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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim
Autoren: Elisabeth Wagner
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bereits in der Küche. Noch immer am selben Platz. Ich wusste, die Pünktlichkeit lag ihm nicht, nur über 30 Minuten zu spät kam er selten.
    Somit rief ich an.
    »Hey, ich warte schon seit einer Ewigkeit auf dich. Wieso lässt du mich so lange warten?«, schmollte ich ins Telefon.
    »Ähm ... hi, Mia ... ich ...« Irgendetwas stimmte nicht. Christoph kam mir zu nervös vor. Und dahinstammeln hörte ich ihn bislang nie.
    »Ist alles in Ordnung, Chris?«
    Er sagte kein Wort. Ich hörte nur seinen Atem. Sonst nichts.
    »Chris ... sag bitte etwas. Du klangst gerade so ... verwirrt. Alles okay?«
    Es lag noch eine lange Stille zwischen uns. Das machte mich unruhig. Das war nicht normal. Ich probierte geduldig zu bleiben. Aber Geduld war nicht meine Stärke. Nicht mehr. Alles hatte schnell zu gehen, schnell zu passieren. Zeit war mir wichtig. Ich brauchte sie. Und dennoch wartete ich, ohne ein Wort zu sagen.
    »Mia, ich ...« Mein Freund holte tief Luft. Ohne ihn zu sehen, wusste ich, dass er sich mit seiner linken Hand durch sein Haar fuhr. Genauso, wie er es immer tat, wenn er seine Nervosität zu unterdrücken versuchte.
    »Okay ... ähm ... Mia, ich kann das alles nicht mehr. Ich halte das nicht aus.« In meinem Magen bildete sich ein großer Knoten. Ich hatte mich mit Sicherheit nur verhört. In letzter Zeit konnte ich mir selbst nicht trauen. Realität und Traum vermischten sich zu oft. Das hier konnte nichts anderes als ein Traum sein. Ein Albtraum ...
    »Es geht nicht, Mia. Ich sehe dich jeden Tag leiden. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann dir nicht helfen.« Christoph seufzte laut in mein Ohr. Und ich war starr. Konnte dazu nichts sagen.
    »Es ist einfach so schwer, dich so leiden zu sehen«, sagte er traurig, beinahe nicht hörbar.
    »Chris ...« Ich stand von meinem Platz am Küchentisch auf und fing nervös auf und ab zu laufen an. Außer Atem blieb ich an der Küchenzeile stehen, meine Knie flatterten, mein ganzer Körper begann zu zittern. Zur Unterstützung musste ich mich mit beiden Händen an den Schränken festhalten.
    Es war ein Traum.
    Nein, es war kein Traum.
    »Was machst du gerade?«, hauchte ich in das Telefon. Wissend, was jetzt passieren würde, drehte ich mich langsam um, mein Rücken gegen die Schränke angelehnt. »Du ... heißt das ... machst du ... nein ... nein, Christoph ...« Mein Herz drohte zu explodieren. Ich bekam keine Luft. Etwas engte meinen Hals ein.
    »Es tut mir leid, aber ich kann das nicht mehr länger mit ansehen.«
    Es war ruhig. Niemand sagte ein Wort. Fünf lange Minuten. Jeder hörte nur den Atem des anderen.
    »Es tut mir so verdammt leid«, flüsterte er. »Es tut mir wirklich so leid.« Seine Stimme war kaum noch wahrnehmbar.
    Es war kein Traum ...
    Ich konnte nicht ruhig bleiben. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«, fuhr ich ihn an. »Was denkst du, wie es mir geht? Ich kämpfe jeden Tag mit mir ... Jeden verdammten Tag!« All das Gesagte hatte soeben seinen Weg zu meinem Hirn gefunden. Langsam fing ich zu realisieren an, was gerade passierte. Viel länger konnte ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken. Sie liefen an meinem Gesicht herunter.
    Es schmerzte ...
    »Chris, was denkst du, wie es mir geht. Ich weiß nicht, was ich tun soll, damit es mir besser geht. Und du ... du denkst hier an dich. Wie es dir dabei geht.« Immer mehr Tränen rollten über meine Wangen. Ein Fluss von unaufhörlichen Tränen. Sie waren nicht aufzuhalten.
    Das war also mein guter Tag.
    Es ging mir nicht gut.
    Ich fühlte, wie diese Situation meine Kraft raubte. Meine Knie zitterten. Ich suchte Halt an der Küchenfront und presste meinen Rücken dagegen. Mein gesamtes Gesicht war tränenverschmiert und es kamen immer mehr und mehr Tränen aus meinen Augen.
    »Sei nicht so egoistisch, Mia.« Chris‘ Stimme ließ mich aufschrecken. Das Telefon befand sich noch immer an meinem Ohr. Ich hörte sein Atmen. Es war zu ruhig. Es tat ihm nicht leid.
    Leise seufzend sagte er: »Es geht hier schließlich auch um mich.«
    Ich schüttelte meinen Kopf. Das war alles ein Albtraum. Jeden Moment würde ich aufwachen und mein Leben ging seinen gewohnten Lauf weiter. So funktionierte das doch, oder?
    Ich konnte fühlen, wie sich meine Kopfschmerzen wieder anbahnten. Mit meiner freien Hand griff ich an die Schläfe und massierte, um die Schmerzen so gering wie möglich zu halten. Nervös fuhr ich mir durch mein Haar, oder durch das, was noch über war.
    »Egoistisch ...«, seufzte ich leise in das
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