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Brockmann Suzanne

Brockmann Suzanne

Titel: Brockmann Suzanne
Autoren: 5 Harvard - Herz an Herz
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zugezogen haben, die im Krankenhaus behandelt werden musste.“
    Sie blinzelte ihn erstaunt an. „Was sagen Sie da?“
    Wer hätte das gedacht? Sie hörte ja doch zu. „Gemäß dem Regelwerk für dieses Training nimmt ein verletzter Agent so lange nur teilweise am Sportprogramm teil, bis absolut sichergestellt wurde, dass er – oder sie – wieder vollkommen fit ist. Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, Miss Richards, aber Sie wurden also genauso behandelt wie jeder andere auch.“
    Die Sonne ging gerade als großer orangeroter Feuerball am Horizont unter und tauchte den gesamten Stützpunkt in ein sanftes pinkfarbenes Licht. Die Stimmung war friedlich und beinahe romantisch. Zu Hause, am Meer, wäre dies genau die Art Sommerabend gewesen, an dem er zum Eiscafé im Dorf spaziert wäre, um dort ein wenig mit den Freundinnen seiner Schwestern zu flirten. Er konnte ihre bewundernden Blicke direkt vor sich sehen.
    Die Frau, die ihm nun gegenüberstand, warf ihm allerdings alles andere als bewundernde Blicke zu. Sie sah ihn viel eher an, als habe er versucht, ihr einen Wäschetrockner in der Wüste zu verkaufen. „ Regelwerk? “
    Harvard sah verzweifelt in Richtung seines Büros. Wie gern wäre er schon dort, um dann auch schneller nach Hause aufbrechen zu können. „Ja, Ihre Vorgesetzten schienen besorgt, dass Sie und Ihre Kollegen beim Training mit der Alpha Squad ständigen Verletzungen ausgesetzt sein würden. Deshalb gibt es eine lange Liste mit solchen Grundregeln.“
    „Mir wurde dieses Regelwerk nie gezeigt.“
    Harvard stöhnte genervt auf und begann, wieder zu laufen. Seine Geduld war am Ende. „Ja, okay, Sie haben recht. Ich erfinde das alles.“
    „Sie können mir keinen Vorwurf machen, dass ich misstrauisch bin.“ P. J. musste sich beeilen, um mit ihm mitzuhalten. „Soweit ich weiß, gab es noch nie ein Regelwerk. Warum sollte die FInCOM jetzt damit anfangen?“
    „Zweifellos hat irgendjemand von der Hell Week gehört, der Höllenwoche, die ein SEAL-Anwärter während der Kampfschwimmerausbildung überstehen muss – und vom Schlafentzug und all den mörderischen Ausdauertests. Ich wette, sie haben befürchtet, dass wir den Finks während des Antiterrortrainings etwas Ähnliches zumuten würden. Zu Recht – das würden wir, wenn wir könnten. Im wirklichen Leben ist es den Terroristen schließlich auch völlig egal, ob Sie eine Auszeit brauchen.“
    P. J. funkelte ihn an. „Sie sollten wissen, dass mir der Ausdruck Fink nicht besonders gefällt. Er ist beleidigend.“
    „Es ist nur ein Spitzname. Eine einzige Silbe sagt sich leichter als vier.“
    P. J. hob die Augenbrauen. „Mag ja sein. Aber ich mag es nicht.“
    „Es scheint nicht viel zu geben, was Sie mögen, nicht wahr?“ Seine Person eingeschlossen. Ihn vielleicht sogar ganz besonders nicht. Harvard stieß die Tür zu der Wellblechbaracke auf, in der die vorläufigen Büros der Alpha Squad untergebracht waren. „Mein Vater wird übrigens wieder gesund. Das interessiert Sie bestimmt brennend.“
    „Oh Gott, es tut mir leid, dass ich mich noch nicht nach ihm erkundigt habe.“
    Und Harvard machte den Fehler, sich zu ihr umzudrehen.
    Man sah ihr ihr Bedauern tatsächlich an. Sie blickte vollkommen erschrocken drein. Der Ärger in ihrer Miene war verschwunden. Er empfand beinahe Mitleid mit ihr. Dabei wollte er gerade mit niemandem Mitleid haben – am wenigsten mit sich selbst.
    Seit dem Telefongespräch mit Joe Cat, in dem er von dem Herzinfarkt seines Vaters erfahren hatte, war seine Welt irgendwie völlig aus den Fugen geraten. Alles in seinem Privatleben schien sich zu verändern. Seine Eltern waren mit einem Schlag alte Leute geworden, und sein Zuhause war nicht länger sein Zuhause.
    Und ausgerechnet in diesem Moment tauchte diese P. J. auf und verfolgte ihn mit allen möglichen Anschuldigungen. Oh, wie viel einfacher wäre dieses Training doch ohne ihre weibliche Teilnahme!
    „Bitte entschuldigen Sie! Das war sehr unsensibel von mir. Ich hätte wirklich früher nachfragen sollen. Wird er wirklich wieder ganz gesund werden?“
    Als Harvard in ihre dunklen Augen sah, wusste er, dass er sich selbst etwas vormachte. Seine Welt war nicht erst seit dem Telefonat mit Joe Cat aus den Fugen geraten – sie stand Kopf, seitdem diese kleine Frau einen Fuß auf den Stützpunkt und in sein Leben gesetzt hatte.
    Ihr Aussehen und ihre Leidenschaft hatten ihn von Anfang an in ihren Bann gezogen. Und die Fähigkeit, ihre eigenen Fehler
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