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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition)
Autoren: Chase Novak
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die man die Nebenwirkungen der Behandlung …« Oje, da kommen die Dämonen wieder. Was kann man mit den Nebenwirkungen tun? Was versucht sie zu sagen? »… revidieren kann.«
    »Und zu wem habe ich das gesagt?«
    »Und dass es auch Prozeduren gibt, um den Kindern zu helfen, damit sie nicht, wenn sie älter werden …«
    »Das habe ich auf Rat meines Anwalts gesagt. Jetzt ist jeder gegen mich. Verstehen Sie? Eine Intrige von eifersüchtigen Kollegen, ganz zu schweigen von der Pharmaindustrie in der ganzen EU und auch in den USA , die höllisch Angst bekommen hat, als ich Erfolg hatte, wo sie gescheitert ist.« Er wirft sich endlich die beiden Pillen in den Mund und nimmt nicht einmal einen Schluck Wasser, um sie hinunterzuspülen. »Und was ist da mit unserem Dr. Kiš passiert? Hm? All die Leute, die zitternd und heulend und bettelnd zu mir gekommen sind – bitte, Dr. Kiš, geben Sie mir ein Kind, bitte, Dr. Kiš, retten Sie meine Ehe, machen Sie mein Leben lebenswert, da ist mein Geld, da ist mein Körper, bitte helfen Sie mir. Wo sind die nun, da die Welt sich gegen Dr. Kiš wendet? Sind
Sie
etwa hierhergekommen, um mir zu helfen? Sind Sie deshalb in meinem Haus? Oder sind Sie bloß eine weitere Stimme im Chor, in dem großen Hallelujachor, der ruft: Nieder mit Dr. Kiš, werft Dr. Kiš den Wölfen vor, tun wir uns alle zusammen, um diesen schrecklichen Mann zu vernichten, der dafür gesorgt hat, dass Träume wahr geworden sind? Sind Sie deshalb hierhergekommen, Miss?«
    »Ich bin hierhergekommen, weil Sie gesagt haben …«
    »Die Behörden waren hinter mir her, und ich wollte nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden wie ein Ketzer. Aber die Probleme waren mir durchaus bewusst.« Er öffnet die untere Schublade des Schreibtischs und holt einen unordentlichen Papierstapel heraus, bestehend aus Briefen und juristischen Schriftsätzen. Den hebt er wütend in die Höhe, bevor er ihn auf die Tischplatte knallt. »Und ich habe an Lösungen gearbeitet. Aber hatte ich Erfolg? Ohne Geld, ohne Frieden, ohne Zeit. Wie hätte mir da was gelingen können?«
    »Aber Sie haben es gesagt. Ich hab Sie gesehen. In einem …« Mit heftig klopfendem Herzen bewegt Leslie ihre Hand im Kreis, als würde sie die Kurbel einer alten Filmkamera drehen.
    »Das Internet«, sagt Kiš. »Das ist ein Wolkenbruch aus Lügen, in dem nur hier und da ein bisschen Sonne scheint.«
    »Sie haben gelogen?«
    »Ich habe gesagt, was man mir geraten hat. Ich habe auf Zeit gespielt. Was konnte ich sonst machen? Man wollte mich auslöschen, also musste ich so tun, als wäre ich etwas Großem, etwas Wertvollem auf der Spur. Und ich hab’s versucht, glauben Sie mir, Miss, ich hab’s versucht, Tag und Nacht. Aber – wie heißt noch mal der Spruch? – hin ist hin, da helfen keine Pillen. Wenn etwas geschehen ist, kann es kaum je revidiert werden. Der Regen fällt vom Himmel, das geht ganz schnell. Aber bis die Feuchtigkeit wieder in die Luft gelangt, das ist ein sehr langsamer, allmählicher Vorgang. Und zum Schaden aller Beteiligten war die allgemeine Stimmung darauf nicht so, dass man gewartet hätte, während sich langsam etwas entwickelt.« Schon wieder greift er nach dem Pillenfläschchen und schüttelt es. Der Inhalt rasselt wie eine tödliche Schlange.
    An Leslies Gesicht strömen langsam Tränen herab, die sie jedoch kaum wahrnimmt. »Was soll ich nur tun?«, fragt sie.
    »Was soll denn
ich
tun, Miss? Sie können Ihr Leben leben. Aber ich? Man ist entschlossen, mich zu vernichten.« Er öffnet das Fläschchen, indem er mit dem Daumen die Kappe hochdrückt.
    »Was tun Sie da eigentlich?«, fragt Leslie und deutet auf die Pillen. »Sind Sie krank?«
    »Ja. Dr. Kiš ist krank. Dr. Kiš muss sterben.« Er hebt das Fläschchen, als wollte er Leslie mit einem Sektglas zuprosten.
    Leslie springt auf und greift nach dem Fläschchen, aber Kiš weicht ihr aus und gießt sich eine riesige Menge Pillen in den Mund. Manche schluckt er sofort, manche kaut er, wobei er seine langen, scheußlichen Zähne zeigt, und andere fallen ihm aus dem Mund und kullern über den Tisch.
    »Sie bringen sich um!«
    »Zu spät, ist schon passiert«, murmelt Kiš durch den dicken weißen Brei der halb gekauten Pillen hindurch.
    Leslie klettert über den Tisch und packt den alten Arzt. Der versucht, sich von ihr wegzudrehen, doch sie ist zu schnell und viel zu stark.
    »Spucken Sie das Zeug aus«, befiehlt sie ihm.
    Er presst die Lippen zusammen und schüttelt heftig den
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