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bringen alle in Schwung

bringen alle in Schwung

Titel: bringen alle in Schwung
Autoren: Enid Blyton
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Herren“, sagte er ins Mikrofon. Anja saß im Rollstuhl in der hintersten Reihe des Chors. Sie wollte nicht auffallen und sie wurde auch nicht bemerkt, denn der Chor war groß und die Bühne klein, die Mädchen, die vor ihr standen, verdeckten sie völlig. Roy Bernhard bahnte sich einen Weg zu ihr.
    „So“, lächelte er, „jetzt kommst du mit!“
    „O nein, bitte nicht“, wehrte Anja erschrocken ab.
    „Doch. Es tut nicht weh.“
    Er legte ihr einige Sträuße, die er noch im Arm hielt, in den Schoß und schob den Rollstuhl an die Rampe. Anja blinzelte und wusste nicht, wo sie hinschauen sollte. Das Publikum applaudierte, als wäre Anja ein Star.
    Roy Bernhard stellte sie vor.
    „Das ist Anja“, sagte er. „Wir, die Mädchen von Lindenhof und ich, haben heute für sie gesungen. Ich möchte, dass Sie sie kennenlernen. Mit dem Geld, das Sie für die Eintrittskarten bezahlt haben, kann Anja hier im Internat bleiben, wo sie sich wohlfühlt und wo sie trotz ihres gelähmten Beins, trotz Rollstuhl und Krücken normal aufwachsen darf. Ich danke Ihnen allen in Anjas Namen. Und jetzt die San Antonio Rose!“
    Er begann zu singen, der Chor wartete auf den Einsatz. Da erschien Püsselchen. Das heißt, sie erschien nicht, sie kam angerannt, mit einer Rose zwischen den Zähnen, die sie am Boden gefunden hatte. Püsselchen sauste über die Bühne wie ein Irrwisch. Sie sprang an ihrem Herrchen hoch, kratzte an seinen teuren Lederjeans und war außer sich vor Freude. Dann ließ sie die Rose fallen und bellte, was das Zeug hielt. Roy Bernhard wehrte sie ab, hob das Mikrofon höher und versuchte weiterzusingen. Aber er musste so lachen, dass er nicht mehr singen konnte. Roy lachte, Anja lachte, das Publikum brüllte vor Lachen, alle Leute klatschten und die Jungen trampelten vor Begeisterung mit den Füßen. Püsselchen bekam noch mehr Beifall als der berühmte Star. Den Zuschauern gefiel es, dass da oben auf der Bühne etwas geschehen war, das man nicht geplant, geprobt und perfekt einstudiert hatte. Roy Bernhard war den Menschen im Saal auf einmal persönlich nahegerückt. Durch seinen komischen hässlichen Hund. Und vielleicht noch mehr dadurch, dass er die Situation keineswegs im Griff hatte. Er tat gar nichts, er ließ Püsselchen nicht fortbringen, er stand einfach da und lachte.
    Schließlich beruhigte man sich. Roy Bernhard erwischte seinen Hund am Halsband und zog ihn zu Anja.
    „Bitte halt Püssel fest“, sagte er.
    Sie nickte mit Lachtränen in den Augen. Sie hatte vergessen, dass es ihr peinlich war, im Mittelpunkt zu stehen. Sie fand plötzlich alles lustig und schön.
    Püsselchen schien es leid zu sein, die Show an sich zu reißen. Sie setzte sich auf die Hinterpfoten und legte ihren Kopf in Anjas Schoß, genau genommen auf einen Strauß von rosa Nelken.
    „Hanni und Nanni, kommt her!“, rief Roy Bernhard.
    Er nahm die verblüfften Zwillinge rechts und links in den Arm und sang zum zweiten Mal die San Antonio Rose. Hanni und Nanni sangen kräftig mit, abwechselnd hielt Roy ihnen das Mikrofon hin. Sie waren keine großen Sängerinnen, die beiden, aber sie hatten klare, laute Stimmen. Hätte der Star ihnen vorher erklärt, sie sollten das letzte Lied mit ihm zusammen singen, dann wären sie aufgeregt gewesen. Hätten gedacht, sie könnten so etwas nicht. Jetzt, nachdem sie sich über Püsselchens Auftritt halb totgelacht hatten, konnten sie es. Es gab nichts Einfacheres auf der Welt, als mit Roy Bernhard auf der Bühne zu stehen und vor ein paar hundert Leuten die San Antonio Rose zu singen!
    Beim Refrain legte sich der Chor noch einmal voll ins Zeug. Anja sang und kraulte Püsselchen im Takt, das Publikum sang und klatschte den Rhythmus mit.
    Frau Theobald stand hinter dem Vorhang in einer Ecke und lächelte. Sie war zufrieden. Die Mädchen hatten es gut gemacht, fand sie. Sie summte leise die Melodie mit. Doch sie war froh, dass nun der Spektakel vorbei war, dass wieder ruhigere Zeiten in Lindenhof einkehren würden.

Hanni und Nanni bedanken sich
     

    Das Konzert war zu Ende. Die Aktion Anja war beendet. Aber der Abend war natürlich noch lange nicht zu Ende. Während die Zuschauer ihre Mäntel von der Garderobe holten oder Roy Bernhard mit Autogrammbitten bestürmten, umarmten die Mädchen ihre Eltern. Es waren viele Eltern gekommen, die meisten wollten sich den Bühnenauftritt ihrer Töchter nicht entgehen lassen.
    Dann fuhren sie zurück nach Lindenhof. Im Bus dröhnte es, so laut sangen die Mädchen
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