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Brisante Enthüllungen

Brisante Enthüllungen

Titel: Brisante Enthüllungen
Autoren: Sara Craven
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sich aufregen? Sie war schon oft hier", antwortete er. "Ich jedoch noch nie."
    "Bist du wirklich heute zum ersten Mal seit dem Unfall hier?" fragte sie schockiert.
    "Ja. Hoffentlich auch zum letzten Mal. Wir wollen Giacomo Raboni treffen, damit du genau nachvollziehen kannst, was er gesehen hat und was nicht", erklärte er verbittert.
    Sie blickte in die Schwindel erregende Tiefe und erbebte. Die Vorstellung, dort hinunterzustürzen, war schlimmer als der schrecklichste Albtraum. "Wann kommt Signor Raboni? Ich möchte hier weg."
    "Es war schon immer ein unheimlicher Ort. Doch da es so wichtig für dich ist, die Wahrheit zu erfahren, musst du durchhalten. Aber da kommt er schon."
    Hinter sich hörte sie Steine rollen und drehte sich. Ein Mann kam mit einem älteren Hund den Berg hinunter, halb kletterte er, halb rutschte er.
    Giacomo Raboni war ein mittelgroßer Mann. Er hatte weißes Haar und trug eine Baseballkappe. Er wirkte so, als würde er gern lachen. Doch im Moment machte er eher ein grimmiges Gesicht. Sekundenlang musterte er die Contessa mit abschätzigen Blicken, ehe er vor ihr ausspuckte. Dann betrachtete er Polly, und auch sie fand offenbar nicht seine Billigung.
    Schließlich schüttelte er Sandro die Hand. "Sie hätten nicht herkommen dürfen, Eccellenza. Man sollte die Toten ruhen lassen."
    "Ich bin hier, weil Bianca mein Leben noch genauso sehr vergiftet wie zu ihren Lebzeiten", antwortete Sandro. "Sie waren einverstanden zu schweigen, um den Hinterbliebenen noch größeren Schmerz zu ersparen. Mein Vater kann jedoch nicht mehr verletzt werden, und meine Tante hat versucht, Ihr Schweigen gegen mich zu verwenden und mir und meiner Ehe zu schaden. Deshalb brauche ich auf die Contessa keine Rücksicht mehr zu nehmen. Ich möchte Sie bitten, meiner Frau zu erzählen, was Sie gesehen haben."
    Der ältere Mann nickte. "Ich war an dem Tag auf dem Berg, um nach meinen Ziegen zu sehen", begann er. "Als ich den Pfad hinunterkam, sah ich das Auto um die Kurve fahren. Es war der Wagen des Marchese, und er fuhr Schlangenlinie, was mir sehr seltsam vorkam. Wenig später konnte ich erkennen, was los war: Eine junge Frau hatte sich auf den Marchese geworfen und behinderte ihn." Er runzelte die Stirn. "Zuerst habe ich noch gedacht, es sei so etwas wie ein Liebesspiel, wenn auch ein riskantes auf dieser gefährlichen Straße. Aber dann wurde mir klar, dass der Marchese die Frau nicht umarmte, sondern versuchte, sie wegzustoßen, um den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen." Er sah Polly an. "Ich begriff, dass Ihr Mann um sein Leben kämpfte, denn die Frau griff ihm ins Lenkrad. Sie versuchte offenbar auch, ihm die Sicht zu nehmen. Mir fiel auf, dass er den Arm hob, wie um sich zu verteidigen. In dem Augenblick lenkte die Frau den Wagen auf den Abgrund zu."
    "Oh nein." Polly fühlte sich wie betäubt. "Oh nein."
    "Er stürzte ab, und ich hörte die Frau schreien", fuhr der ältere Mann fort. "Als ich zu der Absturzstelle lief, sah ich den Wagen auf einen Felsen aufprallen und dann noch weiter in die Tiefe stürzen, bis er in einem Baum hängen blieb. Der Marchese war hinausgeschleudert worden. Ich kletterte zu ihm hinunter. Er war schwer verletzt, verlor viel Blut, und sein Puls war sehr schwach. Die junge Frau befand sich in dem Wagen, und der Motor lief noch. Der Baum war alt und hatte schwache Wurzeln, die der Belastung nicht mehr lange standhalten würden. Das bedeutete, die Signorina war in Lebensgefahr. Ich kletterte weiter. Die Autotür war weit geöffnet, und die Frau lag über dem Sitz. Auch sie war schwer verletzt. Ich versuchte, sie an den Händen herauszuziehen, und habe sie angesprochen. Aber sie war kaum noch bei Bewusstsein und glaubte, ich sei der Marchese, denn sie flüsterte: 'Wenn ich dich nicht haben kann, soll dich auch keine andere besitzen.' Dann trat sie auf das Gaspedal, und der Wagen stürzte endgültig in die Tiefe."
    Polly stand reglos da und presste die Hand auf die Lippen.
    "Sie lügen", rief die Contessa mit verzerrter Miene aus. "Der Marchese hat Sie dafür bezahlt, dass Sie solche Behauptungen aufstellen."
    "Ich werde von niemandem bezahlt", entgegnete der ältere Mann würdevoll. "Ich hätte dasselbe auch vor der Polizei ausgesagt. Aber der Marchese wusste, wie sehr sein Vater leiden würde, wenn er die Wahrheit erfuhr, denn er hatte Bianca sehr gern und war sowieso schon sehr krank. Ihm zuliebe haben wir den wahren Unfallhergang verschwiegen. Aber ich sage Ihnen, dass Signorina
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