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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine
Autoren: Jo Clayton
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las die Beschriftung. »Das ist sein Schlafzimmer. Hast du das Gefühl, daß er schläft?«
    »Ich ... Hmmm.« Simms schloß die Lider, richtete alle Aufmerksamkeit angespannt auf sein Inneres, rieb mit dem Daumen wiederholt die Fingerspitzen. »Nein ... Ich kann nich ... Ich kann ... Ich kann nur raten, ich würd sagen, er is wach und wartet.«
    Maks schob den Bogen Pergament in die lederne Mappe, verknotete die Bänder, erhob sich. »Dann wollen wir ihn nicht länger warten lassen.«
     
    6 Der Magus griff Maks an, bevor seine und Simms' Füße den Fußboden berührten, verschleuderte Zeit-Energie, zerspellte die Realität ins Strudeln eines Chaos, das sich als grelle Farben und extreme Formverzerrung manifestierte — und als eine Art von körperlose Gier, die an Settsimaksimin zerrte, ihn in den Wirrwarr zu reißen und darin aufzulösen drohten.
    Der Angriff ließ Simms außer acht. Er rematerialisierte hinter Maks, die Lebensglut des Zauberers, ein Feuer, das Maks hell und gewaltsam wie die Lohe einer Sonne umloderte, sichtbar gemacht wurde durch das Wirbeln der Kräfte, die das Zimmer durchtosten, verdeckte seine Aura. Simms fiel auf Hände und Knie. Er blieb ganz ruhig, lächelte sogar; er empfand den Boden wie etwas Vertrautes, mit dem sein hochsensibles Tastgespür keine Probleme hatte. Poliertes Holz, ein samtweicher Teppich. Er versuchte nicht zu begreifen, was seine Augen sahen, er ignorierte es einfach, richtete sich ausschließlich nach dem, was er aus dem Teppich erfühlte. Er kroch auf den Magus zu.
    Anstatt zu versuchen, das Chaos von sich abzuwehren, absorbierte Maks es, saugte ihm die Energie aus, schuf langsam, mühsam rings um sich eine Zone der Normalität, gewann an Stärke, indem der Magus seine Kraft verbrauchte.
    Vom Magus unbemerkt, während die beiden hohen Magier gegeneinander rangen, krauchte Simms in weitem Bogen um die zwei Männer, gelangte in den Rücken des Magus, dessen Gestalt zu wallen schien, dermaßen verzerrt wirkte sie. Rund um ihn wurde die Realität verformt und zerborsten, Knotenpunkte der Zeit zerplatzten, doch nichts von allem galt Simms, die energetischen Schläge streiften ihn zwar, schüttelten ihn durch, aber er erlitt keinen nennenswerten Schaden. Er kroch vorwärts. Hinter dem Magus, der den Anblick einer braunen, in Puzzleteile zerlegten, durch ein Wasserglas betrachteten Säule bot, erhob sich Simms.
    Er zog den mit Sand gefüllten, zugeknüpften Strumpf aus der Manteltasche, kauerte sich für einen Moment auf die Fersen, starrte die >Säule< angestrengt an, versuchte sie deutlich genug zu erkennen, um das Ziel treffen zu können. Schwarz und weiß mit Flecken von rosa eingefärbtem Braun waberten, schwankten, änderten den Rhythmus ihrer Bewegungen, kamen nie zum Stillstand. Hände, befand Simms nach kurzer Beobachtung. Er stand auf, hätte die vage, unstete Gestalt anfassen können, aber davor hütete er sich. Endlich erspähte er am oberen Ende der >Säule< einen rosarötlich-braunen Klecks, nur flüchtig, er verschwand in der folgenden Sekunde hinter einem formlosen schwarzen Tupfer, aber das mußte das Gesicht, dort mußte der Kopf sein. Simms stellte sich breitbeinig hin, schwang den Strumpf mit sorgsam und genau bemessener Kraft. Er spürte, wie er etwas traf, hörte dabei ein gedämpftes Klatschen.
    Sofort endete das ganze Durcheinander.
    Zu Sims' Füßen lag auf dem Teppich ein Mann in schwarzweißen Gewändern, die Gliedmaßen gespreizt, ein längliches, in Schwarz und Weiß gestreiftes Kopftuch halb von der Glatze gerutscht. Der Magus war ein hochgewachsener, hagerer Mann mit ausgeprägter Hakennase und weißem Rauschebart.
    Maks wischte sich Schweiß vom grau gewordenen Gesicht. Er taumelte zu einem Stuhl, ließ sich auf ihn sacken. »Ausgezeichnet gemacht, Simms.«
    Benommen stierte Simms ihn an. Irgend etwas pulsierte in ihm, lenkte ihn trotz seiner Bestürzung über Maks' Mitgenommensein ab. Er leckte sich über die Lippen, wollte etwas sagen, brachte jedoch kein Wörtchen hervor. Er ließ den Strumpf fallen, drehte sich ganz, ganz langsam um, bis sich die Einschnürung seiner Kehle ruckartig noch stärker verengte, ihn zu ersticken begann.
    Schritt um Schritt ging er ans Kopfende des großen, auf vier Pfosten stehenden Betts, berührte dort den linken Pfosten. Der viereckige Balken hatte eine Seitenlänge von etwa zwölf Zentimeter, wies tief eingekerbte, verschlungene geometrische Muster typischer Rukk-Schnitzerei auf. Simms strich mit den
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