen Männer in seinem Rücken angetrieben, fast auf einen Streich zwei Matrosen nieder. Er sah seine erste
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