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Bran

Bran

Titel: Bran
Autoren: Matthias Falke
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warten. Aus den senkrechten Schatten mannsgroßer Nischen lösten sich einige Arbeiter und Bots, die damit begannen, die Triebwerke zu checken, die Versorgungsleitungen anzubringen, den Füllstand der Plasmatanks zu überprüfen.
    »Was war das?«, rief Straner aus seiner Landebucht in die benachbarte hinüber. »Was hast du da draußen gemacht?«
    Sie war ein paar Schritte um ihr Schiff herumgegangen, war an den Rand der weit auskragenden Terrasse getreten und hatte in die Flucht der großen Magistrale hinausgeblinzelt. Ihr In-Ear-Kommunikator hatte einen polarisierenden Sichtschutz extrudiert, der sich über ihre Stirn spannte und ihre Augen vor der gleißenden Sonne schirmte. Sie regulierte ihn mit der Fingerspitze und sah über den oberen Rand des dunklen Sichtfeldes zu ihm hinüber, als habe sie ihn jetzt erst bemerkt.
    »Vielleicht wollte ich dich begrüßen.«
    »Und warum bist du dann vor mir geflohen?«
    »Vielleicht hat mich dein Gesicht erschreckt, als es auf meinen Schirmen sichtbar wurde!«
    Der Blick ihrer schwarzen Augen stand den Sonnenstrahlen dieses zhidaischen Mittags in Härte und Unbeugsamkeit nicht nach.
    »Wo bist du plötzlich hergekommen?« Straner musste die Augen mit der flachen Hand beschatten, um nicht zu erblinden.
    Drüben kam ein weiterer Helfershelfer angelaufen. Sein teurer Anzug machte deutlich, dass er nicht zum gewöhnlichen Bodenpersonal dieses kleinen Flugfeldes gehörte. Er trug das Haar offen und nach der neuesten Mode. Seine Fingernägel glitzerten bis zu Straner hinüber.
    Die Pilotin wandte sich dem Mann zu, der von einem Pad Termine und andere Informationen ablas. Er haspelte atemlos auf sie ein, und sie schien sich für alles brennend zu interessieren, was sich während ihrer Abwesenheit ereignet hatte. Dicht an seiner Seite wandte sie sich um und ging mit federnden Schritten auf das prachtvolle Portal zu, das sich in der Stirnseite des Hangars geöffnet hatte. Dann war sie verschwunden.
    Straner registrierte, dass die obligatorischen Kabel und Schläuche ausgefahren wurden und sich seinem Schiff entgegenreckten. Treibstoff, Kühlwasser, Strom, Daten. Anders als in der Nachbarbucht kam hier niemand gelaufen, um die Leitungen anzuschließen, und im Gegensatz zu Rangkor, wo dergleichen selbsttätig erfolgt wäre, musste man die Serviceprozeduren hier manuell durchführen. Die Techniker, die ihre Arbeiten am Shuttle der Fremden beendet hatten, starrten nur trotzig und regungslos zu ihm hinüber. Die Arme vor der Brust verschränkt. Die Mienen abweisend, als habe er ihnen die Jungfernschaft ihrer Töchter abgefordert.
    Er versorgte sein Schiff, die HOOKED KITE . Nachdem sie einige Tausend Liter Kühlwasser angesaugt und in eine pfeifende Dampfwolke verwandelt hatte, sanken die Werte der Absorber unter den kritischen Bereich. Die Vollbremsung bei Lichtgeschwindigkeit war wirklich knapp gewesen, nicht nur, was die Gefahr der Kollision anging. Um ein Haar wären die Systeme durchgebrannt. Dann wäre er an der Schwelle zwischen Lichtraum und Einsteinmatrize verglüht wie ein Meteor am Abendhimmel beim Übergang von Vakuum zu Atmosphäre.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alles in Ordnung war, setzte Straner ein gewinnendes Lächeln auf wie eine von zahllosen, zu diesem Zweck bereitliegenden Masken. Dann überwand er die Absperrung, die aus einem knöchelhohen Kabelbaum bestand und von rein symbolischem Wert war, und schritt in die benachbarte Landebucht.
    Sofort stellten sich ihm Männer entgegen. Die schweren Strahlenkanonen, die sie in den Holstern trugen, machten ihre Absicht unzweideutig. Straners Implantate registrierten ihre Waffenapplikationen.
    »Wer war sie?« Straner gab sich unbefangen.
    »Wer bist du?«, fragte der Anführer der Wachmannschaft, ein schwarz gekleideter Hüne, der Straner um zwei Haupteslängen überragte.
    Straner hob die Linke, an deren Handgelenk er das Holo-Tattoo aufleuchten ließ, das seine Identifikation enthielt.
    »Dazu kommen wir später«, knurrte der Mann.
    Im Übrigen waren seine Informationen schon während des Landeanflugs ausgelesen worden. Er war nicht so leichtsinnig gewesen, diese zu unterdrücken. Dafür hasste er Komplikationen viel zu sehr.
    »Ich werde erwartet.« Straner dosierte seine Körpersprache auf jene Mitte zwischen Ruhe und Unruhe, die auf sein Gegenüber wie eine gerade noch beherrschte Ungeduld wirken musste. Dabei wahrte er das herablassende Lächeln und die höfliche Redeweise, die in bestimmten
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