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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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die Misere war groß. Es herrschte Armut, Hunger, Depression. Man musste sich den Kontrast vor stellen, wenn im Sommer dann die reichen Pariser Badegäste in die Pensionen kamen. Es waren in der Folge einige der Künstler, die auf die Idee kamen, ein Wohltätigkeitsfest zu organisieren, zu dem die gesamte Region eingeladen wurde. Um ganz konkret zu helfen, aber vor allem: um ein Symbol der Hoffnung zu setzen. Man gab ihm den Namen der blauen Netze, die den wankelmütigen Fisch aus dem Meer holten: als Beschwörung. Schon das erste Festival war ein ausgelassenes Treiben – und ein großer Erfolg, beträchtliche Summen wurden eingenommen. Keltische Musik, Tanz und Tanzwettbewerbe, Kostüme und Kostümwettbewerbe, Tombolas, die Wahl einer Festkönigin. Es wurde gegessen – Thunfisch, der den Concarnesen als Einziges geblieben war – und vor allem eben: getrunken. Seitdem, seit über hundert Jahren also, feierte Concarneau sein Festival .
    Es lag wie jedes Jahr überall ein unglaublicher Geruch in der Luft. Frischer, über großen Holzkohlefeuern gegrillter Fisch. Dupin fiel fast um vor Hunger. Er überlegte, ob er nicht doch eines dieser köstlichen Thunfischfilets essen sollte (fast roh, nur ganz scharf gegrillt von beiden Seiten). Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Er entschied sich dagegen. Er wollte zuerst ein wenig allein sein. Vielleicht würde er später noch einmal auf das Fest kommen. Nolwenn würde da sein. Einige andere, die er kannte.
    Schon in der Tür, beim Eintreten, hatte Paul Girard den Kommissar erblickt. Er stand hinter der Theke und hantierte an der Espressomaschine.
    Dupin lächelte. Ein kurzes, aber offenes Lächeln.
    »Dann ist ja alles gut!«, rief Paul Girard ihm zu, um sich daraufhin erneut konzentriert der Maschine zu widmen. Es zischte wunderbar.
    Dupin musste Girard nichts erzählen. Er setzte sich. Die Menschen waren draußen, auf den Plätzen, es war fast leer im Amiral .
    Das Entrecôte würde in wenigen Minuten vor ihm stehen. Die Pommes frites. Senf. Der Languedoc. Er saß, wo er abends zum Essen am liebsten saß, in der Ecke, ganz hinten. An dem kleinen Tisch, dem einzig runden im ganzen Restaurant. Von hier aus konnte man alles überblicken. Man sah durch die großen Fenster den Platz und die ville close , den Hafen mit seinen bunten Fischerbooten; vor allem aber sah man – sogar jetzt, bei dem großen Gewimmel draußen – wie immer das Meer.
    Dupin blickte hinaus. Weit hinaus.
    Ja, alles, alles war gut.

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Das Buch
    Ein unwiderstehlicher Krimi aus der hochsommerlichen Bretagne – ein neuer Kommissar betritt die Bühne: Georges Dupin
     
    Ein merkwürdiger Mord in französischer Sommeridylle, eine große Familientragödie und ein verblüffendes Geheimnis – willkommen in der Bretagne!
    Der erste Fall für Kommissar Dupin, eigensinniger Pinguinliebhaber und koffeinabhängig, gebürtiger Pariser und zwangsversetzt ans Ende der Welt. An einem heißen Julimorgen kurz vor der Hochsaison geschieht im pittoresken Künstlerdorf Pont Aven ein mysteriöser Mord: Pierre-Louis Pennec, der hochbetagte Inhaber des legendären Hotels Central, das schon Gauguin und andere große Künstler beherbergte, wird brutal erstochen. Wer ermordet einen 91-Jährigen und warum? Was ist in den letzten Tagen des Hotelbesitzers vorgefallen? Als kurz darauf eine zweite Leiche an der bretonischen Küste aufgefunden wird, realisiert Georges Dupin, dass er es mit einem Fall ungeahnten Ausmaßes zu tun hat. Während sich der Druck von Seiten der Öffentlichkeit verschärft und die kapriziösen Dorfbewohner beharrlich schweigen, begibt sich Dupin auf die Suche nach dem Mordmotiv – und kommt im Dickicht der bretonischen Verhältnisse einem spektakulären Geheimnis auf die Spur …
    Ein Kommissar von Maigret-Kaliber; ein Kriminalroman voller überraschender Wendungen, hochspannend, feinsinnig und klug. Durchzogen von hintergründigem Humor und dabei atmosphärisch so eindrücklich, dass man als Leser sofort selbst durch die engen Gassen des Dorfes flanieren, die Atlantikluft riechen und über die bretonischen Eigenarten schmunzeln möchte. Eine Krimisternstunde – nicht nur für Frankreichfans!
    »›Bretonische Verhältnisse‹ ist ungewöhnlich spannend, voller Atmosphäre, mit einem grundsympathischen Ermittler, dessen Ecken und Kanten den Leser sofort für ihn einnehmen.« Tilman Spreckelsen, Redakteur der FAZ
    »Ich habe die Bretagne, wie ich sie kenne und liebe, darin wiedergefunden. Einen
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