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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition)
Autoren: Chase Novak
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Duell als Sieger hervorzugehen. Schließlich streift sein Gegenüber die Kapuze des Schutzanzugs ab. Er ist nicht älter als zwanzig und hat platinblondes Haar, das kurz geschnitten und nach vorn gekämmt ist wie das eines römischen Senators. Nun spricht er leiser und schneller, während Slavoj nickt.
    Schließlich lächelt Slavoj und streckt die Hand durch die Stäbe des Tors, um dem jungen Mann die Hand zu reichen, doch der tritt zurück und schüttelt den Kopf. Er sieht dabei nicht unfreundlich aus; offenbar will er Slavoj nicht die Hand geben, um ihn nicht zu gefährden.
    »Nicht da«, sagt Slavoj, als er sich wieder ans Lenkrad setzt. »Großes Schlamassel im Haus. Alles verseucht und alles schlimm. Sehr schlimm. Gefährliches Chemiezeug. Dieser Doktor? Sehr schlimm. Sie sind ganz sicher, dass Sie …«
    »Wir sind von weit her gekommen, um diesen Doktor zu sehen«, sagt Leslie.
    »Das Amt von öffentliche Sicherheit hat dieses Haus zugeschlossen, aber der Doktor ist noch nicht im Gefängnis. Er hat jetzt neues Haus. Nicht weit.« Slavoj stößt zurück, um zu wenden, aber sobald das Manöver beendet ist, hält er an. »Lady, bitte Sie nicht nehmen übel. Ich mag Sie. Sie haben viele …« Er gestikuliert, während er nach dem richtigen Wort sucht. »Energie. Dieser Doktor ist gar nicht gut. Fahren wir zurück in Hauptstadt. Ich kann Ihnen zeigen alle besten Plätze, nicht touristisch, geheime Tipps.«
    »Wie weit ist es?«, fragt Leslie mit ruhiger Stimme. In ihrem Magen beginnt es zu rumoren. Sie riecht das köstliche, so köstliche Fleisch ihrer Kinder, was eine fast überwältigende Wirkung auf sie hat. Es ist so ähnlich, wie wenn andere Leute in ausgehungertem Zustand den Duft brutzelnder Butter wahrnehmen. Sie setzt sich auf und beugt sich vor, um möglichst viel Abstand zu den Zwillingen zu halten.
Es wird bloß immer schlimmer und schlimmer werden …
    »Bitte, Slavoj, bringen Sie uns zu ihm.«
    Während Slavoj losfährt, fummelt Adam an seinem Rucksack, den er auf dem Schoß hält. So verstohlen wie möglich öffnet er den Reißverschluss. Zwei Zentimeter. Noch zwei. Er räuspert sich, um das Geräusch zu kaschieren.
    »Hast du Halsweh?«, fragt Leslie.
    »Nein, geht schon.«
    Sein Herz jagt. Seine Mutter blickt wieder auf die vorüberziehende Landschaft, doch Adam wagt es trotzdem nicht, den Reißverschluss weiter zu öffnen. Er lässt jedoch die Finger am Griff, falls er rasch daran ziehen muss.
    Kiš wohnt in einem auf einer Anhöhe gelegenen mittelalterlichen Dorf namens Goče, eine halbe Stunde entfernt. Ringsum sind Weinberge, und der Wind ist so stark, dass auf sämtlichen Dächern strategisch Dutzende großer Steine platziert sind, damit die roten Ziegel nicht weggeweht werden. Heute ist es besonders stürmisch, und der Wind heult durch die engen Gassen von Goče. Diese Gassen sind zu eng für Slavojs Wagen; er parkt ihn am oberen Ende des kleinen Orts, dann gehen die vier zu Fuß weiter. Die Zwillinge halten sich die Ohren zu, um sich vor dem Wind zu schützen.
    Es ist keine Menschenseele in Sicht. Es gibt keine Läden, keine Parks, kein Rathaus, kein öffentliches Gebäude mit Ausnahme einer katholischen Kirche, die in der Mitte der Häuser steht. Sie sieht aus, als wäre sie für fünfmal mehr Menschen erbaut, als je in diesem kleinen Dorf leben könnten, und wie alles ringsum scheint sie leer zu sein. Von Slavoj angeführt, gehen die drei über das Kopfsteinpflaster der Gassen, bis Slavoj vor einem sandfarbenen alten Haus stehenbleibt. Es ist kaum mehr als ein Rechteck mit einigen Fenstern und einer alten Eichentür, und es steht am Ende einer Straße. Dahinter breitet sich ein Weinberg aus, dessen dicke, leere Rebenreihe einen langen, dunklen, gefrorenen Zopf bildet.
    »Das ist das Haus«, verkündet Slavoj.
    Eine alte, dick eingepackte Frau führt ihren Hund spazieren, einen alten weißen Terriermischling, dessen verkrüppelte hintere Hälfte mit zwei Stützrädern für ein Kinderfahrrad aufrecht gehalten wird. Sie murmelt etwas, während sie vorbeigeht.
    »Sie weiß, wer hier wohnt«, sagt Slavoj.
    »Was hat sie denn gesagt?«, fragt Leslie.
    Slavoj zuckt die Achseln. »Teufel«, sagt er. »Die alten Menschen sind noch abergläubisch.«
    »Tun Sie mir einen Gefallen, Slavoj«, sagt Leslie. »Bringen Sie die Kinder zum Wagen zurück, und warten Sie dort auf mich.«
    »Mom«, ruft Adam.
    »Ich glaube, wir sollten lieber zusammenbleiben, Mom«, fügt Alice hinzu.
    Leslie geht in die Hocke,
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