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Brautraub (German Edition)

Brautraub (German Edition)

Titel: Brautraub (German Edition)
Autoren: Norma Banzi
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ein, benimmt er sich dir gegenüber ungehörig oder lässt er dich hungern?", fragte Spanos.
Annett hob ihren Kopf, um Hor anzusehen, der gespannt auf ihre Antwort wartete. Es fiel ihr auf, dass sie noch immer sehr nah bei ihm stand und seine Hand krampfhaft mit der ihren umfasst hielt.
"Ist es nicht ungehörig, eine Frau mit Gewalt zu verschleppen?"
Spanos machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Die Tradition sieht vor, dass die Frau um ihre Freiheit kämpfen kann", mischte sich Brock in das Gespräch ein.
"Willst du mit mir kämpfen, meine Süße?", fragte Hor grinsend und gab Annett einen federleichten Kuss auf die Nase.
"Als wenn ich das könnte", fauchte sie.
"Nun, dann ist das Thema ja endlich abgeschlossen", sagte Andra. "Lasst uns essen!" Sie ging um den Tisch herum und setzte sich neben ihren Gefährten Brock. Hor dirigierte Annett neben seine Schwester und ließ sich neben ihr nieder.
Das Abendessen in der Halle ging bald wieder seinen normalen Gang. Vor Annett stand ein Teller mit gebratenem Fleisch und Gemüse. Lustlos stocherte sie mit ihrer Gabel darin herum.
"Iß!", forderte Hor sie auf.
"Ich habe aber keinen Appetit."
"Mein Schwager Brock und sein Gast Spanos werden beleidigt sein, wenn du dieses Fleisch stehen lässt. Es stammt von den Tieren, die sie auf einem ihrer Jagdausflüge erlegt haben."
"Na und?! Bin ich etwa nicht beleidigt worden?!"
"Wann wurdest du beleidigt?", verlangte Hor zu wissen.
"Spanos hat mich lüstern angestarrt."
Hor lachte amüsiert auf. "Natürlich hat er zur Kenntnis genommen, wie gut du gebaut bist. Diese Bluse betont deine Figur ja auch sehr vorteilhaft."
"Ich will nicht auf diese Weise angestarrt werden", beharrte Annett.
"Was ist daran falsch?", fragte Hor.
"Aber das ist doch ...", ereiferte sich Annett.
Andra unterbrach sie: " Spanos hat dir ein Kompliment gemacht. Ul`chanische Männer nehmen zur Kenntnis, wenn die Frauen sich für sie schön machen. Sein Blick hatte nichts Ehrenrühriges an sich."
"Ich habe mich nicht für Spanos schön gemacht."
"Vielleicht für mich?", neckte Hor Annett.
"Für dich schon gar nicht. Andra hat mir die Sachen herausgesucht und aufgezwungen. Ich selbst hätte mir niemals so aufreizende Kleidung ausgesucht."
"Wollen die menschlichen Frauen ihren Männern nicht gefallen?", fragte Andra.
"Natürlich, aber doch nicht so ..."
Ungläubig schüttelte Andra den Kopf und wandte sich wieder ihrem Essen zu. Hor stach mit der Gabel in das vor Annett liegende Fleisch, schnitt mit seinem Messer ein großes Stück davon ab und legte es auf seinen Teller.
"Den Rest wirst du wohl allein schaffen."
"Danke!"
Mit viel Wein spülte Annett ihr Essen herunter. Als ihr Teller leer war, schob sie ihn erleichtert von sich. "Darf ich jetzt gehen?", fragte sie Hor.
"Aber der Abend fängt gerade erst an", verkündete er und zeigte auf die beiden Musiker, einen Mann und eine Frau, die sich vor dem Tisch aufstellten. Der Mann begann, auf einem Saiteninstrument zu spielen, die Frau schlug den Takt mit einer kleinen Trommel. Bald darauf stimmten sie ein fröhliches, zweistimmiges Duett an.
"Was singen sie?", wollte Annett nach einer Weile wissen.
"Die Ballade von der geraubten Braut", entgegnete Hor.
"Wie passend", schnaubte Annett, konnte sich dem Charme des Liedes jedoch nicht entziehen. Obwohl sie die Sprache nicht verstand, erkannte Annett den leidenschaftlichen Kampf zwischen Mann und Frau in den beiden Melodien der jeweiligen Seite, die zunächst auseinander strebten, sich dann harmonisch miteinander verflochten, nur um erneut auseinander zu driften. Dabei nahmen Dynamik und Tempo zu. Die beiden Sänger schienen sich gegenseitig immer mehr in Rage zu singen. Ihre Melodien wurden dissonanter und gegenläufiger. Fast kippten ihre jeweiligen Parts über wie Wasser in einem bis zum Rand gefüllten Gefäß. Plötzlich verstummten die Sänger. Ein melancholisches Instrumentalsolo glättete die Wogen. Gespannt wartete Annett auf den Fortgang des Duetts. Sie ertappte sich dabei, auf ein glückliches Ende des Liedes zu hoffen, und sie wurde nicht enttäuscht. Als die Sänger fortfuhren, blickten sie sich verliebt in die Augen. Ihre Melodien vereinten sich in einem fröhlichen, hoffnungsvollen Finale. Die Darbietung wurde mit begeistertem Applaus belohnt, dem sich auch Annett anschloss.
Der Wein und die Musik lösten Annett. Sie genoss den Abend. Hor und Andra waren fröhliche und interessante Gesellschafter, und auch der Hausherr Brock unterhielt sie mit spannenden
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