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Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Titel: Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
Autoren: Gail Carriger
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größte Charakterschwäche. Er war außerdem einer der wenigen Bewohner von Woolsey Castle, der sich sowohl von den Zornesausbrüchen des Lords als auch denen von Lady Maccon in keinster Weise beeindrucken ließen. Das war seine zweitgrößte Charakterschwäche.
    »Er hat Sie nicht vorgewarnt?« Das sommersprossige Gesicht des Schlüsselwächters war vor Anstrengung, weil er beim Aufstellen eines der Zelte geholfen hatte, gerötet.
    »Nein, das hat er ganz sicher nicht!« Alexia pochte mit der silbernen Spitze ihres Sonnenschirms auf die Stufe der Vortreppe.
    Tunstell grinste. »Nun, Mylady, der Rest des Rudels ist zurückgekehrt.« Er fuchtelte mit beiden Händen in Richtung des mit Zeltplanen übersäten Chaos vor ihr und wackelte dabei dramatisch mit den Fingern. Tunstell war ein recht ordentlicher Schauspieler – jede seiner Gesten war voller Dramatik.
    »Tunstell«, sagte Alexia wie zu einem begriffsstutzigen Kind. »Das würde bedeuten, dass mein Gemahl ein sehr, sehr großes Rudel hat. Es gibt in ganz England keinen Werwolf-Alpha, der sich eines Rudels von solchem Ausmaß rühmen könnte.«
    »Oh, nun ja, der Rest des Rudels hat auch den Rest des Regiments mitgebracht«, erklärte Tunstell auf verschwörerische Weise, so als wären er und Alexia Komplizen bei einem höchst erbaulichen Jux.
    »Ich denke, es ist üblich, dass sich das Rudel und die restlichen Mitglieder ihres jeweiligen Regiments wieder trennen, sobald sie nach Hause zurückkehren. Damit man … nun ja, nicht Hunderte von Soldaten auf seinem Rasen kampierend vorfindet, wenn man erwacht.«
    »Also wir vom Woolsey-Rudel handhaben die Dinge schon immer ein wenig anders. Da wir das größte Rudel Englands stellen, sind wir die Einzigen, die das Rudel für den Militärdienst aufteilen, deshalb behalten wir die Coldsteam Guards noch ein paar Wochen lang hier, sobald sie nach Hause kommen. Stärkt den Zusammenhalt.« Mit seinen feingliedrigen weißen Händen wedelte Tunstell ein weiteres Mal ausladend gestikulierend in der Luft herum und nickte eifrig.
    »Und muss dieser Zusammenhalt ausgerechnet auf dem Rasen vor Woolsey Castle zelebriert werden?« Tapp, tapp, tapp machte der Sonnenschirm. Das Bureau für Unnatürliche Registrierung, kurz BUR genannt, experimentierte seit Kurzem mit einer neuen Waffentechnik. Bei der Zerschlagung des Hypocras Clubs vor einigen Monaten war ein kleines, mit Dampfdruck betriebenes Gerät entdeckt worden, das sich offensichtlich so lange kontinuierlich aufheizte, bis es explodierte. Lord Maccon hatte es seiner Frau gezeigt. Unmittelbar vor der Explosion gab es ein tickendes Geräusch von sich, ganz ähnlich wie Alexias Sonnenschirm in ebendiesem Moment. Tunstell war sich dieser Übereinstimmung nicht bewusst, sonst wäre er mit größerer Vorsicht vorgegangen. Andererseits, typisch Tunstell, vielleicht auch nicht.
    »Ja, ist das nicht spaßig?«, krähte Tunstell.
    »Aber warum?« Tapp, tapp, tapp .
    »Weil wir hier schon immer kampiert haben«, meldete sich eine neue Stimme zu Wort, die offensichtlich zu jemandem gehörte, der ebenso wenig mit dem zunächst tickenden und dann explodierenden Dampfgerät vertraut war.
    Lady Maccon wirbelte herum, um den Mann wütend anzufunkeln. Der fragliche Gentleman war sowohl groß als auch breit gebaut, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie ihr Gatte. Lord Maccon war schottisch-groß, dieser Gentleman nur englisch-groß – dazwischen war ein deutlicher Unterschied. Außerdem schien sich dieser Mann im Gegensatz zum Earl, der regelmäßig irgendetwas anrempelte, so als wäre sein Körper größer als Lord Maccons Wahrnehmung desselben, mit seiner Körpergröße völlig wohlzufühlen. Er trug vollen Offiziersstaat und wusste, dass er darin gut aussah. Seine Stiefel waren blitzblank gewienert, das blonde Haar hoch frisiert, und er sprach mit einem Akzent, der sich mit peinlicher Sorgfalt darum bemühte, kein Akzent zu sein. Alexia kannte diese Sorte: Bildung, Vermögen und blaues Blut.
    Sie bleckte die Zähne. »Ach, ist das so? Nun, damit ist jetzt Schluss.« Sie wandte sich wieder an Tunstell. »Wir geben übermorgen Abend eine Dinnergesellschaft. Sorgen Sie dafür, dass die Zelte augenblicklich verschwinden.«
    »Völlig unakzeptabel«, entgegnete der große, blonde Gentleman und trat näher. Alexia glaubte allmählich, dass er überhaupt kein Gentleman war, trotz seines Akzents und der makellosen Erscheinung. Sie bemerkte ebenfalls, dass er äußerst stechende blaue Augen hatte,
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