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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce
Autoren: Deadly 04 - Gefahren der Liebe
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Erinnerung rief, dass sie den
Randall-Mörder und den Kreuzmörder sogar eigenhändig zur Strecke gebracht
hatte, konnte sie ihre tiefe Befriedigung nicht verleugnen.
    Die eiserne Gittertür des Aufzugs stand
offen, doch Francesca verschmähte ihn wie gewöhnlich und lief stattdessen die
Treppe zur ersten Etage hinauf, wo sie allerdings feststellen musste, dass
Bragg durchaus nicht allein war. Die Milchglastür zu seinem Büro war geöffnet.
Drinnen erblickte sie außer Bragg noch ein älteres Paar, zudem eine umwerfend
aussehende Frau, die an seinem Arm hing, und auf dem Fußboden vergnügten sich
zwei Kleinkinder damit, Bücher aus seinem Aktenkoffer zu zerren. Ein Junge von
etwa zehn oder elf Jahren mit auffallend dunkler Haar- und Hautfarbe schien die
beiden zu beaufsichtigen.
    Francesca, die die Anwesenden bereits von
Fotografien her kannte, begriff: Hier handelte es sich um eine Familienzusammenkunft.
Sie erstarrte, von einer plötzlichen Schüchternheit befallen, die so gar nicht
zu ihr passte.
    Die Mutter des Commissioners, Grace Bragg, war eine gut aussehende
ältere Frau mit rotem Haar und einer Brille, die ihr ständig von der Nase zu
rutschen drohte. Sie hatte ihren Sohn am Arm gefasst und lächelte. Francesca
wusste, dass es sich bei Grace Bragg um eine politisch außerordentlich aktive
Frau handelte, die eine der führenden Persönlichkeiten der
Suffragetten-Bewegung gewesen war, noch ehe diese populär wurde. Braggs
Halbschwester Lucy, die vierundzwanzig oder fünfundzwanzig Jahre alt sein
mochte, hatte seinen anderen Arm gefasst und sprach rasch und erregt auf ihn
ein. Er selbst lächelte gutmütig und nickte geduldig zu allem, was sie sagte.
    Die Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Vater – Rathe Bragg, der
neben ihm stand – war so frappierend, dass sich Francesca unwillkürlich
vorstellte, Rick werde im reiferen Alter ebenso aussehen. Ein äußerst
attraktiver älterer Mann mit silberblondem Haar und funkelnden,
bernsteinfarbenen Augen, der Grübchen hatte, wenn er lächelte. Plötzlich begann
eines der Kleinkinder zu weinen – der Junge, der dunkles Haar und eine dunkle
Hautfarbe hatte, ganz im Gegensatz zu seiner blonden, hellhäutigen Schwester.
Rathe hob seinen Enkel auf den Arm. In diesem Moment fiel Braggs Blick auf
Francesca. Seine Augen weiteten sich, und sein Lächeln erstarb.
    Francesca begriff, dass sie in einem ganz besonderen Augenblick
hereingeplatzt war. Sie spürte, wie sie errötete, und wollte sich rasch wieder
zurückziehen, doch schon war eine eigentümliche Stille eingetreten. Braggs
Mutter, sein Vater und seine Halbschwester wandten sich zu ihr um. Auch der
dunkelhäutige Junge und die beiden Kleinkinder starrten sie an.
    Es war ein entsetzlich peinlicher Moment.
    »Haben!«, durchbrach eine helle Kinderstimme
das Schweigen. Francesca blinzelte und sah, wie das kleine, goldhaarige Mädchen
auf dem Boden mit anklagend ausgestrecktem Finger auf seinen Bruder zeigte, den
der Großvater noch immer auf dem Arm trug. Der kleine Junge hielt ein hölzernes
Spielzeugpferd in der Hand.
    »Mama!«, ertönte ein weiterer schriller
Schrei.
    Lucy eilte herbei, schalt das kleine Mädchen
sanft und nahm es rasch hoch. Dann richtete sie den Blick wieder auf Francesca.
    »Francesca!« Bragg ging mit raschen Schritten
auf sie zu. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er leise, während er sie forschend
und besorgt musterte. Natürlich wusste er, dass sie unter Hausarrest stand –
beziehungsweise unter ärztlich verordnetem Arrest.
    »Ja. Das heißt, nein. Aber ich störe wohl.
Ich wusste nicht ...«, stammelte sie, riss den Blick von ihm los – was ihr
niemals leicht fiel – und stellte fest, dass sie noch immer im Mittelpunkt der
allgemeinen Aufmerksamkeit stand. Ihre Wangen glühten. Sie hatte sich so sehr
gewünscht, seine Eltern einmal kennen zu lernen, aber nicht so, völlig
unvorbereitet, gehetzt und außer Fassung.
    Doch der Commissioner fasste sie am Ann. »Kommen Sie herein. Ich
möchte Sie bekannt machen.« Er bedachte Francesca mit einem Lächeln, das ihr
durch und durch ging. Es war so warm, dass es die Eisschollen auf dem Hudson
River zum Schmelzen gebracht hätte. Mit einem Blick gab Bragg Francesca zu
verstehen, er habe verstanden, dass sie eine dienstliche Angelegenheit mit ihm
besprechen wollte.
    Wie schon so oft schien er ihre Gedanken mühelos zu erraten.
»Rathe, Grace, ich möchte euch Miss Francesca Cahill vorstellen. Wir beide
sind inzwischen gut befreundet. Sie ist
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