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BRAINFUCK

BRAINFUCK

Titel: BRAINFUCK
Autoren: Alfred Berger
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zuckten kurz, dann lächelte sie.

    Nächster Halt Walheim. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts.

    Das Licht der kleinen Bahnstation verwischte das Spiegelbild und er vergewisserte sich mit einem Seitenblick, dass es noch keine Anzeichen gab, dass sie aussteigen wollte. Sie sah hinaus auf den Bahnsteig und in der schwachen Reflexion begegneten sich ihre Augen. Registrierte sie ihn? Unwichtig. Er sah sie. Der Zugbegleiter ließ schrill seine Trillerpfeife ertönen und die Regionalbahn setzte sich in Bewegung.

    *

    Ihr Lächeln sagte: »Tu mir weh!«
    Er zog das Schnappmesser aus der Hosentasche und öffnete die übrigen Knöpfe ihres Tops. Sie trug tatsächlich keinen BH. Als er ihre Brust streichelte, sprangen ihm ihre Nippel entgegen. Seine Finger massierten einen und zogen ihn in die Länge. Das Klicken der aufspringenden Messerklinge ließ sie kurz schaudern, aber außer einem scharfen Zischen gab sie keinen Laut von sich, als er die Brustwarze mit einem schnellen Schnitt abtrennte. Blut spritzte an die Lehne des vorderen Sitzes und rann ihr in den Schoß.

    Nächster Halt Kirchheim am Neckar. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts.

    Er erschrak. Beinahe wäre er eingeschlafen. Das Mädchen stand auf, zog ihre Kleidung zurecht, hängte sich ihr Täschchen über den Unterarm und ging zum Ausgang. Er folgte ihr.

    ***

    Mit zitternden Knien stieg Sandy aus dem Zug. Ihre Gedanken jagten wild durcheinander. Im Gegensatz zu dem, was sie empfunden hatte, als sie Marcel Müller erkannte, war es jedoch beinahe ein Ruhezustand. Erst als sie ihn fotografiert und das Bild ihrer Schwester Carmen geschickt hatte, wurde es Gewissheit: Der Mann, der keine drei Meter von ihr entfernt saß, war jener, der ihre Mutter vor neun Jahren vergewaltigt und gequält hatte. Mama hatte den Überfall nie überwunden und sich elf Monate danach mit Schlaftabletten das Leben genommen. Die Schwestern waren bei einer Tante untergekommen, die gut für sie sorgte. Ihren Vater kannten die beiden nicht, und ohne Carmen, die drei Jahre älter war, wäre es für Sandy unmöglich gewesen, den Verlust der Mutter zu verwinden.

    *

    ›Steig in Kirchheim aus, geh über den Parkplatz Richtung Betonwerk, alles andere erledige ich!‹, hatte Carmen geschrieben und Sandy vertraute ihr. Ihre große Schwester wusste immer, was zu tun war.

    *

    Deutlich waren die Schritte des Mannes hinter ihr zu hören, als sie den unbeleuchteten Parkplatz entlang ging. Lediglich ein schwarzer Kastenwagen stand kurz vor der Treppe, die zum Betonwerk hinunterführte. Dichtes Gebüsch, hinter dem das Ufer des Neckar lag, umsäumte die mit Kies bestreute Fläche. Die knirschenden Schritte kamen näher. Bevor sie den Transporter erreichte, verschmolz ihr schwacher Schatten mit seinem. Seine Hand legte sich schwer auf ihre Schulter. Sandy blieb stehen und drehte sich um. In ihr regierte jetzt eine seltsame Kälte.
    »Guten Abend, Herr Müller.«
    Der Angesprochene ließ sie los und trat einen halben Schritt zurück. »Kennen wir uns?«
    Hinter ihm löste sich ein Schatten lautlos aus dem Gebüsch. Sandy bemühte sich, ihm ins Gesicht zu sehen, um ihn nicht zu warnen.
    »Sag schon, woher kennst du mich, du kleine Nutte?«
    Vor seinem Hals blitzte es auf. In der Messerklinge spiegelte sich der Mond, bevor sie sich senkte und einen tiefen Schnitt über seine Kehle zog. Er riss die Augen auf und versuchte sich umzudrehen, kippte bei dem Versuch aber nach links weg und ging zu Boden. Er röchelte. Blut strömte aus der klaffenden Wunde und seinem Mund. Sandy und Carmen sahen sich über den Sterbenden hinweg in die Augen. Carmen klappte das Messer zu und steckte es in die Tasche ihrer schwarzen Kapuzenjacke.
    »Lass uns gehen.«

Blutleer

    „Da draußen lauert ein Wolf, er will mein Blut. Wir müssen alle Wölfe töten!“

    (Josef Stalin)

    Ruth beugt sich vor, packt Christian an den Schultern und zieht seinen Oberkörper vom Rand der Badewanne. Der pulsierende Strom aus den Schnitten an den beiden Seiten des Halses hat sich zu einem Tröpfeln reduziert. Zufrieden begutachtet sie das Ergebnis und gibt fünfzig Gramm ›Polasol‹ – ein Antigerinnungsmittel, das Schlachter für Rinder- und Schweineblut verwenden – zu der rotbraunen Flüssigkeit, bevor sie beginnt, sie in große Plastikbehälter abzufüllen.
    Das wird für die nächsten Tage reichen, ihren Bedarf zu befriedigen. Sie verschließt die Behälter und verstaut sie in der Gefriertruhe. Bis auf einen. Diesen nimmt sie mit in die
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