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Brockmann Suzanne

Brockmann Suzanne

Titel: Brockmann Suzanne
Autoren: ein Wort 10 Taylor - Ein Mann
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gebracht.
    „Schauen Sie“, sagte sie bemüht vernünftig und gelassen. Gar nicht so einfach, ruhig zu bleiben, wenn man sechs großen kräftigen Männern gegenüberstand. Zehn Paar jugendliche Augen beobachteten die Szene, also riss sie sich zusammen, zügelte ihr Temperament. „Mir ist schon klar, dass Sie es nicht mögen …“
    „Von nicht mögen kann überhaupt keine Rede sein“, unterbrach der Wortführer der Männer sie. John Morrison. „Wir wollen und dulden die Aids-Hilfe hier nicht. Wir wollen Sie hier nicht.“ Er schaute zu den Jugendlichen hinüber, die eigentlich dabei waren, Mrs O’Briens Wagen zu waschen, diese Tätigkeit aber unterbrochen hatten, um die Auseinandersetzung mit großen Augen zu verfolgen. „Hey, du da, Sean Sullivan! Weiß dein Vater, dass du dich hier rumtreibst? Mit diesem Hippiemädchen?“
    „Macht weiter, Jungs!“, forderte Colleen die Jugendlichen auf und lächelte ihnen aufmunternd zu. Hippiemädchen. Du lieber Himmel! „Mrs O’Brien hat nicht den ganzen Tag Zeit. Und denkt daran, es warten noch ein paar andere. Unser Autowaschteam steht in dem Ruf, gute Arbeit zu leisten – schnell und effektiv. Wir wollen doch nicht wegen so einer kleinen Ablenkung Kunden verlieren.“
    Sie wandte sich wieder an John Morrison und seine Gang. Ja, genau das waren sie: eine Gang. Auch wenn sie alle schon Ende dreißig bis Mitte vierzig waren und von einem ehrbaren Geschäftsmann aus der Gegend angeführt wurden. Nun ja – bei genauerer Überlegung war dieses Attribut wahrscheinlich doch nicht ganz zutreffend.
    „Ja, Mr Sullivan weiß, wo sein Sohn ist“, erklärte sie ruhig. „Die Jugendgruppe der St. Margaret’s Junior High School hilft dabei, Geld für den Erdbeben-Hilfsfonds für Tulgeria zu beschaffen. Alles, was sie mit der Wagenwäsche verdienen, wird dazu verwendet, Menschen zu helfen, die ihr Zuhause und beinah all ihr Hab und Gut verloren haben. Selbst Sie dürften damit doch kein Problem haben.“
    Morrison reagierte gereizt.
    Und Colleen ärgerte sich über sich selbst. Allen Bemühungen zum Trotz war es ihr nicht gelungen, ihre Abneigung und ihre Wut auf diese Neandertaler zu verbergen.
    „Warum verschwinden Sie nicht einfach wieder dorthin, woher Sie gekommen sind?“, forderte Morrison sie grob auf. „Verpissen Sie sich aus unserer Nachbarschaft! Und stecken Sie sich all Ihre großherzigen liberalen Vorstellungen in den …“
    Niemand durfte so vor ihrer Jugendgruppe reden! Nicht, solange sie die Verantwortung trug. „Weg hier!“, fuhr sie Morrison über den Mund. „Machen Sie, dass Sie fortkommen! Sie sollten sich schämen! Verschwinden Sie von diesem Grundstück, oder ich wasche Ihnen Ihren Mund mit Seife aus und stelle Ihnen die Seife in Rechnung!“
    Mist! Jetzt hatte sie einen großen Fehler gemacht. Sie hatte mit Gewalt gedroht – obwohl sie das gegenüber dieser Gruppe unbedingt vermeiden musste.
    Es stimmte zwar: Sie war eins achtzig groß und einigermaßen solide gebaut, aber sie war kein Navy SEAL wie ihr Bruder und sein bester Freund Bobby Taylor. Im Gegensatz zu ihnen konnte sie es nicht mit allen sechs Männern zugleich aufnehmen, wenn die Typen Ernst machen sollten.
    Erschreckenderweise hatten in dieser Gegend eine ganze Reihe von Männern überhaupt keine Hemmungen, eine Frau zu schlagen – egal, wie groß oder klein sie war. Und sie hegte den Verdacht, dass John Morrison zu exakt dieser Sorte von Männern gehörte.
    Sie sah es in seinen Augen: Am liebsten hätte er ihr hart ins Gesicht geschlagen.
    Normalerweise mochte sie es nicht, wenn ihr Bruder sich in ihre Angelegenheiten einmischte. Aber in diesem Moment wünschte sie sich ehrlich, Bobby und er wären hier und an ihrer Seite.
    Seit Jahren kämpfte sie um ihre Unabhängigkeit, aber darum ging es in dieser Situation nun wirklich nicht. Jetzt aber musste sie sich allein behaupten. Sie wünschte nur, sie hätte etwas Besseres zur Hand als einen großen Schwamm … Gleichzeitig war sie froh darüber; sie war so wütend, dass sie am liebsten den Wasserschlauch genommen und die Männer damit nass gespritzt hätte, als wären sie eine Meute tollwütiger Hunde. Aber damit hätte sie alles nur noch schlimmer gemacht.
    Es waren Kinder zugegen, und sie durfte nicht riskieren, dass Sean, Harry oder Melissa versuchten, ihr zu Hilfe zu kommen. Denn genau das würden sie tun, und diese Kinder konnten richtig wild werden.
    Aber das konnte sie auch. Und sie würde nicht zulassen, dass den Kindern etwas
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