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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition)
Autoren: Chase Novak
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zerstreuten Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Ich freue mich schon den ganzen Tag auf dieses Gespräch«, verkündet Alex, während er den Sake in zwei blassgrüne Keramikschälchen gießt.
    »Ich möchte auch über etwas sprechen«, sagt Leslie. Sie streicht sich den Pony aus der Stirn und holt tief Luft, um sich zu beruhigen.
    »Okay, dann zuerst du«, sagt Alex.
    Im Zimmer nebenan klingelt das Telefon – der Anrufbeantworter ist so programmiert, dass er sich beim ersten Läuten einschaltet, und sie hören, wie Alex’ tiefe Stimme den Anrufer anweist, auf den Signalton zu warten. (Alex ist der Meinung, Leute, die von einem »Piepton« sprechen, gehörten ausgepeitscht.)
    »Erinnerst du dich an Mary Gallo?«
    »Aus dem Verlag.« Alex erinnert sich zwar überhaupt nicht an diese Person, weiß jedoch, wie man Zeugen an die Hand nimmt.
    »Genau. Sie ist Lektorin, macht hauptsächlich Kochbücher. Ich sehe dir an der Nasenspitze an, dass du dich
nicht
an sie erinnerst – aber du hast sie kennengelernt.«
    »Natürlich habe ich das«, sagt Alex. Die meisten Leute, mit denen Leslie zusammenarbeitet, kommen ihm austauschbar vor, aber sie sind nett, furchtbar nett.
    »Tja, sie und ihr Partner haben gerade ein Kind adoptiert. Ein kleines Mädchen aus Russland.«
    »Bindungsstörungen«, entfährt es Alex.
    »Was?«
    »Viele der russischen Kinder haben Bindungsstörungen. Sie nehmen keine Beziehung zu dir auf.« Er nippt an seinem Sake.
    »Alex. Ich will, dass wir ein Kind adoptieren. Ich habe es satt, so zu leben. Ich will keine Ärzte und keine Diäten mehr, aber vor allem mache ich mir Sorgen.« Sie spürt, dass Alex etwas sagen will, hindert ihn jedoch mit einer Geste daran. »Ich mache mir Sorgen, was das alles
uns
antut. Unserer Ehe. Unseren
Seelen

    »Mit unserer Ehe und unseren Seelen ist doch alles in Ordnung«, wirft Alex ein.
    Doch Leslie wird von der Macht all dessen davongetragen, was sich monatelang in ihr aufgestaut hat, und sie hört ihn kaum. »Ich habe es satt, mich so zu fühlen – wie eine Versagerin. Ich will nicht wie ein Käfer auf dem Rücken liegen und die Beine in die Luft strecken, nachdem wir miteinander geschlafen haben – das ist grauenhaft.« Sie hält sich die Schläfen, als wollte sie eine Explosion verhindern. »Ich will, dass es in unserem Sexleben um
uns
geht. Ich will, dass du mich berührst, weil du mich lieb hast und weil du mich anziehend findest, nicht weil ich meinen Eisprung habe oder laut dem verfluchten Kalender und diesem grässlichen Thermometer einen Eisprung haben sollte. Ich will nie wieder einen Kalender und ein Thermometer sehen. Nie, nie wieder!« Sie hebt die Hände, als wollte Alex sie unterbrechen, obwohl der inzwischen beschlossen hat, schweigend dazusitzen, damit sie Luft ablassen kann. »Ich will einen Kalender, aber einen voller Restaurantbesuche, voller Theateraufführungen, voller Verabredungen mit Freunden im Sherry – erinnerst du dich noch? Erinnerst du dich an unser Leben zusammen? Wie es früher war? Wann sind wir das letzte Mal mit anderen Leuten essen gegangen? Wann hatte ich zum letzten Mal einen Orgasmus?« Sie sieht, wie Alex’ Augen sich weiten. »Es tut mir leid, Alex. Das täusche ich nicht einmal mehr vor. Momentan bin ich wie ein Lehmklumpen, der darauf wartet, dass der Bauer einen Samen hineindrückt.« Sie greift nach seiner Hand. »Früher war ich so sexy, Alex. Wegen dir. Ich hab richtig gebrannt. Du hast mich so angemacht. Und das will ich wiederhaben. Wir werden nicht jünger, wir werden nicht ewig leben, und ich will keine Zeit mehr vergeuden.«
    »Darf ich jetzt etwas sagen?«, fragt Alex.
    »Das sollst du sogar«, sagt sie leise.
    »Nun, zuerst mal nehme ich an, dass die Bemerkung, wir würden nicht jünger, in erster Linie mich betrifft. Schließlich habe ich meinen fünfzigsten Geburtstag im Blick. Obwohl ich sagen muss, es kommt mir eher so vor, als hätte der fünfzigste Geburtstag mich in
seinem
Blick, wie durch ein Fadenkreuz.«
    »Niemand wird jünger, lieber Alex. Das Leben ist eine Einbahnstraße.«
    »Nun … ja. Das stimmt. Aber du bist immer noch eine sehr junge Frau, und in einigen Jahren wirst du noch immer jung sein, und du wirst noch immer schön sein – und jung genug, um Mutter zu werden. Wenn man in mein Alter kommt, beschleunigt sich das Tempo. Ich glaube, ab einem bestimmten Punkt altert man in jedem Kalenderjahr vier Jahre. Meine Zeit läuft ab.«
    »Deine Zeit mit mir wird niemals ablaufen.«
    »Ich wiederhole:
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