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Brockmann Suzanne

Brockmann Suzanne

Titel: Brockmann Suzanne
Autoren: 6 Crash - Zwischen Liebe und Gefahr
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und direkt vor ihr stehen blieb, sah sie ihn nur entrückt und vollkommen kontrolliert an.
    War das sein Trick? War es das, weshalb es ihm gelang, in den unmöglichsten Situationen so kühl und reserviert zu wirken? Es tat fast nicht weh.
    Er küsste sie noch einmal. Sein Mund fühlte sich weich und warm an. Und obwohl er so süß schmeckte, gelang es ihr beinahe, sich nicht nach mehr zu sehnen.
    Und als er schließlich durch die Tür in der Dunkelheit verschwand, musste sie beinahe nicht weinen.
    Crash ließ seinen Wagen an der Hauptstraße stehen und ging die letzten zehn Meilen zu Fuß.
    An der Hütte angekommen, versicherte er sich, dass niemand während seiner Abwesenheit hier hochgekommen war. Vorsichtig ging er in die Hütte und durchsuchte sie, um ganz sicher zu sein. Dann setzte er sich in die Dunkelheit und wartete, während die Minuten und Stunden verstrichen. Kein Zweifel. Er war alleine.
    Er konnte sich gar nicht erinnern, wann er das letzte Mal so alleine gewesen war.
    Normalerweise machte es ihm nichts aus, in Ruhe seinen Gedanken nachzuhängen. Doch heute liefen sie irgendwie aus dem Ruder.
    Er konnte einfach nicht aufhören, an Nell zu denken, daran, was sie gesagt hatte.
    Wenn du bereit bist, für mich zu sterben, warum willst du nicht auch für mich leben?
    Ich liebe dich bedingungslos.
    Bedingungslos.
    Immer, wenn er seine Augen schloss, sah er Nells Gesicht vor sich. Er sah sie, wie sie über etwas lachte, das Daisy oder Jake gesagt hatten. Er sah, wie sich ihre Augen bei dem Gedanken mit Tränen füllten, dass sie Daisys letzten Sonnenuntergang ruiniert haben könnte. Er sah die Leidenschaft in ihren Augen, als sie sich zu ihm beugte und ihn küsste. Und er sah sie, wie sie bei ihrem ersten Zusammentreffen nach fast einem Jahr im Besucherraum des Gefängnisses auf ihn wartete. Ihre Hände lagen gefaltet vor ihr auf dem Tisch, und ihr Gesicht war ruhig und emotionslos. Doch ihre Augen sprachen Bände. All jene Gefühle, die sie bis vor wenigen Stunden nicht gewagt hatte auszusprechen, lagen schon damals in ihrem Blick.
    Sie liebte ihn. Bedingungslos.
    Er wusste, dass das die Wahrheit war. Wenn sie ihn sogar hatte lieben können, als sie im Gefängnis auf ihn – einen Angeklagten in einem Mordprozess – gewartet hat, dann liebte sie ihn tatsächlich bedingungslos.
    Als Crash schließlich die letzte Rolle Draht hervorkramte, um sein Werk zu vollenden, das Garvin – genau wie ihn selbst – in den Tod schicken würde, hielt er für einen Moment inne.
    Zu seiner großen Überraschung konnte er vor seinem inneren Auge tatsächlich ein Stückchen Hoffnung aufflackern sehen. Nur ein winziger Schimmer, aber immerhin.
    Wenn er heute hier nicht sterben würde, könnte tatsächlich eine Zukunft vor ihm liegen. Es war vielleicht nicht die Zukunft, die er sich früher immer ausgemalt hatte: dass er als SEAL für die Gray Group eingesetzt wurde, bis er zu alt dafür war, und dann eine Karriere als Ausbilder einschlug.
    Bisher hatte er sich nie ein Leben nach den SEALs vorstellen können. Doch wenn er jetzt die Augen schloss, sah er ein verschwommenes Bild seiner selbst mit Nell an seiner Seite.
    Sie liebte ihn bedingungslos – egal, ob er ein SEAL war oder an einer Supermarktkasse arbeitete. Was er beruflich machte, war für sie nicht von Bedeutung. Und Crash erkannte zum ersten Mal, dass es ihm auch nicht wichtig war. Solange nur sie auf ihn wartete, wenn er abends nach Hause kam, wäre er glücklich.
    Nachdenklich sah er auf das C4 in seinen Händen, seinen persönlichen Schierlingsbecher. Mit einem Mal wusste er ganz gewiss, dass er nicht sterben wollte. Nicht heute.
    Er hatte sich geirrt. Er war nicht entbehrlich. Hätte er doch nur Blue und den Rest der Alpha Squad um Hilfe gebeten!
    Das hätte alles viel leichter gemacht.
    Crash stand auf. Es war zu spät, um Blue zu kontaktieren. Aber es war noch nicht zu spät, seinen Plan ein wenig abzuändern.
    Zum ersten Mal seit Stunden huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
    Vielleicht würde seine Pechsträhne nun endlich enden.
    Nell hielt es keine Sekunde länger aus.
    Sie legte ihre Gabel nieder, mit der sie ohnehin nur die Pasta auf ihrem Teller hin und her geschoben hatte. Ihr Appetit war ihr irgendwie abhanden gekommen. „Er wird sterben, wenn wir nichts unternehmen.“
    Blue McCoy warf seiner Frau einen flüchtigen Blick zu, bevor er ebenfalls aufhörte zu essen. Er wusste, dass Nell über Crash sprach. „Ich bin nur nicht sicher, was wir tun
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