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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie
Autoren: Jo Clayton
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Fäusten, fiel auf die Knie, wälzte sich herum und richtete sich erneut auf, stiftete Verwirrung, in der nur sie selbst den Überblick behielt und die sie noch durch verhaltenes magisches Pfeifen verstärkte. Endlich hatte sie sich zur Reling des Schiffs durchgekämpft und hechtete über Bord, in die kalten, dunklen Fluten.
    Sie schwamm landwärts, fluchte dabei unterdrückt, weil es sie erzürnte, alles außer dem, was sie am Leibe trug, zurücklassen zu müssen. Besonders wütend machte sie der Verlust ihrer Daroud; ihr Vater hatte sie ihr geschenkt, es war ihr gelungen, das Instrument durch eine ganze Reihe von Abenteuern zu retten, und zudem war sie ihr Mittel gewesen, mit dem sie sich den Unterhalt verdient hatte. Sie faßte den Vorsatz, den Schiffsherrn und die Mannschaft, sobald sie am Ufer war und ihre Gedanken sammeln konnte, mit einem solchen Fluch zu strafen, daß sie länger und lauter winseln würden als der verdammte Fels, der vor ihr von der Landzunge aufragte.
    An Land zu gelangen, ohne zerschmettert und zermalmt zu werden, erwies sich als schwieriger, als sie zuvor angenommen hatte; die kleineren Klippen, die rund um den Fuß des löchrigen Felsens aus dem Wasser schauten, dienten Muscheln mit so scharfen Rändern als Heimstätten, daß sie ein Haar der Länge nach entzweischneiden könnten, und Wasser schäumte ständig in die ausgewaschenen Mulden zwischen den größeren Klippen, spülte wieder heraus, umfloß sie in wuchtigen Schwallen und kraftvollen Strömungen, die die Schwimmerin packten und eine Zeitlang an ihr zerrten, sie dann vorwärtsschwemmten und danach von neuem abzutreiben drohten. Halb ertrunken erhaschte sie, als sie bereits aus hundert Schnittwunden blutete, mit den Fingernägeln einen Halt in einer Spalte in einem von den Fluten geglätteten Riff; anschließend bot sie ihre restlichen Kräfte sowie ihre gesamte Willenskraft auf, um sich aus dem Wasser zu stemmen und auf das Riff zu schieben, auf dem sie sich auf der Seite ausstreckte, japste, soviel vom geschluckten Meerwasser ausspie, wie sie noch loswerden konnte. Als sie sich soweit erholt hatte, wie es unter den gegenwärtigen Umständen möglich war, stimmte sie die Herka trypps an, den Singsang, der in jeder Hinsicht ohne
    Bedeutung war, außer in der Beziehung, daß er ihr dabei half, ihren Geist auf das Wesentliche zu richten und ihre Kräfte zusammenzufassen, um sich auf den Gebrauch anspruchsvollerer Verfahren ihrer magischen Fähigkeiten einstellen zu können. Darin verschmolzen Bruchstücke von Melodien, die sie von ihrem Vater kannte, mit Teilen anderer Weisen, die sie auf ihren Fahrten nach seinem Tode da und dort aufgeschnappt hatte. Sie fing der Luft Wärme und dem Mondschein Licht zu entziehen an, vereinte sie zu Werkzeugen, um die Einschnitte, aus denen ihr Blut sickerte, ihre Körperkräfte entwichen, zu verschließen, und nachdem sie das bewältigt hatte, saugte sie Wärme und Licht auf und speicherte sie in ihrem Innern, verwendete sie zuletzt, um den Fluch zustandezubringen, nutzte ihren Zorn, um den Fluch wie einen vergifteten Speer dem Schiff nachzuschleudern, tat es mit einem Aufwallen von Genugtuung, die im selben Augenblick verflog. Erschöpfung zwang sie nieder, sie sackte der Länge nach auf den kalten Stein.
    Kälte. Die Frau blutete nicht mehr, aber die Kälte zehrte an ihrer Lebenskraft. Steh auf, sagte sie sich, raff dich auf, du kannst nicht hier liegenbleiben. Indem sie sich gegen die Bleischwere ihrer knochentiefen Müdigkeit emporstemmte und dabei fortwährend am Gestein der Löcherfelsen neuen Halt ertastete, erhob sie sich erst auf die Knie, dann auf die Füße. Anschließend stand sie nur benommen da und schlotterte vor sich hin, ob bloß für ein Weilchen oder eine Stunde lang, das wurde ihr nie klar. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, ihre inneren Kräfte zu ballen, um sich zu vergegenwärtigen, wo sie war und was sie tun mußte, um vom Fleck zu gelangen. Über ihr stöhnte das zerlöcherte Felsgestein, es klang, als heulten tausend Nebelhörner, das Gejaule schreckte sie immerzu aus ihrer unzulänglichen geistigen Sammlung, brachte sie jedesmal wieder einem Zustand gefährlich nah, in dem sie zurück in die Fluten zu fallen drohte. Die Flut folgte dem Mond und wich von der Küste, bis die eiskalte Gischt nicht länger die Beine der Frau umschäumte. Nochmals versuchte sie es mit den Herka trypps, krallte die gefühllos gewordenen Hände fester in die Felsspalten, damit der Schmerz
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