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Brockmann Suzanne

Brockmann Suzanne

Titel: Brockmann Suzanne
Autoren: 5 Harvard - Herz an Herz
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gegangen war. „Es tut mir leid …“
    „Mein Vater hatte einen Herzinfarkt“, fuhr Harvard leise fort. „Ich muss sofort nach Boston.“
    „Das tut mir wirklich leid“, versicherte sie, indem sie sich umdrehte und ihn direkt ansah.
    Sein Vater. Sie war überrascht, dass Harvard tatsächlich einen Vater hatte. Aus irgendeinem Grund war das schwer vorstellbar. Sie konnte ihn sich nur als dieses hünenhafte Bild von einem Mann vorstellen, kaum aber als kleinen Jungen. „Ich hoffe, er erholt sich bald …“
    Doch Harvard hatte den Raum bereits halb durchquert.
    Sie sah ihm nach, bis er um die Ecke in die Lobby des Hotels verschwunden war.
    Der Barmann hatte inzwischen ein Glas Bier vor sie auf den Tresen gestellt. Direkt daneben aber stand ein großes Glas Eistee – Harvards Drink.
    Das brachte P. J. zum Lächeln. So viel also zu ihrer Theorie von großen starken Männern und ihren Trinkgewohnheiten.
    Sie schob ihr Bier zur Seite und trank genüsslich den Eistee. Welche Überraschungen hielt Harvard Becker wohl noch so für sie parat?

3. KAPITEL
    E   r sieht schlecht aus.“
    „Er sieht schon viel besser aus als gestern im Krankenwagen.“ Seine Mutter ließ sich vorsichtig auf einen Gartenstuhl auf der Veranda sinken. Ihre Hüfte schien ihr wieder Probleme zu bereiten. Wann immer er sie sah, bewegte sie sich ein wenig steifer und langsamer. Harvard musterte die Zeichen des Alters, die ihm vorhin im Krankenhauslicht zum ersten Mal so richtig aufgefallen waren. Graue Strähnen in ihrem Haar. Tiefe Falten in ihrem runden, immer noch sehr hübschen Gesicht.
    Harvards Vater hatte tatsächlich schlecht ausgesehen. Er lag wie ein Schatten seiner selbst im Krankenhausbett und war an eine Unzahl von Monitoren und Schläuchen angeschlossen. Als Harvard in sein Zimmer gekommen war, hatte der alte Mann nicht mal die Augen geöffnet. Doch zumindest war er so weit bei Bewusstsein gewesen, um darüber Witze zu machen, welche Mühe er doch auf sich nahm, um den verlorenen Sohn zu einem Besuch zu bewegen.
    Alter Mann – so hatte Harvard seinen Vater schon genannt, als er zwölf war. Aber jetzt war es die Wahrheit.
    Seine Eltern wurden alt.
    Der Herzinfarkt war zum Glück nicht sehr schwer gewesen. Nichtsdestotrotz – Dr. Medgar Becker würde sich von nun an streng an das Sportprogramm und die fettarme Diät halten müssen, die die Ärzte ihm verordnet hatten. An Käsekuchen und ähnliche Leckereien würde er nicht einmal mehr denken dürfen. Außerdem würde er Wege zum Stressabbau finden müssen. Das würde bestimmt nicht leicht werden. Als Dekan der Fakultät für Anglistik an einer der bedeutendsten Universitäten Neuenglands hatte er jede Menge Arbeit.
    „Wir werden das Haus verkaufen, Daryl“, erklärte seine Mutter ihm mit sanfter Stimme.
    Harvard fiel vor Erstaunen beinahe die Getränkedose aus der Hand, die er sich gerade aus dem Kühlschrank in der Küche geholt hatte. „ Was wollt ihr tun?“
    Seine Mutter streckte ihr Gesicht den warmen Strahlen der Nachmittagssonne entgegen und atmete die frische, salzige Luft ein. „Man hat deinem Vater eine Teilzeitprofessur an einem kleinen College in Phoenix angeboten. Er wird nur noch ein Drittel so viel unterrichten wie bisher. Und er wird viel weniger Verantwortung tragen. Ich glaube, der liebe Gott hat uns ein eindeutiges Zeichen gegeben, dass es Zeit für ihn wird, kürzerzutreten.“
    Harvard atmete tief ein, und als er schließlich sprach, klang seine Stimme ebenso ruhig wie ihre. „Warum sagt ihr mir das denn erst jetzt?“
    „Medgar war sich nicht sicher, ob er für so eine große Veränderung schon bereit war“, erwiderte seine Mutter. „Wir wollten dich nicht beunruhigen, bevor wir nicht sicher waren, dass wir diesen Schritt tatsächlich tun würden.“
    „Nach Phoenix. In Arizona.“
    Seine Mutter lächelte, als sie die Skepsis in seiner Stimme vernahm. „Kendra, Robby und die Kinder werden ganz in der Nähe sein. Und Jonelle und ihre Familie sind auch nicht allzu weit entfernt in Santa Fe. Sogar du bist näher, wenn du in Kalifornien stationiert wirst. Du wirst viel öfter zu Besuch kommen können. In Phoenix gibt es außerdem ein gutes Theater, darauf freue ich mich schon sehr. Und als wir das letzte Mal dort waren, haben wir bereits ein schönes, kleines Häuschen gefunden, das nur ein paar Minuten vom Campus entfernt liegt.“
    Harvard lehnte sich an den Holzzaun, der die Veranda umgab, und blickte hinaus auf das graugrüne Wasser. Seine Eltern
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