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bringen alle in Schwung

bringen alle in Schwung

Titel: bringen alle in Schwung
Autoren: Enid Blyton
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Spätsommerwiese herauf. Sie schwiegen alle drei. Es gab nichts zu sagen. Jetzt nicht.
    Nach einer langen Weile meinte Nanni: „Sie haben es nicht böse gemeint, die Mädchen, mit ihrer Neugierde. Du solltest dich nicht darüber ärgern.“
    „Ich ärgere mich nicht“, sagte Anja. „Ich kann nur nicht darüber reden. Vielleicht später. Ich weiß nicht.“
    „Du musst es nicht. Gar nicht“, sagte Nanni.
    „Danke. Ihr seid nett, ihr beiden.“
    Sie schwiegen wieder.
    Dann murmelte Anja: „Ihr habt es schön hier in Lindenhof. Wunderschön.“
    „Nicht ihr“, antwortete Hanni. „Wir.“
    Irgendwann in der Nacht wachten die Zwillinge auf, beinahe gleichzeitig. Anjas unterdrücktes Schluchzen hatte sie geweckt. Sie hatte den Kopf unter der Decke vergraben, war überhaupt nicht zu sehen. Man hörte nur, dass sie weinte.
    Nanni stand auf.
    „Lass mich gehen“, flüsterte sie ihrer Schwester zu, als Hanni sich auch aufsetzte.
    Nanni hockte sich auf Anjas Bettrand. In ihrem blauweiß gestreiften Schlafanzug sah sie aus wie ein kleiner, freundlicher Sträfling auf Urlaub. Sie suchte Anjas Schulter unter der Decke, ihr verwuscheltes Haar. Sie streichelte ganz sanft, immer weiter. Sie sagte kein Wort. Anja hörte nicht auf zu weinen. Aber nach ein paar Minuten schluchzte sie nicht mehr so heftig, das Weinen wurde leiser, ruhiger. Sie fasste nach Nannis Hand und drückte sie.
    Nanni schlüpfte erst zurück in ihr Bett, als Anja eingeschlafen war.

Der übliche Quatsch
     

    Nanni hatte mit ihrer einfachen Herzlichkeit dazu beigetragen, Anjas erste Tränen zu trocknen. Hanni half am nächsten Morgen kräftig mit, der Neuen den Anfang in Lindenhof so leicht wie möglich zu machen. Während Nanni Anja die Treppe hinunterhalf, stellte sich Hanni kurz vor Unterrichtsbeginn vor die Klasse und hielt so etwas wie eine kleine Rede.
    „Anja ist in Ordnung. Wir wissen alle, dass sie es schwerer hat als jede von uns. Wir müssen ihr helfen, damit sie sich bei uns einleben kann. Bitte seid anständig zu ihr. Fragt sie nicht mehr aus wie gestern, sie kann nicht über das sprechen, was geschehen ist. Und bitte - keine darf den üblichen Quatsch mit ihr anstellen!“
    Der übliche Quatsch, das waren die Tests, denen man im allgemeinen die Neuen unterwarf. Bei denen sie beweisen mussten, dass sie das hatten, was die Lindenhof-Mädchen Humor nannten. Ob sie auch mal was einstecken konnten, ohne gleich zu petzen. Das konnte, je nach Jahreszeit, ein Maikäfer im Ausschnitt sein, eine kleine Spinne im Bett oder ein kritisch-spöttisches Kreuzverhör, bis man herausgefunden hatte, was für ein Typ die Neue war, ob sie in die alte eingeschworene Clique passte oder ob man sie erst mühsam „zurechtbiegen“ musste.
    Die Mitschülerinnen nickten. Sie schämten sich wegen gestern. Hanni hatte recht, fanden sie, Anja durfte man nicht so grob anfassen wie eine andere.
    Hannis flammende Ansprache war gut gemeint, aber eigentlich unnötig gewesen. Anja fügte sich freundlich und unkompliziert in die Klassengemeinschaft ein. Niemand hatte ernsthaft vorgehabt, sie zu ärgern. Und der zoologische Test wäre sowieso eine Pleite gewesen beziehungsweise ein voller Erfolg für Anja, wie Hanni gleich in der ersten Stunde grinsend feststellte. Durchs geöffnete Fenster flog ein dicker, schwarzer, wirklich nicht gerade zur Tierliebe anregender Käfer ins Zimmer und ließ sich auf Anjas Schulter nieder. Sie spürte das Kitzeln, schaute hin, lachte, fasste das Insekt vorsichtig an und gab es in aller Gemütsruhe an Elli weiter, die neben ihr saß. „Der hat sich verirrt“, sagte sie, „tu ihn wieder raus!“ Elli quietschte und sprang auf, den harmlosen Käfer ließ sie fallen, als wäre er eine Kobra.
    „Was ist denn los?“, fragte Frau Walker, die Zeichenlehrerin.
    „Beinahe nichts“, sagte Carlotta. Sie nahm den Käfer vom Boden, zischte Elli zu: „Blöde Gans!“, und setzte das Insekt aufs äußere Fensterbrett. Carlotta liebte alles, was vier Beine hatte. Den Rest der Tierwelt mochte sie auch. Sie war es auch immer gewesen, die die Spinnentests durchgeführt hatte.
    Eins zu null für Anja, dachte Hanni und freute sich. Das Zwei zu null war kurz darauf fällig. Anja konnte zeichnen, besser als jede andere in der Dritten. Frau Walker hatte einen bunten Strauß aus dem Garten mitgebracht, ein paar Rosen, ein paar Astern und viele Gräser.
    „Versucht es mal“, sagte Frau Walker. „Wie ihr wollt. Bleistift, Tusche, Aquarellfarben, Plaka, es
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