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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce
Autoren: Deadly 04 - Gefahren der Liebe
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plötzlicher Furcht erfasst, schloss
Francesca für einen Moment die Augen. Die Gräfin Bartolla Benevente hatte sie
beide auf dem Ball der Channings in einem Moment stürmischer Leidenschaft
ertappt. Sie hatte Francesca zwar versprochen, über den Vorfall Stillschweigen
zu bewahren, aber die Gräfin war nicht als Einzige darüber im Bilde, welche
Gefühle Rick und Francesca füreinander hegten. Francesca hatte sich außerdem
ihrer Schwester Connie anvertraut, der Lady Montrose, und auch Calder Hart
hatte die Situation von Anfang an durchschaut. Und dann war da noch dieser
vermaledeite Arthur Kurland, der Francesca nachspionierte und sie dabei ertappt
hatte, wie sie Braggs Haus am Madison Square verließ, und zwar allein und zu
einer recht unziemlichen Stunde. Letzteres bereitete ihr die größten Sorgen.
    Kurland stellte eine ernsthafte Gefahr dar. Eines wusste er allerdings
– ebenso wie die meisten anderen – nicht: Bragg war ein verheirateter Mann,
auch wenn seine Frau ihn verlassen hatte und die beiden seit vier langen Jahren
getrennt lebten.
    Der Gedanke daran, dass er tatsächlich eine Frau hatte, schmerzte
Francesca noch immer zutiefst, auch wenn Rick beteuerte, seine Gattin zu
verabscheuen. Francesca hatte erst vor wenigen Wochen von dieser Ehe erfahren,
einige Zeit nachdem sie einander zum ersten Mal begegnet waren. Es war
zweifellos tragisch. Seine Frau hatte sich von ihm getrennt, als er sich nach
Abschluss seines Jurastudiums entschied, als Strafverteidiger für die Armen
und Hilfsbedürftigen einzutreten, für jene, die unschuldig eines Verbrechens
angeklagt wurden. Sie war wütend gewesen, dass er das Angebot einer großen,
angesehenen Anwaltskanzlei in Washington D. C. ausschlug. Die vergangenen
Jahre hatte sie in Europa zugebracht, wo sie diverse Liebhaber hatte und sein
sauer verdientes Geld verprasste, ohne Rücksicht darauf, wie bescheiden das
Einkommen eines Mannes im öffentlichen Dienst war.
    Francesca verstand, weshalb größte Diskretion vonnöten war: Bragg
bekleidete ein öffentliches Amt – er war der Polizeipräsident der Stadt –, und
eine zerrüttete Ehe war gesellschaftlich völlig inakzeptabel. Man würde ihn
teeren und federn und aus dem Amt jagen, und dabei war er das Beste, was der
Stadt seit Theodore Roosevelt widerfahren war. Für noch bedeutsamer hielt sie
jedoch seine erheblichen politischen Aufstiegsmöglichkeiten. Im Augenblick war
Bragg Polizei-Commissioner von New York City, doch er strebte nach höheren
Ämtern, und die Vertreter der Reformbewegung in seinem Umfeld sowie die
Bürgervereinigungspartei unterstützten seine Ambitionen. Francesca wusste: Sein
größter Traum war es, einmal für den Senat zu kandidieren. Sie zweifelte nicht
daran, dass es ihm gelingen würde, diesen Traum zu verwirklichen, denn sie war
fest davon überzeugt, dass er zu Großem bestimmt war.
    Sie atmete tief durch, um sich zu sammeln. Nun war nicht der
rechte Zeitpunkt, über Braggs Leben zu sinnieren, denn schließlich bestand
kein Zweifel daran, dass wieder einmal ein Wahnsinniger sein Unwesen trieb.
Sie, Francesca, war aus völlig legitimen Gründen hergekommen. Und da Sarah
Channing eine Freundin der Familie war, würde Bragg sich ihres Falles gewiss persönlich
annehmen.
    Sie stieß die Flügel der Eingangstür auf, die einen Spalt offen
standen, und winkte mit einem freundlichen Lächeln Captain Shea zu, der hinter
dem Empfangstresen saß. Mehrere Gentlemen stritten lautstark, während Sergeant
O'Malley mit gelangweilter Miene dabeistand.
Auf der hölzernen Bank vor dem Tresen saß ein unrasierter Mann in Handschellen,
bewacht von einem Streifenpolizisten. Wie immer war die Vorhalle von
Gesprächslärm erfüllt, in den sich das ständige Klicken der Telegrafen mischte.
Über diese Telegrafen waren sämtliche Polizeiwachen der Stadt miteinander
verbunden. Hin und wieder ertönte auch das Rattern einer Schreibmaschine oder
das Klingeln eines Telefons.
    »Ich gehe hinauf!«, rief Francesca dem Captain zu. »Er ist doch in
seinem Büro?«
    Shea bedeutete ihr mit einem Wink, sie möge ruhig weitergehen.
»Tag, Miss Cahill. Sicher doch, das ist er.«
    Sie genoss es, auf dem Polizeirevier allgemein bekannt zu sein.
Und noch mehr genoss sie es, ein und aus gehen zu können, als gehöre sie
hierher. Was in gewisser Weise mittlerweile tatsächlich zutraf – Bragg hatte
immerhin selbst eingestanden, dass er keinen der jüngsten drei Fälle ohne sie
hätte aufklären können. Als sie sich in
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