Brautraub (German Edition)
Anekdoten. Der Wein floss in Strömen. Annett wunderte sich wieder einmal darüber, wie viel Alkohol die Ul`cha vertrugen, ohne sonderlich betrunken zu werden. Ihr selbst war schon ein wenig schwindelig. Zu später Stunde begann wie üblich das Kräftemessen. Annett kannte die freundschaftlichen Ringkämpfe und andere handgreifliche Auseinandersetzungen bereits von den Abenden auf dem Nga`Vron Anwesen. Sie mochte sie nicht, wusste aber, dass derartige Ereignisse nur selten blutig endeten. Gerade, als sie Hor darum bitten wollte, sie zu seinem Haus zu bringen, musste er sich einer Herausforderung stellen. Er verließ den Platz an ihrer Seite und folgte fröhlich lachend seinem Herausforderer, einem hünenhaften Krieger, zur Arena der Halle. Dort gab es ein regelrechtes Gedränge all der Männer und einiger Frauen, die ihre Kräfte miteinander messen wollten. Unvermutet begann jemand aus diesem Kreis, einen rhythmischen Gesang anzustimmen, andere fielen mit ein und bald sangen alle Personen in der Nähe der Arena.
Begeistert klatschte Andra in die Hände. "Kan`xur!", feuerte sie die Gruppe an.
Die Männer und Frauen bildeten einen Kreis. Während sie sangen, stampften sie den einfachen Rhythmus mit den Füßen. Von irgendwo erklagen Trommeln.
"Was hat das zu bedeuten?", erkundigte sich Annett. Das Geschehen wirkte aggressiv und löste in ihr Beklemmungen aus.
"Sie singen sich in Rage, bis das Blutfieber ausbricht", erklärte Andra. "Kan`xur, Kan`xur ...", skandierte sie immer wieder.
Angefeuert von ihren Zuschauern gebärdete sich die Gruppe der Tänzer und Sänger immer aggressiver. Zwei Männer stürmten in die Arenamitte und krachten gegeneinander. Sie zogen sich wieder zurück. Andere taten es ihnen zu zweit, zu dritt oder auch zu viert nach. In Wellen wogten die Körper zueinander, prallten gegeneinander und stoben wieder auseinander. Blut strömte. Entsetzt beobachtete Annett, wie sich die Teilnehmer des Kan`xurs ohne jegliche Rücksicht auf ihre Gesundheit der Raserei ergaben. Die ersten Bewusstlosen wurden brutal aus dem Kreis gestoßen. Wachmänner schleppten die blutüberströmten Körper fort. Annett barg ihr Gesicht in den Händen und schluchzte: "Das ist furchtbar."
Andra wandte sich ihr verwundert zu. "Aber Schätzchen, das Kan`xur ist ein großer Spaß."
"Spaß?", kreischte Annett auf. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Angesichts ihrer schlechten Verfassung hörte Andra auf, die Kämpfer anzufeuern und legte ihr beschwichtigend einen Arm um die Schultern.
"Ich will hier raus!", schluchzte Annett.
Andra wechselte einen ratlosen Blick mit ihrem Gatten Brock.
"Hor hat sich eine sehr schreckhafte Menschenfrau ausgesucht", kommentierte Spanos Annetts Zustand. "Bring sie lieber raus, bevor sie zusammenbricht und damit deinen Bruder beschämt."
Andra zuckte mit den Schultern und tat, wie ihr geheißen.
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Bester Stimmung kehrte Hor zum Tisch zurück. Das Blutfieber des Kan`xurs war einer heftigen sexuellen Erregung gewichen. Natürlich konnte er sie nicht mit Annett stillen, noch nicht. Doch einen letzten Kuss wollte er ihr rauben, bevor er sie zu Bett schickte, damit er Gelegenheit hatte, seine Spannungen anderswo abzubauen. Sein Gesicht verfinsterte sich, als er sie nicht vorfand.
"Wo ist Annett?", fragte er seinen Schwager.
"Das Kan`xur behagte ihr nicht", antwortete Brock.
"Was soll das heißen?"
"Urielle und Menschen passen nicht zueinander", verkündete Spanos. "Du solltest diese schreckhafte Frau gehen lassen."
"Ist das ein Befehl?", schnaubte Hor und wischte dabei sich Blut aus dem linken Augenwinkel, das ihm aus einer Kopfwunde sickerte.
"Nur ein guter Rat", beschwichtigte Spanos.
Hor drehte sich auf dem Absatz um und stapfte aus der Halle.
In seinem Haus fing ihn Andra ab. "Du solltest Annett heute Nacht besser zufrieden lassen. Sie wirkte sehr verstört."
"Weshalb denn nur, bei Gandyr!"
"Ich glaube, sie fürchtet deine aggressive Seite."
"Ich werde zu ihr gehen und sie beruhigen."
"Hor! Nicht jetzt. Du hast dich nach dem Kan`xur noch nicht sexuell abreagiert."
"Ich habe nicht vor, sie zu vergewaltigen."
"Kannst du ausschließen, dass es dich überkommt?"
"Verdammt, Andra! Verschwinde jetzt!"
"Wie du willst, Bruder", sagte sie und ließ ihn allein. Hor wollte sofort zu Annett gehen, überlegte es sich jedoch, als er sich erneut Blut aus seinem Auge wischen musste. Er ging in sein Bad, duschte ausgiebig und befriedigte dabei einen Teil seines sexuellen Hungers. Es war eine Verschwendung, es sich
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