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Brennnesselsommer (German Edition)

Brennnesselsommer (German Edition)

Titel: Brennnesselsommer (German Edition)
Autoren: Annette Pehnt
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einziehen zu dürfen.
    »Und wenn du mal voll bist?«, fragte sie.
    »Dann erweitern wir zu euch rüber«, sagte Fränzi. Anja schaute schnell in ihr Gesicht, um zu sehen, ob sie Spaß machte, aber es sah nicht so aus.
     
    Immer wenn Anja und Flitzi zum Gnadenhof hinüberschauen oder nach der Schule Fränzi besuchen, steht sie in ihren Gummistiefeln auf der Wiese und rammt Zäune in die Erde, oder sie rodet Brennnesseln. Sie hat auch angefangen, den Gnadenhof von außen neu zu streichen, in einem satten Maisgelb, das den Kindern sehr gut gefällt.
    »So müsste unsere Schule aussehen«, sagt Flitzi. Das Schulhaus ist aus grauen Betonplatten und soll schon lange renoviert werden, aber dort gibt es niemanden wie Fränzi, der einfach loslegt.
    »Malt sie doch an«, sagt Fränzi, »wenn sie euch nicht gefällt. Schließlich müsst ihr jeden Tag drinhocken.«
    »Wie soll das denn gehen?«, lacht Anja. »Wir können sie doch nicht einfach anpinseln.«
    »Warum nicht?«, fragt Fränzi.
    Anja überlegt. »Weil es verboten ist.«
    »Verboten, etwas schöner zu machen?«, sagt Fränzi. Sie schweigt eine Weile. Dann sagt sie: »Also ist es ein dummes Verbot, an das man sich nicht halten muss, oder?«
    »Ja genau«, ruft Flitzi begeistert, »wir malen sie einfach an, so gelb wie den Gnadenhof, oder lila oder gestreift!«
    Anja ist sich da nicht so sicher. Erstens schaffen sie es nicht allein, zweitens gibt es, auch wenn die Schule nur schöner werden kann, sicher trotzdem Ärger, drittens wissen sie nicht, woher sie die Farbe kriegen sollen, viertens ist die Schule kein Gnadenhof und sie nicht Fränzi.
    »Allein geht es nicht«, stimmt Fränzi ihr zu, »aber bist du allein auf der Welt? Und bei der Farbe helfe ich euch, wir können zum Baumarkt fahren und etwas holen.«
    »Und wer soll das bezahlen?«, fragt Anja. Fränzi zuckt mit den Schultern und sieht ein bisschen enttäuscht aus.
    »Taschengeld!«, ruft Flitzi. »Ich habe schon eine Menge gespart!«
    »Und das willst du für die Schule ausgeben?«, wendet Anja ein.
    »Klar! Eigentlich wollte ich ja ein Kaninchen, aber das brauche ich jetzt nicht mehr, wir haben ja die bei Fränzi, und die Hunde auch.« Flitzi stürzt gleich in ihr Zimmer und leert die Sparbüchse. Dann streitet sie sich noch eine Weile mit Anja. Die hätte zwar auch gern eine leuchtend bunte Schule, aber die Idee ist irgendwie zu verrückt, und Ärger will sie nicht.
    »Nur wenn wir es Mama und Papa erzählen«, lenkt sie schließlich ein und holt auch ihre Sparbüchse. So müssen sie nicht alles allein entscheiden. Wenn die Eltern dagegen sind, lassen sie es bleiben, ganz einfach ist das.
    Aber dann wird es doch kompliziert. Mama findet die Idee nämlich gar nicht schlecht, weil sie Farben liebt und gegen das Grau in der Welt ist. Sie hat sogar schon versonnen bei Fränzi gestanden und das Maisgelb gelobt. »Der Gnadenhof«, hat sie zu Fränzi gesagt, »sieht aus, als wäre er von der Abendsonne beschienen.« Fränzi hat zufrieden genickt und wollte Mama schon einen Pinsel in die Hand drücken. Aber Mama hatte noch ihre feinen Arbeitskleider an.
    Eine bunte Schule kann sie sich also gut vorstellen, und wenn die Kinder das übernehmen wollen – natürlich nur nach Absprache mit der Schulleitung und der Klassenlehrerin –, ist das doch eine tolle Sache.
    »Das mit der Absprache«, sagt Fränzi, als die Kinder ihr alles erzählen, »könnt ihr vergessen. So etwas klappt nie. Was meint ihr, wie viele Gründe die finden, euch das nicht zu erlauben. Das muss man selbst machen und gucken, was passiert.«
    Am Samstagmorgen fährt sie zum Baumarkt, um mehr Maisgelb zu kaufen, und nimmt Anja und Flitzi mit. Später wollen Anjas Freundin Jasmin und Flitzis Freund Ole dazukommen.
    »Wenigstens lügen wir nicht«, grübelt Anja, »wir fangen nur einfach schon mal an.«
    Im Baumarkt gehen sie an den Regalen entlang. Es gibt mehr Farben, als sie jemals gedacht hätten, Wandfarbe, wetterfeste Farbe, Bootsfarbe, Lacke, Fassadenfarbe, in Dosen, Eimern, Kübeln, von Zartgelb bis Tiefschwarz und alles dazwischen.
    »Eine pinke Schule«, schlägt Fränzi vor, »oder eine azurblaue, dann könnt ihr immer an die Sommerferien denken, oder eine goldene, wie ein Schloss!«
    »Oder eine knallrote, dann wird keiner müde!«, fällt Flitzi ein.
    »Oder«, sogar Anja lässt sich anstecken, »eine lindgrüne, das beruhigt! Oder eine mit Glitzer!«
    Sie einigen sich schließlich auf vier große Behälter mit Rot, leuchtend Blau,
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