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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
Autoren: Sara Paretsky
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Handschellen trägt?« fragte Bobby.
    Die Männer, die mich eskortierten, wußten nichts darüber. Sie sagten, ihnen sei erklärt worden, ich sei gefährlich, sie sollten mich gefesselt lassen.
    »Nehmt die Fesseln ab, ehe ich euch bei eurem Kommandanten melde.«
    Er sagte nichts mehr, bis sie einen Schlüssel gefunden hatten, der zu den Handschellen paßte. Als ich frei war, mir die wunden Arme rieb, ging er mit wütender Bitterkeit auf mich los. Er redete endlos darüber, daß ich Spielchen mit der Polizei trieb, seine besten Männer ruinierte, die Abteilung durcheinanderbrachte, bis keiner mehr wisse, was er tue. Ich ließ es über mich hinweggehen, war zu müde, hatte zu große Schmerzen, war zu überwältigt von seinem Zorn, als daß ich versucht hätte, etwas zu erwidern. Als er schließlich erschöpft war, saß er still da, und Tränen liefen ihm über das rötliche Gesicht.
    »Darf ich jetzt gehen?« fragte ich mit schwacher Stimme. »Oder muß ich immer noch mit einer Anklage rechnen?«
    »Geh. Geh.« Das Wort war ein heiserer Krächzlaut. Er bedeckte das Gesicht mit der rechten Hand und schwenkte die linke in der Luft, als wolle er mich aus dem Zimmer scheuchen. »Die Jungs wollten nicht auf mich hören, aber oben auf dem Rapelec-Gebäude sitzt ein Mann namens Cray fest. Er ist in die Netze um den Kran herum gefallen.« Ich stand auf. »Kannst du mir sagen, wo meine Tante ist?«
    »Geh, Vicki. Ich kann heute nacht den Klang deiner Stimme nicht ertragen.«
    Als ich sein Büro verließ und zum Ausgang in der Eleventh Street kam, wartete Lotty auf mich. Ich fiel ihr in die Arme, ohne Überraschung und ohne Frage.

47 In Lottys Nest
    Lotty nahm sich den Donnerstag frei, um sich um mich zu kümmern. Sie ließ niemand in meine Nähe, weder Murray noch das Fernsehen, nicht einmal den Bundesstaatsanwalt. Als guter Republikaner war er wild auf eine Gelegenheit, den demokratischen Vorsitzenden zu Fall zu bringen. Mit ihrem typischen Sinn für Einzelheiten rief Lotty meinen Auftragsdienst an und sagte ihnen, sie sollten alle Gespräche für mich zu ihr durchstellen – aber sie ließ mich nicht ans Telefon.
    Als ich schließlich gegen fünf erwachte, fiel mir Mr. Contreras ein. Lotty packte mich auf der Bettcouch in ihrem Wohnzimmer in Decken und bestand darauf, daß ich etwas Suppe aß, ehe sie mir ihren Teil des Abenteuers erzählte.
    Der Schuß und unser Gerangel hatte Vinnie und Rick York alarmiert. Sie waren noch wach gewesen, aber im Schlafzimmer, das nach hinten liegt, sonst wären sie vielleicht früh genug da gewesen, um mir zu helfen – oder um selbst einen Schuß abzubekommen. Wie auch immer, Mr. Contreras hatte die Kugel in der Schulter und konnte Rick Lottys Nummer geben.
    »Es geht ihm gut«, versicherte Lotty mir. »Es gehört mehr dazu als eine gebrochene Schulter, um ihn außer Gefecht zu setzen – sobald wir jemand aufgetrieben hatten, der ihn zusammenflickte, mußte er unter Beruhigungsmittel gesetzt werden, um ihn davon abzuhalten, daß er sich sofort auf die Suche nach dir macht.«
    »Wie hast du mich gefunden?« fragte ich von meinem Nest auf der Bettcouch aus.
    »Ich habe Lieutenant Mallory angerufen. Dein lästiger Nachbar wußte, wer auf ihn geschossen hatte – ich nehme an, er führt Buch über alle deine männlichen Besucher?« Sie ließ ein boshaftes Lächeln aufblitzen. »Muß rund um die Uhr beschäftigt sein, meine Liebe. Jedenfalls war der Lieutenant überhaupt nicht dazu aufgelegt, einzugreifen, aber er konnte die Aussage eines Mannes, auf den geschossen worden war, schlecht ignorieren. Schließlich war er bereit, mich anzurufen, sobald sie dich gefunden hatten. Ich befürchtete, er werde sich nicht allzuviel Mühe geben – ich hatte große Angst um dich, meine Liebe.«
    Sie preßte die Lippen zusammen und drehte den Kopf weg, um die Fassung wiederzugewinnen.
    »Ich hatte auch eine Höllenangst«, sagte ich ehrlich. »Ich hatte einfach nicht begriffen, daß die Jungs derart verzweifelt waren.«
    »Wie auch immer, ich habe einmal einer stellvertretenden Staatsanwältin bei einer schwierigen Entbindung geholfen, also habe ich sie angerufen und ihr gesagt, was ich wußte. Ich glaube, sie hat eine Suche nach dir organisiert, aber dann bist du auf dem Zentralrevier aufgetaucht. Was für ein widerlicher Ort. Ich habe mir alle Mühe gegeben, hineinzukommen und dich herauszuholen, aber sie haben, ja sie haben mich körperlich daran gehindert.«
    Ich stieg aus meinem Nest und umarmte sie.
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