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bringen alle in Schwung

bringen alle in Schwung

Titel: bringen alle in Schwung
Autoren: Enid Blyton
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schwiegen, schauten sich an, lächelten sich an. Es war ein hilfloses Schweigen, kein unfreundliches. Anja war es, die es brach.
    „Hoffentlich macht es euch nichts aus, mit mir zusammenzuwohnen“, sagte sie. „Ich meine, ich bin vielleicht manchmal lästig. Wenn ich nachts aufs Klo muss, mache ich mit den blöden Krücken einen Mordslärm. Und überhaupt ...“
    „Unsinn“, sagten Hanni und Nanni gleichzeitig. Sie waren froh, dass ihnen Anja ein Stichwort gegeben hatte, sie wollten doch so gerne nett zu ihr sein. „Wir schlafen wie die Ratzen“, fuhr Nanni fort. „Du kannst so viel Krach machen, wie du willst, das stört uns nicht. Außerdem wollen wir doch Freundinnen werden. Und wenn wir Freundinnen sind, stören uns auch Dinge nicht, die uns sonst vielleicht stören würden. Das wollte ich bloß mal gesagt haben. Und sonst ...“
    „... und sonst packen wir erst mal deinen Koffer aus“, unterbrach Hanni sie. „Wenn es dir recht ist, Anja.“
    Anja nickte. „Natürlich ist es mir recht, vielen Dank.“
    Hanni räumte die Schubfächer ein und hängte Hosen und Blusen auf die Kleiderbügel, Nanni holte Bettwäsche und Handtücher von der Hausmutter. Wenn Anja so wie jetzt auf dem Bett saß, merkte man überhaupt nicht, dass sie ein gelähmtes Bein hatte. Sie trug Jeans und sah aus wie ein ganz normales Mädchen. Das Gespräch tröpfelte. Natürlich waren die Zwillinge neugierig. Es war keine zudringliche Neugierde, aber sie hätten gern gewusst, wie das Unglück geschehen war, was Anja danach im Krankenhaus erlebt hatte, und wie sie sich jetzt fühlte. Doch davon wollte sie offensichtlich nicht sprechen. Sie wich jeder Frage aus, erzählte nur von dem kleinen Reihenhaus ihrer Großmutter, von den Rosen, die Omi liebevoll züchtete, von der Katze, die sie sehr vermissen würde, von allen möglichen Dingen, aber nicht von dem, was ihr Leben verändert hatte.
    Als der Gong ertönte, gingen sie zum Abendessen. Frau Theobald stellte Anja den Schülerinnen von Lindenhof vor und bat sie noch einmal um Hilfsbereitschaft und Kameradschaftlichkeit. Anja lächelte gequält. Man sah ihr an, wie schrecklich sie es fand, so im Mittelpunkt zu stehen. Nach dem Essen verzogen sich die Mädchen wie üblich in den Aufenthaltsraum, spielten Countrymusic auf dem Plattenspieler, denn momentan war der deutsche Country- und Westernsänger Roy Bernhard ihr erklärter Liebling. Einige strickten, zwei der Älteren spielten Schach, Petra las, sicher ein „gutes“ Buch, sie tat auch in ihrer Freizeit immer etwas Nützliches. Frau Martin saß in einer Ecke und häkelte irgendetwas in Giftgrün. Ein paar Neue fühlten sich verlassen und tuschelten miteinander. Um Anja hatte sich eine Gruppe gebildet, die, wie vorher die Zwillinge, alles genau wissen wollte. Die neugierigen freundlichen, überhaupt nicht böse gemeinten und doch so gefühllosen Fragen prasselten auf sie herunter. Als Anja wieder auf eine bohrende Frage, wie das denn nun mit den Eltern gewesen wäre, damals bei dem Unfall, nur antwortete, die Katze Mohrle wäre auch im Auto gewesen und ihr hätte - fast ein Wunder - nicht das Geringste gefehlt, sprang Nanni auf.
    „Ich glaube, Anja ist wahnsinnig müde, stimmt‘s Anja? Wir gehen mit dir rauf, du legst dich hin, und wir packen den Rest aus.“
    Anja stand so hastig auf, dass ihre Krücken auf den Boden knallten. Sie wurde rot, versuchte sie aufzuheben, einige Mädchen bückten sich, jede wollte ihr helfen.
    Als die drei verschwunden waren, herrschte betretenes Schweigen. Frau Martin legte ihre Häkelei weg. Sie hatte nicht eingreifen wollen. Anja musste sich mit den Mädchen und mit ihrer Neugierde selbst auseinandersetzen, fand sie, ein Machtwort der Lehrerin hätte sie nur unnötig verletzt. Aber jetzt schimpfte sie in die Runde.
    „Müsst ihr euch wie neugierige Elstern auf das arme Mädchen stürzen? Gleich am ersten Abend! Habt ihr nicht gemerkt, dass eure Fragen ihr wehtun? Ihr benehmt euch wie Elefanten im Porzellanladen!“
    Die Mädchen schauten sich beschämt an. Vor allem die aus Anjas Klasse, denn sie interessierten sich am meisten für die Neue.
    „Menschenskinder, wir sind wirklich Trampeltiere“, sagte Carlotta laut.
    Währenddessen saßen die Zwillinge und Anja auf dem Balkon, schauten den Mond an und aßen die rote Grütze von Frau Sullivan. Der Mond war groß und rund und golden wie ein reifer Herbstkürbis und die Grütze schmeckte köstlich. Vom Garten stieg ein Duft nach Rosen und
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