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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News
Autoren: Frank Schätzing
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sinken.
    Hagen hält eine Waffe auf ihn gerichtet.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, schnappt er. »Was soll das?«
    »Ich denke, das werden Sie mir verraten – Schimon.«
     
    Der andere versteinert.
    Dann lacht er. Resignation und Anerkennung mischen sich darin, und noch etwas, eine unausgesprochene Bedrohung –
    Unterschätz mich nicht!
    »Die Dame ist über alle Berge, vermute ich.«
    »Sie war nicht daran interessiert, alte Bekanntschaften aufzufrischen.«
    »Was hat Sie Ihnen erzählt?«
    »Alles.«
    »Und Sie glauben Ihr natürlich.« Wieder lacht er. »Kommen Sie zur Vernunft, Hagen! Yael ist eine notorische Lüg –«
    »Sparen Sie sich den Atem.«
    Schimon, oder wie immer er heißt, breitet in einer fatalistischen Geste die Arme aus.
    »Schön. Sie ist keine Lügnerin. Wie geht’s jetzt weiter?«
    »Woher wussten Sie, dass wir hier sind?«
    »Ihr Freund Mansour –«
    »Niemals!«, entfährt es Hagen.
    »Seien Sie nicht zu streng mit ihm«, sagt Schimon sanft. »Leute werden gesprächig, wenn man ihren Kindern eine Waffe an die Stirn hält.«
    Hagen durchläuft es eiskalt.
    »Sie Dreckskerl. Was haben Sie mit seiner Familie –«
    »Nichts.« Hebt beruhigend die Hände. »Sie sind in der Gewalt meiner Männer. Bis ich das Zeichen zum Abbruch gebe.«
    »Dann geben Sie es!«
    »Erst lassen Sie mich mit Yael –«
    Hagen feuert dicht vor ihn in den Boden. Schimon springt zurück,starrt verdattert auf das Loch im Teppich. Als er wieder aufschaut, hat seine Selbstsicherheit deutliche Risse bekommen.
    »Pfeifen Sie Ihre Leute zurück, Schimon. Sagen Sie ihnen, in spätestens zwei Minuten erwarte ich Mansours Anruf auf meinem Handy. Ich will ihn sagen hören, ja, sie sind weg, sie sind am anderen Ende der Stadt, alles gut bei uns, alles wohlauf.«
    Wo liegt überhaupt sein Handy?
    Auf dem Küchenblock. In Griffweite.
    »Verstreicht die Zeit, ohne dass er anruft, erschieße ich Sie.«
    »Sie sind kein Mörder, Tom.«
    »Doch. Und ich werd immer besser darin, also los.«
    Hört seine Stimme. Kalt, ruhig.
    Genauso fühlt er sich.
    Kalt, ruhig.
    »Sehe ich was anderes als ein Telefon, sind Sie sofort tot.«
    Schimon funkelt ihn unter gesenkten Brauen an. Betont langsam, mit spitzen Fingern, holt er ein Handy hervor.
    »Mit Ihrer Genehmigung –«
    »Bitte.«
    Telefoniert.
    Sagt, was er sagen soll.
    Lässt das Telefon sinken.
    »Sie erbärmlicher Wicht. Sie werden niemals begreifen, um welch einmalige Chance Sie die Menschheit gebracht haben. Sie in ihrer beschissenen kleinen Welt.«
    Hagen antwortet nicht. Behält ihn im Auge. Zählt innerlich, während er zum Küchenblock geht. Wagt nicht, auf die Armbanduhr zu sehen.
    – 57 – 58 – 59 – 60 –
    Eine Minute rum. Zählt weiter.
    – 17 – 18 – 19 –
    Das Handy vibriert auf dem Tresen.
    Nimmt es mit der Linken, drückt auf Empfang.
    »Mansour?«
    »Tom!« Die Stimme des Arabers, in heller Aufregung. »Sie sind weg. Sie sind weg! Oh Gott, es tut mir so leid, aber wie hätte ich –«
    »Alles okay, Mansour, Alles in Ord –«
    Ist es nicht.
    Schimon hat unversehens ausgeholt, schleudert ihm sein Mobiltelefon entgegen. Noch während Hagen sich wegduckt, sieht er den anderen in einer blitzschnellen Drehung die Waffe aus dem Halfter reißen und auf ihn anlegen, zieht reflexartig den Abzug durch –
    Es knallt einmal.
    High Noon , denkt er. Das war ja wie im Western.
    Fragt sich, warum Schimon keinen zweiten Versuch unternimmt, ihn zu töten. Mit gesenkter Pistole steht er da, während ein Lächeln auf seine Züge tritt und sich langsam verbreitert.
    Mit ihm verbreitert sich der rote Fleck auf seiner Brust.
    Dann fällt er.
    Fällt wie ein Stock, den man losgelassen hat, schlägt auf und ist Geschichte.
    »Tom?«, quäkt Mansours Stimme.
    Hagen glotzt auf die Leiche herab, Leere im Kopf.
    »Tom, was war das? Um Himmels willen! Tom –«
    Das Handy. Er hält es immer noch fest umfasst, er muss Mansour sagen –
    Macht einen Schritt nach vorn.
    Sitzt.
    Schaut verdattert an sich herab. Warum sitzt er? Was ist los?
    Sein Bauch ist voller Blut.
    (Na, so was.)
    (Würde der Dreckskerl noch leben, wir könnten die Weltmeisterschaft im Synchronschießen ins Leben rufen.)
    »Tom! Tom!«
    Sein Bewusstsein schwindet. Er kippt auf die Seite.

Epilog
Tel Aviv, 11. November
    Zwei Komapatienten kennt Ricardo Perlman persönlich. Mit dem einen hat er zuletzt vor sechs Jahren gesprochen, während einer Sicherheitskonferenz.
    Seitdem schläft Scharon offenen Auges.
    Mit der
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