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Brasilien

Brasilien

Titel: Brasilien
Autoren: John Updike
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Mädchenjahren, die Wände dekoriert mit Postern, die langhaarige Popsänger aus England zeigten. Der Druck auf Tristãos Lungen schien hier weniger belastend, so als wehte der Wind des Geldes zwischen diesen kindlichen Wänden weniger stürmisch. Die winzigen, hellen Fetzen von Isabels Bikini wurden mit einem Schlängeln der Schultern und der Hüften abgestreift, eine beiläufige, gewohnte Tanzfigur ihres schlanken Körpers, die sie mit einem gleichermaßen herausfordernden wie fragenden Lächeln ihres tapferen Affchengesichts vollführte. Sie wirkte jetzt kaum nackter als zuvor. Noch niemals hatte er einen Schamhaarbusch wie ihren gesehen, so durchscheinend und ungekräuselt. Der Luft und seinen Blicken ausgesetzt, versteiften sich ihre Brustwarzen, die von Scheiben aus hellbrauner Haut umgeben waren. «Wir müssen uns säubern», sagte sie nachdrücklich zu ihm.
    Die Wasserhähne in der marmornen Duschkabine waren zahlreich und ließen das Wasser auf die verschiedensten Weisen sprudeln – als Gebinde aus feinen Nadeln oder mit dem Trommelschlag schwerer Tropfen im Rhythmus eines jagenden Pulses. Als er mit ihr unter dem warmen Wasserfall stand, ihre Haut einseifte, so daß die nachgiebige Seidentextur unter einem weißen Schaumfilm verschwand, und sich dann umgekehrt von ihr einseifen ließ, fühlte er, wie sich sein Cashewkern in eine Banane und schließlich in eine pulsierende Yamswurzel verwandelte, die fast unter ihrem eigenen Gewicht zerbarst. Sie seifte ihn an dieser Stelle besonders gründlich ein, neigte ihren Kopf in den trommelnden Wasserstrahl, um die angeschwollenen Adern, die blauschwarze Haut, die rotviolette, herzförmige, einäugige Eichel genauer betrachten zu können. Während dieser Untersuchung enthüllte ihr vornüberfallendes Haar ihre rosige – nicht weiße, wie er es erwartet hatte – Kopfhaut. Als die Dusche abgedreht war, sagte sie, noch immer in Betrachtung versunken, mit den Fingern einer Ader nachfühlend: «So sieht er also aus. Ich mag ihn. Er ist häßlich, aber unschuldig, wie eine Kröte.»
    «Noch nie?» fragte er, unangenehm berührt und dankbar, daß er gerade hinter dem wolkigen Weiß eines riesigen Badetuchs verborgen war, das sie aus einem Schrank geholt hatte. In den Spiegeln, die an allen Wänden dieses Raumes hingen, sah er sich selbst in weiße und schwarze Schnitzel zerschnitten. Sein Gesicht war das strenge Gesicht eines Kriegers, gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen.
    «Nein, noch nie. Macht dir das angst, Tristão?»
    Ja, das machte es, denn wenn sie noch Jungfrau war, wurde das Ficken mit ihr zu etwas Religiösem, gleichbedeutend mit der Übernahme einer untilgbaren Schuld. Doch sein Blut, das hilflos in der Yamswurzel pulsierte, die er unter dem togagleichen Badetuch vor sich hertrug, trieb ihn zu dieser Erscheinung hin, die ihr Badetuch höher geschürzt hatte, wie einen Umhang, der die untere Hälfte ihres Körpers, ihre stramm wippenden Hinterbacken entblößte. Als sie sich an der Marmorschwelle des Badezimmers bückte, um seine kleine, schwarze Badehose aufzuheben, die er dort fallen gelassen hatte, teilte sich ihr weißer Hintern, und eine senkrechte, braun ausgekleidete Spalte wurde zwischen den Backen sichtbar, eine unveränderliche Hautfärbung rund um ihr Arschloch, vor der er einen leichten Ekel empfand.
    Als sie seine Badehose dann ausschüttelte und zusammenlegte, um sie säuberlich aufzuhängen, stieß sie einen Schrei der Überraschung aus. Die Rasierklinge in der kleinen Seitentasche war aus ihrer behelfsmäßigen Scheide gerutscht und hatte ihr einen Schnitt in den Daumen versetzt. Sie zeigte ihm die weiße Haut mit dem Wirbel feiner Linien, das träge Rubinrot der Wunde. Auch dies machte ihm angst, weil es eine Prophezeiung war: Er würde ihr Schmerzen bereiten.
    Und doch setzte sie, mit einem verwundeten Gesichtsausdruck am Daumen lutschend, Blutflecken in die Ecke ihres endlosen Badetuchs tupfend, unbeirrt den Weg zu ihrem Jungmädchenbett fort, einem schmalen Bett mit einer leichten Steppdecke, deren zarter Grünton Tristão an das Porzellan der Wasserkrüge und der Nachttöpfe in den favelas erinnerte, an den schmalen Strich aus zartem Schaum knapp unter dem Rand. Über dem Messingge stänge des Kopfteils hing ein kleines, süßliches Bild der Heiligen Jungfrau, die ihren Heiligenschein wie einen in den Nacken geschobenen Sombrero trug und ein unnatürlich ernstes und fettes Baby auf dem Schoß hatte, das mit seinen
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